Das Forum von Lutetia,Modell, Foto Clio20
Die gallo-römosche Stadt Lutetia, war die einstige Keimzelle des heutigen Paris. Auch bei diesem Name zeigt sich, wie rasch der Staub der Geschichte die einstige Bedeutung des Namens verdeckt. In Erklärungen wird Lutetia meist auf auf das keltische Wort Luto zurückgeführt, das Sumpf oder Schlamm bedeutet. Für eine Stadt an der Seine wäre dies also eine passende, wenngleich wenig klangvolle Umschreibung. Der Name könnte auch ein Verweis auf die Lutetia im Jahr 52.v. Chr, sein, denn dort spielten die Sümpf vor de Stadt um eine wichtige Rolle. Sie brachten den Vormarsch der Römer ins Stockenund drohten zu einem ernsthaften Hindernis zu werden..Doch Gaius Lubinius, einer der wichtigsten Befehlshaber beim Feldzug Ceasars gegen die Gallier wusste sich zu helfen. Indem er die Streitmacht aufspaltete, zwang er die Gallier zu einem Mehr- frontenkrieg, was letztendlich zu ihrer Niederlage führte. Eine andere Erklärung für den Name Lutetia bietet die Matriarachtsforscherin Kirstin Armburster, die in einem Text auf die mehrschichtige Bedeutung des Wortes hinwies. So wird das keltische Wort in der bretonischen Sprache mit loudur bezeichnet, was im Englischen auch Marschland bedeutet. Im Gegensatz zur negativen Bedeutung des Sumpfes verweist das Marsch- land auf die fruchtbare Verbindung von Erde und Wasser.
Modell der römischen Stadt Lutetia, Foto Ron4
Auf diesen fruchtbringenden Aspekt der Stadt verweist auch die Ausrichtung der spät- eren römischen Stadt. Die heute zur Isle de Cité führende Hauptverkehrsachse war Teil eines rechtwinkligen Straßensystems der neuen römischen Planstadt. Die senkrecht zu dieser Achse verlaufenden Straßen waren dann auf den Sonnenaufgang am Tag der Lupercalien ausgerichtet und damit war die neue Stadt nun durch den römischen Gründungsmythos geprägt. Ganz anders hingegen ist der Kern der alten keltischen Siedlung Isle de Cité aufgerichtet, dessen Mittellinie auf den Sonnenaufgang am 1.Februar weist, dem keltischen Fest der Göttin Brigid. Mit dem Bau der Kathedrale Notre-Dame de Paris wurde diese Ausrichtung wieder aufgegriffen und damit die keltische Tradition in neuer Form fortgesetzt.
Ausrichtung von Lutetia
Der Kult der Lupecalien, soll noch von Romulus, dem legendären Gründer Roms, selbst gestiftet worden sein. In allen überlieferten Varianten die die hinterründe des Kultes be- schreiben, setzt Lycaon, der König der Arkadier, den Göttern in Gestalt des Zeus/Jupiter Menschenfleisch zum Essen vor und dabei denkt er, dass er sie überlisten kann. Doch Lykaon täuschte sich und für seinen Frevel wird er zur Strafe in einen Wolf verwandelt. In manchen Varianten der Erzählung wird die Götterspeisung aus seinem eigenen Sohn zubereitet, in anderen wiederum ist es der Sohn von Zeus/Jupiter und Kallisto – ein junger Mann mit dem Namen Arcas. Das von den Griechen übernommene Kult war ein beliebtes Frühlingsfest der Antike und zugleich auch das letzte, das als heidnischer Götzenkult verboten wurde. Die schauerliche Erzählung der Wolfsverwandlung verweist auch auf die eigentlichen Hintergründe vieler Epen: die himmelsbeobachtung. Be- trachtete man im 6 Jhd. v. Chr. den Himmel, so könnte der Stern Sirius, den die Kelten den Weißen Wolf nannten, eine Erklärung für die alte Wolfsverwandlung bieten. Vom König Lykaon aus Atkadien führt eine Spur zum Lykaion, einem alten Heiligtum im Gebirge der griechischen Landschaft Arkadien. Dort befinden sich noch heute die Reste einer Kultstätte die Zeus geweiht war.Die Anlage wurde seit dem 3.Jahrtausend v. Chr. Benutzt , doch einem Bericht des griechischen Schriftsteller Pausanias, wurde sie bereits im 2.Jhd.v. Chr. nicht mehr genutzt.
Lycaon in einem Druck von Hendrick Goltzius.1589
In diesem Zeitraum waren auch bereits die zahlreichen Legenden über Lykaon und seine Götterspeise entstanden. Betrachtet man jedoch die Ausrichtung der Kultstätte, so weist die Richtung nach Südwesten auf die Sicht des Sternes Sirius am 4. Apri hin, an dem später in Rom die Feiern zu Ehren der Magna Mater begannen. Das Datum deutet auf eine Verbindung beider Gottheiten, wie sie auch die Erzählung über die Entstehung der Kybele schildert. Laut dieser Erzählung schlief Zeus auf dem Berg Agdos in Phrygien ein und ließ dabei seinen Samen zu Boden fallen. An dieser Stelle wuchs sofort der zwitterhafte Agdistis aus einem Felsen heraus. Er hatte ein furchter- regendes Wesen und wurde deshalb von den übrigen Göttern kastriert und so ver- wandelte Agdistis zur Großen Mutter Kybele. In jener Zeit markierte der `Wolf´ in Gestalt des großen Hundes auch das Datum des 15. Februar. Kurz nach Sonnenuntergang tauchte er an diesem Tag m Südosten auf und stand der Stern Riegel aus dem Sternbild des Orion auf dem Südmerodian, Als `Zeitmarker´könnte dieses Bild dann auch den Grund für die Geschichte der Wolfsverwandlung geliefert haben. Das neue in Lutetia war nun der Wolfkult und mit ihm rückte ein Tier in den Mittelpunkt, das sich auch bei den Kelten großer Beliebtheit erfreute. Doch auch die entgegengesetzte Richtung der hauptachse wies auf ein verbindendes Fest beider Kulturen, auf den Tag das beliebten indogermanische Ritual des `Oktobrpferde´ in Gestalt der `equus October´zu Ehren des Mars. Nach all den Kämpfen war die Verbindung dieser Mythologien wohl ein kluger Schachzug der Integration.
Sirius und Orion am Abend der Lupercalien
Bilder: Wikipedia/ Le forum de Lutèce, maquette, Foto Clio20, CC BY-SA 3.0 / Modell der römischen Stadt Lutetia, Foto Ron4 CC BY-SA 3.0 / Lycaon in einem Druck von 1589 Hendrick Goltzius – http://instruct1.cit. cornell.edu/courses/shum404/gallery.htm / simulation, sunearthtools,stellarium