Panoramablick von Tintagel Castle, mit dem Camelot Castle Hotel, Foto Michal Stehlík
Im Jahr 1135 schuf der wallisische Geistliche Geoffrey of Monmouth mit der Historia Regum Britanniae auch eine Sage, die ihre Faszination bis heute nicht verloren hat. Gemäß seiner Erzählung war die kleine Felseninsel Tintagel der Geburtsort von König Artus der während der Zeit der Völkerwanderung in Britannien geherrscht haben soll. Die Sage spielt in dieser Ära des Umbruchs, in der zerstrittene Könige den einfallenden Völkern hilflos ausgeliefert waren. Von dem Zauberer Merlin herbeigeführte, übernatür- liche Umstände führen auf Tintagel zur Geburt des Königs und Merlin wird fortan auch sein Mentor. Aus der Erzählung, in die Geoffrey of Monmouths neben historischen Er- eignissen eine Menge weitere Erzählungen mit mythischen Vorstellungen aus der keltischen Geschichte einflocht, wurde dann ein Besteller frd Mittelalters. Neben Artus wurde so seine schöne Frau Guinevere, das Schwert Excalibur und das Land Avalon zu Themen weiterer eigenständiger Sagenkreise. Während seiner Laufbahn als Geistlicher war Geoffrey Priester in Westminster und später Bischof von St. Asaph in Lambeth. Diese Rolle als Geistlicher prägte auch seine Erzählung, in denen zahlreiche biblische Motive wieder erscheinen.
Merlins Gab und die Silhouette des Cernunnos, Foto Trevor Rickard
Doch auf der Insel selbst sind frühe Spuren einer Bautätigkeit erst aus dem Jahr 1236 dokumentiert, als dort Richard von Cornwall eine Burg errichten lies. Doch dieser Zeitpunkt liegt aber mehrere Jahrhunderte nach der geschilderten Zeit des mythischen Königs. War also die Erzählung von dessen Geburt doch nur eine fantastische Erzählung? Ein immer wieder fotografiertes Motiv auf Tintagel ist eine Felsensilhouette die als Gesicht des gehörnten Gottes Cernunnos interpretiert wird. Er wird als keltische Gottheit der Natur wie der Fruchtbarkeit gesehen und seine heiligen Tiere waren der Eber und der Hirsch. Doch gerade im Eber zeigen sich auch Parallelen zum nordischem Fruchtbarkeits- und Liebesgott Freyr, denn dessen Reittier war der mit goldenen Borst- en besetzte Eber. Als eine der bekanntesten Bilder Darstellung des Cernunnos gilt die Darstellung auf dem Kessel von Gundestrup, wo er in einer Haltung dargestellt wurde, die einem meditieren den Schamane gleicht, der zwischen Erd- und Himmelskräften vermittelt.
Derr Kessel von Gundestrup, Foto by Malene Thyssen.
Der Aspekt der Erneuerung die die Natur im Frühling durchläuft spiegelt sich auch im Leben des Hirsches wieder. Der verliert in der Zeit von Februar bis April sein altes Geweih und ab Mai wächst ihm dann innerhalb von 4 Monaten während des Sommers ein neues. Diese zyklische Erneuerung machte den Hirsch wohl bereits in der Frühgeschichte zu einem Symbol der Wiedergeburt wo bereits im Neolithikum Geweihe in die die Gräber von Toten gelegt wurden. Durch diese Erneuerung ihres Geweihs wurde den Tieren auch magische Kräfte zugesprochen. Eines dieser Beispiele findet sich auf der Insel Rhodos, die Hirsche laut eine Sage von der bedrohlichen Plage giftiger Schlangen befreit haben. Auch die christliche Bildsprache griff auf das antike Bild des Hirsches als Bezwinger der Schlange zurück und identifizierte den Hirsch mit Christus. Ein keltisches Fest, das den Hirsch mit diesen Aspekt der Erneuerung verbindet, ist das Fest Imbolc. An diesem Tag ist auch der Sonnenuntergang über der Mitte Tintagels von der nordöstlich gelegen, ebenso tetraederförmig ausgebildeten Landzunge aus zu sehen. Die Sonnenausrichtung, wie auch die Entfernung beider Ortet deutetan, dass sie zusammen einen sakralen Ort gebildet haben könnten.
Die Trinität von Tintagel
Nicht nur der Azimut dieses Sonnenuntergangs von 243° weist auf die Besonderheit des Ortes hin, denn die Zahl ist das Produkt aus 3x3x3x3x3 oder auch 9×27. Während das erste Ergebnis auf die Betonung einer Trinität verweist, steht das zweite mit der Zahl 27 auch für die 27 Elemente eines Oktaeders. Es ist der platonische Körper, der Wissen und Weisheit symbolisiert. Auch für die Kelten war die Drei eine heilige Zahl, die sich in der dreigefächterten Triskele darstellte, aber auch in einer Triade der Göttinnen. Brigid Cerridwen und Boann. Stand hier `die Helle´ und `die Strahlende´ Brigid für das Licht und die Erneuerung am 1. Februar, so repräsentierten die beiden anderen Göttinnen jeweils andere Aspekte des Naturkreislaufes. Diese Vorstellung einer Triade erscheint auch in der Landschaft von Tintagel. So taucht die Drei auch wieder in der Entfernung der beiden Landzungen auf, deren Mittelpunkte 2700 Nippur Ellen entfernt sind. Das eigentliche Motiv das Dreieck von Tintagel ist aber auf Grund der Verwitterung nur noch in den Höhenlinien der Felseninsel zu erkennen. Diese einstige, weit in die Gschichte zurückreichende Bedeutung Tintagels als Kultort einer Triade im Mittelalter wohl ganz bewusst durch den Artus-Mythos überstrahlt. Sein Name wird gerne mit dem Bär in Verbindung gebracht, oder gar mit dem nordischen Namen amthor, der übersetzt Adler bedeutet. Doch das lateinische Wort artio, kunstvoll, weist auf das eigentliche Wesen des Mythos hin. Er stellt eine kunstvoll verwobene Legende dar, in der keltische, antike, historische, aber wie auch zahlreiche biblische Motive miteinander verknüpft sind. Auf diese Weise wurde die alte Welt von Geoffrey of Monmouth in die neue überführt.
Bilder: Wikipedia/ Panoramablick von Tintagel Castle, mit dem Camelot Castle Hotel Michal Stehlík / CC BY-SA 2.0 / Merlin’s Cave viewed from Barras Nose With the bridge across to Tintagel Castle to the left, Foto Trevor Rickard, Simulation. Opentopomap, sunearttools