Die Uhr von Bad Urach

Gesamtansich Aurach, Kupferstich v. Merian, 1643

Im 1861 erstmals erschienen Buch der Volkssagen von Anton Birlinger, führt der Autor auch eine Sage aus Urach auf. Sie berichtet von einer Uhr in der Stadt, die zu ihrem Namen geführt hatte. Grafen, so die Sage, die ihre Zeit mit der Jagd in umliegenden Wäldern vertrieben, hätten die Uhr errichten lassen. So hätten sie sich durch ihr Schlagen immer nach der Zeit richten zu können. Die ersten Schreibweise des Ortes lautete aber noch Uraha oder Urahe, was eine Verbindung zum althochdeutschen Worte Aha, oder Ache nahelegt. Neueste Forschungen bringen die Herkunft der Grafen von Urach auch mit dem Ort Aura an der Saale zusammen, sodass der neue Ortsname eine Abwandlung des Geburtsortes der Grafen wäre. Im Mittelhochdeutschen bedeutet Ache noch der Fluss und damit könnte auch ein Urfluss, oder auch der Ursprung bezeichnet worden sein, den die Grafen nun an ihrem neuen Ort sahen. Auch in der mittelhoch-deutschen Sprache gibt es noch das Wort Ur, mit dem der Auerochse, das europäische Urrind bezeichnet wurde.

Reproduktion der Augsburger Abbildung des Auerochsen, C. H. Smiths

Ebenso gab es das Wort ür, das aus der indogermanischen Sprache stammte und für einen Zeitraum stand. Der Auerochse wurde als wichtigstes Wildtier seit jeher mystifi-ziert. Älteste kulturelle Referenzen der Ure in Europa sind in den Höhlenmalereien etwa in Lascaux oder Chauvet zu finden, wo der Auerochs neben anderen eiszeitlichen Wildtieren dargestellt ist. Seine Domestizierung begann jedoch erst vor etwa 9000 Jahren Nahen Osten, einem Gebiet zwischen Anatolien und Pakistan. Der Aspekt der Zeit, wie auch das Urrind führt nun zur alten Sage der Uhr. Im 12. Jahrhundert war Hohenurach nicht nur ein Herrschaftssitz, sondern auch ein Zeitzeiger für die Bewohner des Ortes.

Die Uhr des Taurus

Der Sonnenuntergang über der Burg, sowie folgende Untergang des Stern-bildes Taurus markierten hier noch 2 wichtige Kalenderdaten: Mit Mariä Verkündigung am 25. März begann der Frühling und am Gallustag, dem 16. Oktober, fanden Kirchweih und Jahr-märkte statt. Mariä Verkündigung (In Annuntiatione Beatæ Mariæ Virginis) ist ein im Luasevangelium geschilderte Ereignis, bei dem der Engel Gabtoel Maria verkündet, das sie den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und gebären würde. Seine Geburt wird dann 275 oder auch 55×5 Tage späteram Weihnachtstag gefeiert. Damit erscheint die 5 gleich dreifach als Sinnbild der Trinität. Laut der Legende war das Haus von Maria und Josef der Ort dieser Verkündigung, wo berets im Jahr 383 ein ihr geweihter Altar stand.

Die Verkündigungsgrotte, Foto Ramessos

Damit löste dieses wichtige ereginis de tadtionellen Frhlingsfeste ab und in der Kalenderrechnung im Annuntiationsstil ab conceptione Virginis, war dann dieses Datum gleichzeitig der Frühlingsanfang, Mit seinem Untergang an Mariä Verkündigung mark-ierte der Stier, als Symbol der Fruchtbarkeit, zugleich auch das Erblühen der Natur. Auch der der Gallustag am 16. Oktober folgte einer Jahrtausende alten Tradition der Herbstfeste, denn am 15. wurde vor der Christianisierung in vielen Kulturen Eurasiens das Oktobepferd gefeiert. In römischer Zeit wurde dieser Tag mit Pferde-rennen zu Ehren des Mars begangen.Am Gallustag wird dem irischen Mönch gedacht, der in der Schweiz und im Bodenseegebiet missionarisch tätig war. Ein Legende schreibt ihm die Zähmung eines Bären zu, der ihm Bauholz für eine Hütte sammelte, aus der das Kloster St.Gallen entstand. Der Gallustag war aber nicht nur Marktag wie der folgende Spruch nahelegt:Die man das ganze Jahr nicht sah – beim Gallusmarkt sind alle da. Der Tag war auch ein wichtiger Lostag für die Wetterschau und regelte damit das bäuerliche Leben. So war dann auch die Feldarbeit beendet, wie 2 Sprüche aus dem Bäuerlichen Kalender zeigen: Auf St. Gallus-Tag nichts mehr draußen bleiben mag und Auf St.Gall bleibt die Kuh im Stall. Auch heute ist dieses Schauspiel noch zu beobachten, doch um einige Grad verschoben. Doch jetzt versinkt der Stier nicht mehr in der Burg, sondern verblasst in der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung. Während in den Wäldern die jagenden Herzöge längst verschwunden sind, läuft aber die himm- lische Uhr von Urach immer noch unentwegt weiter. In ihr sind auf wunderbare Weise Ur und Uhr vereint.

Bilder:Wikipedia/C. H. Smiths Reproduktion der Augsburger Abbildung des Auerochsen, Charles Hamilton Smith – http://animalpicturesarchive.com/ArchOLD- Wiki gemeinfrei / Gesamtansich Aurach, Kupferstich v. Merian, 1643 / Die Uhr des Taurus, eigen, GeoportalBW , stellarium/Die Verkündigungsgrotte, Foto Ramessos /Wikipedia CC BY-SA 3.0

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..