Francos Monument

Grotte der Jungfrau von Covadonga, Foto Ecemaml

Spanien wurde in einer Höhle geboren, beschrieb ein Journalist der Süddeutschen Zeitung das Wesen des Landes. Wer dies und die enge Verbindung von Kirche und Politik in Spanien verstehen möchte, der muss den kleinen nordspanischen Ort Covadonga besuchen. Er ist alljährlich das Ziel Tausender Marienverehrer, die hier die berühmte Mariengrotte aufsuchen. Von hier berichtet auch die Legende der Recon-quista, der Rückeroberung des muslimisch besetzten Spanien. Ganz in der Nähe soll in der ersten siegreichen Schlacht des asturischen Adligen Pelayo im Jahr 722 ein weit überlegenes muslimisches Heer soll mit Hilfe himmlische Unterstützung des Marien- heiligtums von Covadonga besiegt worden sein.

Unsere Liebe Frau auf dem Pfeiler in Saragossa, Foto David Abián

Damit kann der Ursprung Spaniens auf die mystische Wirkung jener Höhle in Asturien zurückgeführt werden. Doch die eigentliche Grundlage der Marienverehrung in Spanien soll aber bereits mit der Erscheinung im Jahr 40 n. Chr.. gelegt worden sein. Aus dieser Zeit berichtet die Jakobuslegende, dass die Jungfrau dem Apostel am 2. Januar nahe der Stadt Saragossa auf einer Säule erschien sei. Während der Reconquista wurde der Feiertag dann auf den 12. Oktober verlegt und Maria zur Schutzheiligen Spaniens erklärt. Unter ihrem Schutz begann auch die Eroberung der Neuen Welt, wo Kolumbus am 12. Oktober 1492 zum ersten Mal sein Fuß auf das neue entdeckte Territorium setzte. Der Marienkult trug wesentlich zur Identitätsfindung Spaniens bei und er wurde auch vom späteren Diktator Franco bedient.

Valle de los Caídos, Foto Godot13

Sein gigantisches Monument steht im Valle de los Caídos‚ auch als Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen bezeichnet. Es liegt am östlichen Rand der Sierra de Guadarrama, eine halbe Autostunde von Madrid entfernt. Die Bergkette war jahrhundertelang eine natürliche Barriere zwischen den christlichen Königreichen im Norden und den moslemischen Reichen im Süden. Zusammen mit einem Kloster wurde die riesige Anlage unter dem 155m hohen Betonkreuz von tausenden von Zwangs-arbeitern errichtet. In der unterirdischen Basilika liegen die beiden Grabstätten des 1973 verstorbenen Diktator Franco und des Gründers der faschistischen Falange Bewegung, José Antonio Primo de Rivera. Beide wurden an zentraler Stelle, unter der Kuppel der Basilika errichtet. Dass Mitstreiter des Putsches, aber auch Gegner Francos in der Basilika eine letzte Ruhestätte fanden, war ein Gedanke des Vatikan. Wohl war dies kein Dank für die Begünstigungen, die die Kirche nicht nur in Spanien, sondern auch in Italien und Deutschland durch Konkordate erhalten hatte. Doch die Gebeine der Gefallen ruhen hinter verschlossenen Türen in einen Seitengwölbe der Anlage. Bis heute wird hier täglich eine Heilige Messe von den Mönchen des mit der Gedenkstätte verbundenen Klosters gefeiert. Auch dies ist Ausdruck der Dankbarkeit die die Kirche gegenüber dem Diktator zeigt. Bereits kurz nach dem Beginn seines Kampfes gegen eine demokratisch gewählte Regierung, stellte sich die Mehrheit der Bischöfe hinter ihn und seine Generäle. Fortan wurde der Militärputsch als `Verteidigung der christlichen Zivilisation gegen die Gottlosen´ bezeichnet und die getöteten katholischen Würden- träger zu Märtyrern erklärt.

Valle de los Caídos von innen, Sebastian Dubiel

Wie vielschichtig auch Francos Beziehung zur Schutzpatronin Spaniens war, zeigt ein diplomatischer Eklat. Franco, der Otto von Habsburg zugetan war, förderte dessen polit- ische Karriere. Sie mündete schließlich in der Pan-Europaunion die für die Öffnung des ungarischen Grenzzaunes sorgte. So bekam der erzkatholische Diktator auch auf dessen Geheiß vom Abt des Mariazeller Klosters die Goldmedaille des Stiftes Mariazell, des Gnadenortes der Alma Mater Austriae, überreicht, Der fromme Benediktiner erklärte den Akt mit den Worten: Die beiden Länder, so der enge Bekannte des damaligen Thronprätendenten Habsburg, seien durch die glühende Liebe zur Gottesmutter fest vereint´. Diese Verbindung wollte Franco wohl auch über seinen Tod hinaus pflegen und so zeigt auch die Achse des wuchtigen Denkmals auf den Sonnenaufgang, auf einen der einst bedeutenden Marienfeiertage, den 25. März. Von ihm berichtet das Evan- gelium, dass Maria, die mit dem Zimmermann Josef verlobt war, ein Engel gegen- übertrat und ihr verkündete: `Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.´

Ausrichtung von Valle de los Caídos

In der Ostkirche wurde die Verkündigung bereits um 550 nach Christus gefeiert und im Lauf des 7. Jahrhunderts auch in Rom eingeführt. Wie sich das einstige Marienbild ge- wandelt hat, lässt sich an der heutigen Einordnung ermessen. Heute wird es `Ver- kündigung des Herrn´ genannt und verweist darauf, dass das Fest heute nicht mehr zu den Marien-, sondern zu den Herrenfesten gezählt wird. Eine ganze Reihe von Marien- festen zählt heute dazu, denn laut den Statuten des II Vatikanischen Konzils sollen nun die `Die Herzen der Gläubigen vor allem auf die Herrenfeste hingelenkt werden, in denen die Heilsgeheimnisse das Jahr hindurch begangen werden´. Wie Maria als Schlachtenheilige in Spanien längst ausgedient hat, so sind nun auch die Tage Francos in der Gedenkstätte gezählt. Der lang andauernde Streit über den Verbleib ist entschieden. Seine sterblich Überreste sollen exhumiert und an einem anderen Ort beigesetzt werden.

Bilder: Wikipedia / Grotte der Jungfrau von Covadonga , Foto Ecemaml , CC BY-SA 3.0/ Unsere Liebe Frau auf dem Pfeiler in Saragossa. Am 2., 12. und 20. eines Monats wird das Gnadenbild ohne Mantel gezeigt. , Foto David Abián , CC BY-SA 4.0 / Valle de los Caídos, Foto Godot13 / CC BY-SA 4.0 / Valle de los Caídos von innen, Sebastian Dubiel /

Simulation, googlemap, sunearthtools

Symbolik der Ausrichtung – die Sonne der Markuskirche

Die Markuskirche, Zinnmann

Ganz im Sinne des Eisenacher Regulativ wurde die Sonnensymbolik Teil der Ausrichtung der Markuskirche. So geht die Sonne in der Achse des Kirchenschiffes am 25. April, dem Gedenktag des Apostels Markus unter. Ganz entgegen der sonst üblichen Praxis wurde hier der Chor auf den Sonnenuntergang und nicht auf deren Aufgang ausgerichtet. Zu- sammen mit dem Georgstag am 23. April gehört der Markustag zu den wichtigen Los- tagen im bäuerlichen Kalender, an denen eine Wetterprognose für die folgenden Wochen möglich ist. In der Stadt Venedig, deren Stadtheiliger Markus ist, wurde einst am 25. April das Fest der Rosenknospe gefeiert, das wohl auf den römischen Feiertag Robigaloa zu- rückzuführen ist. Nach der Übertragung der Reliquien des Apostels wurde es dann zu dessen Feiertag umgewandelt. Das Attribut des Markus ist der geflügelte Löwe, der in dieser Form auf die Offenbarung des Johannes zurückgeht.(Offb 4,7) In dieser Endzeit- schilderung werden die vier dem Thron Gottes nahe stehenden Lebewesen geschildert, die auf die Evangelisten hindeuten. Der Kirchenvater Hieronymus ordnete die vier, die einem Löwen, einem Stier, einem Menschen und einem Adler gleichem dann den Evange-listen zu. Dabei teilte Hieronymus den Löwen Markus zu, da dessen Evangelium mit der Predigt von Johannes dem Täufer beginnt, also mit der Stimme des Rufers in der Wüste.

Darstellung des Evangelisten Marcus im Lorscher Evangeliar mit schwarzem, geflügeltem Löwen, karolingische Buchmalerei aus dem Skriptorium der Abtei von Lorsch, um 810

Zum Mut des wortgewaltigen passt der Löwe als Symbol, denn schon bei den Griechen galt Löwe als Symbol des Mutes. So wurde nach der Schlacht bei den Thermopylen für Leonidas ein steinerner Löwe errichtet. Als Symbol des Evangelisten vereinigt er sowohl kosmologische wie christologische Elemente. Als kosmologisches Zeichen greift der Löwe die seit Babylon geltende Symbolik des Wächtersternes auf, denn der hellste Stern des Löwen, Regulus, galt seit der Frühantike als einer der 4 Wächtersterne. Als Symbol der Macht betont der Löwe damit die Herrscherrolle Christi, der König David, dem Löwen von Juda folgte. Doch einen weiteren Teil dieser Symbolik verdankt der Löwe dem Stern-zeichen und dessen Platz im Tierkreis, wo es für den Hochsommer steht, der Zeit der stärksten Sonnenkraft. Als Symbol der Macht und Weisheit, ist er seit alters her eine Wächterfigur für Throne, Tempel und Gräber. In dieser Funktion wacht er auch auf dem Dach der Markuskirche, auf dem er in Richtung Sonnenuntergang blickt.

Ausrichtung der Markuskirche

Der Winkel zwischen Sonnenuntergangspunkt und dem Meridian beträgt hier 285° Die Zahl lässt sich auch als Produkt der Zahlen 3x5x19 darstellen. Dabei verweisen die 3 auf die Trinität und die 19 mit der 1 auf Gott und der 9 auf die göttliche Herrlichkeit. Die 19 verweist aber auch auf den Mond als das Urbild der Götter, denn nach 19 Jahren, sind die Mondphasen wieder mit den Kalendertagen des Sonnenjahres identisch. Mit dem Mond wird auch die Gestalt der Urgöttin identifiziert. Eine letzte Spur dieses Bildes in der Bibel zeigt sich in der Gestalt der Eva, die in der hebräischen Sprache chewah geschrieben wird. Das Wort hat den Buchstabenwert 8-6-5 und damit die Quersumme 19. Eva wurde aus der Rippe geschaffen, der Mondsichel, die im Hebräischen Zela heißt und mit den Buchstabenwerten 90-30-70 die Gesamtsumme 190 darstellt. Dies ist die 19. Dreiecks- zahl und verweist mit der geometrischen Form auf ein matriarchales Symbol der Frucht-barkeit. Die Eigenschaft als Dreieckszahl teilt der Winkel auch mit dem der Ostseite. Dort beträgt der Winkel 105° und entspricht damit der 14. Dreieckszahl.

Beispiel für Dreieckszahlen

Die Zahl 105 lässt sich in das Produkt 1x3x5x7 zerlegen und beinhaltet damit die 4 Zahlen die in der christlichen Symbolik eine wichtige Rolle spielen. Im Alten Testa- ment wird die 105 im Zusammenhang mit Seth erwähnt, dem Sohn Adams. Er ist 105 Jahre als dessen Sohn Enos geboren wurde. Dieser Name bedeutet Mensch, aber auch schwach, hinfällig, oder auch sterblich. Auf den Mensch verweist auch die Quersumme der 105, die 6. Dieser Symbolik folgt die Schilderung von Enos Geburt in einem 6. Vers. Zur Ostwestachse beträgt der Winkel damit 15°. In dieser Zahl zeigt sich die 1, das Sinnbild für Gott und die 5 als Zahl des Menschensohnes. Ebenso steht die 5 aber auch als Sinnbild der Überschreitung der Schöpfung, die durch die 4 Himmelsrichtungen symbolisiert wird. In dieser Zahl scheint auch die Maße der Bundeslade durch, die durch die Maße 5/2 zu 3/2, oder auch 5 zu 3 beschrieben werden. Damit wird durch die 5 eine Entwicklungslinie aufgespannt, die von der Bundeslade bis zu Christus führt. Die von Hans Dolmetsch erbaute Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche. Doch die niedrigen Seitenschiffe vermitteln den Eindruck einer Saalkirche, der Raum ebenso den Fordeungen des Eisenacher Regulativs entspricht. Obwohl die Lichtwirkung der Sonne am Markustag keinerlei Bedeutung mehr für den Innenraum hat, verweist Heinrich Dolmetsch mit der Ausrichtung noch einmal auf eine Tradition die heute verloren ist.

Markuskirche Stuttgart, Portal, Muesse

Bilder: Wikipedia / Die Markuskirche, Zinnmann / Darstellung des Evangelisten Marcus im Lorscher Evangeliar, karolingische Buchmalerei, um 810 / Skriptorium der Abtei von Lorsch /Scriptorium of the Lorsch Abbey (Hofschule Karls des Großen), Germany – Probably from the Batthyaneum Library, Alba Iulia, Romania (First written part – Gospels of Matthew and Mark, preliminary matter and canon tables) /Markuskirche Stuttgart, Portal Muesse / Simmulatuion, google map, sunearthtools.

Symbolik der Ausrichtung – die Johanneskirche am Feuersee

Johanneskirche Stuttgart 1913

Drei Jahre nach der Verabschiedung des Eisenacher Regulativs auf der Eisenacher Kirchen- konferenz im Jahr 1861 wird in Stuttgart der Grundstein für die Johanneskirche am Feuersee gelegt. Auch deren Architekt, der Oberbaurat Christian Friedrich von Leins war damals Teilnehmer dieser für den evangelischen Kirchenbau richtungsweisenden Konferenz. Auf ihr wurden 11 Punkte formuliert, die den Baustil, die Gebäudeform, den Raum und die Ausrichtung der zukünftigen Kirchen bestimmen sollten. Bereits im 1. Punkt wird auf die Sonnensymbolik, eingegangen.

Johannesstraße 1895

In diesem Punkt forderte das Eisenacher Regulativ eine Ausrichtung des Altarraums auf den Sonnenaufgang, wobei die Methode aber nicht weiter präzisiert wurde. Die städtebau- liche Situation mit der um 1830 angelegten Straße, die als erster Prachtboulevard Stuttgarts gilt, machte es aber unmöglich, die Kirche auf den Sonnenaufgang am Feiertag von Johannes dem Evangelisten am 27. Dezember auszurichten. Im 3.Punkt des Regelwerkes wird gefordert, dass die Würde des Kirchenbau Anschluss an einen der geschichtlich entwickelten christlichen Baustile, finden soll. Diese Baustile wurden neben den geschichtstypischen Architekturelementen auch immer durch eine Zahlensymbolik bestimmt, die die Proportionen des Baukörpers bestimmte. Mit der Zahl ihrer 9 Bauachsen verweist sie auf die 9, dem Sinnbild des göttlichen Geheimnisses. Wie der Rhythmus des Baukörpers durch die Symbolik der Zahl bestimmt wird, so ist dies auch bei der Aus- richtung der dem Evangelisten Johannes geweihten Kirche der Fall. Welche Zahl könnte wohl besser den wortstarken Apostel mit dem Beinamen Donnersohn symbolisieren,  als die Zahl 26?

Ausrichtung der Johanneskirche

Die Zahl 26 ist eine ganz besondere Zahl, der sich Mitte 17. Jahrhunderts auch der große Mathematiker Fermat widmete. In seinem Beweis zeigte, dass die 26, die zwischen der Quadratzahl 25 (5×5) und der Kubikzahl 28 (3x3x3) liegt die einzige Zahl ist die zwischen solchen Zahlen liegt. Die Zahl ist aber nicht nur mathematisch von Interesse, sondern sie steht auch für den Zahlenwert des hebräischen Wortes Jahwe. Hier besteht es aus 4 Buchstaben, wobei im hebräischen Alphabet jedem Buchstaben ein Zahlenwert zuge-ordnet ist. Diese vier Buchstaben haben die Zahlenwerte 10,5,6 und 5, was die Gesamt-summe 26 ergibt. Die Zahl Jahwes spiegelt sich auch in der Zahl der Gener- ationen von Adam bis Moses wieder, dem sich schließlich Gott offenbarte. Im einzelnen sind dies 10 Generationen von Adam bis Noah, 5 Generationen bis Peleg, 6 bis Isaak und schließlich 5 bis zu Mose. Erst in der 26. Generation offenbarte sich Gott als Jahwe.(2. Mose 3.14)`Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt.´

Tympanon der Abteikirche von Moissac, die 24 Ältesten / Josep Renalias

Im Alten Testament gibt es aber auch den wachsenden, oder auch vollen Wert Jahwes, der durch eine Addition der Zahlen 4×10+3×5+2×6+5 zustande kommt und dem Wert 72 entspricht. In der Offenbarung des Johannes ist von den 24 Ältesten die Rede, deren Zahl mit 3 multipliziert die Zahl 72 ergibt. Innerhalb der Chronologie der Bibel ist die 72 auch in der Zahl 1656 enthalten dem Jahr der Sintflut. Die Zahl entspricht dem Produkt aus 23×72, wobei die 23 in der Bibel die Zahl des Todes ist. Entsprechend ihrer Bedeutung taucht die Zahl 72 auch in kosmischen Abläufen auf. Auf Grund der Eigendrehung der Erde um ihre schiefen Achse bewegt sich der Tierkreis mit seinen 12 Sternbildern alle 72Jahre um 1° weiter, so dass er nach 72Jahren x 360, also nach 25920 Jahren, wieder den selben Punkt bezüglich zur Sonne einnimmt. Dieser Zeitabschnitt wird auch als großes Platonisches Jahr bezeichnet. Damit dauert es ungefähr 2100 Jahre, bis eines der 12 Sternzeichen des Tierkreise durch den Frühlingspunkt der Sonne wandert und vom folgenden abgelöst wird. Dieser letzte Wechsel vollzog sich im Lauf des 1. Jahrhunderts v. Chr. mit dem Sternbild der Fische, das mit dem Wechsel zum Wassermann um 2100 zu Ende gehen wird. In Lukas 22 verweist der Dialog während letzten Abendmahles bereits auf diesen kommen- den Wechsel, denn dort steht: `Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir’s bereiten? Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folget ihm nach in das Haus, da er hineingeht.´ Es ist das den Fischen nachfolgende Sternbild des Wassermanns. Auch die Längsrichtung der Kirche weist auf eine Zahlensymbolik hin. Mit einem Azimuth von 154° verweist die Zahl auf das in Joh 21. geschilderte Ereignis des Fischfangs. Dort fangen die Jünger Jesu 153 Fische und er gibt noch einen bereits gebratenen dazu, so daß es am Ende 154 Fische sind. Jedoch nur mit Hilfe der Gematria lässt sich auf diese rätselhafte Zahl f eine schlüssige Antwort finden. Auf die Frage seiner Jünger ´Wer bist Du?´ lautet die einzig richtige Antwort dann `Ich bin das Wort´ Für den des Äaramischen kundigen, der Sprache der Urfassung war dies dann eindeutig. In der Sprache. ergab der Lautwert der Buchstaben dann die Zahl 154. Dass auch Brot und Fisch nur symbolischer Natur sind, versteht sich vor diesem Hintergrund ganz von selbst. Dass am Ende die Sonnensymbolik doch noch zum Teil des Bauwerkes wurde, hatte es einem der Gedenktage des Evangelisten zu ver- danken. Am 8. Mai soll laut einer Legende Manna aus dem Grab des Evangelisten ausgetreten sein und an diesem Tag geht die Sonne auch in der Achse des Querschiffes auf.

Bilder: Wikipedia / Tympanon der Abteikirche von Moissac – die 24 Ältesten befinden sich links und rechts der Mittelszene und darunter; alle tragen Kronen, viele halten Musikinstrumente in Händen., Josep Renalias / Simulation Sunearthtools, GoogleMap

mehr zur Zahlensymbolik in : http://www.zeitundzahl.de

Architektur als Kunst, der Wiener Jugendstil

Vom Gegenstand des vorigen Beitrags zu dem des heutigen sind es nur wenige Schritte. Genau genommen kann man auch gleich am selben Fleck stehenbleiben und beide mit einem Blick erfassen, denn es handelt sich um Nachbarhäuser. Wie das spätgotische Bürgerhaus auf der Nr. 6 nimmt auch die Nr. 5 eine gewisse Sonderstellung innerhalb des Bauensembles […]

über Wohnhaus, Eferding (Oberösterreich) — Baudenkmäler in Österreich

Swanegow

Brahma auf dem Schwan

Sein weißes Gefieder machte den Schwan zu seinem Sinnbild der Reinheit und Wand- lungsfähigkeit. Seine Stimme und seine Anmut ließen ihn in vielen Kulturen zu einem Tier der Götter werden. So ritt der Hindu-Gott Brahma auf einem Schwan, welcher ihm als eine Art Kutsche diente. Ein ähnliches Bild findet man auch bei den Kelten, welche verzauberte Schwäne vor ihren Kultwagen spannten. In der lateinischen Fassung des Physiologus, einer Naturlehre die um 830 entstand, ist von den herausragenden Eigenschaften des Schwanes noch keine Rede, doch im Jahr 856 berichtet Hrabanus Maurus in seiner Schrift `De rerum naturis´ mehr über den Schwan. Er schreibt, dass so gut singen könne, weil er einen langen und biegsamen Hals hat. Ebenso erwähnt er die Schwäne als Wahr- sagevögel der Griechen die sie auch bei einem Schiffbruch nicht untergehen ließen. Den legendären Ton des Schwanes, der einer Posaune gleicht, greift auch die  frühmittel- alterlichen Schwanenklage auf und hier wird er zum Gegenstand zahlreicher Legenden. So hielt sich der Glauben an diesen Schwanengesang, den das Tier anstimmte wenn es sein Ende spürte, noch bis in das späte Mittelalter. Aber bereits im Jahr 77 schrieb der römische Dichter Plinius der Ältere: `Man erzählet von einem kläglichen Gesange der sterbenden Schwäne, aber aus einigen Erfahrungen halte ich es für falsch´. Doch ganz so abwegig wie es Plinius sah, stellt sich der Gesang des Schwanes nicht dar. So berichtete  der amerikanische Zoologe Daniel Giraud Elliot Ende des 19. Jahrhunderts von einem Pfeifschwan, der durchaus musikalische töne hervorbringen kann. Den hatte er während des Fluges geschossen und während er zu Boden glitt, schreibt Elliot, habe er eine Reihe `leidender und musikalischer Noten´ produziert, die geklungen hätten, wie wenn man leise die Töne einer Oktave spielt´.

Hiltbolt von SchwangauHiltbolt von Schwangau, Codex Manesse

Ganz im Sinne dieses Schwanenmythos lebte der um 1221 geboren Hiltbolt von Schwangau, denn er galt zu seiner Zeit als einer der berühmtesten Minnesänger. Doch zu dieser Zeit nannte sich das Rittergeschlecht bereits nach dem Höhenzug, dem Schwanenberg. Er wurde später zum Namensgeber einer ganzen Landschaft. Dafür bietet der nordöstlich gelegene Hornburg eine Erklärung. Vom Standort der beiden Vor- läuferburgen Neuschwansteins aus betrachtet, stieg der hellste Stern Deneb aus dem Sternbild des Schwans im 11. Jahrhundert über den schroffen Bergkegel auf. Auffällig ist die damalige Erstsichtung des Sternes unter einem Winkel von 43°, bezogen zur Nord- richtung. Die beiden Zahlen 4 und 3 stehen sinnbildlich für die frühe christliche Vorstell- ungen vom Aufbau der Welt. Vier Himmelsrichtungen standen für die Erde, über die eine göttliche Dreiheit herrschte. Folgerichtig taucht die vier auch in der Anzahl der Evangelien auf, die die Lehre dieser Trinität verkünden. Die Gradzahl des Vollkreises, dividiert durch die 12 führt dann wieder zurück zur Zahl der Trinität. Die 4 und die 3 addiert ergeben die 7, die bereits bei den Sumerern eine heilige Zahl darstellte, da sie die 7 Planetengötter ver- körperte. Auch bei den Pythagoreern galt sie als ganz besondere Zahl. In deren Lehre stellt  die 7 dein Sinnbild für die Spanne der Lebenszyklen eines Menschen dar.

Der Hornburg

Neuschwanstein und der Schwan

Der Mensch steht auch im Mittelpunkt der Heilkraft des seltenen Minerals Coelistin, des- sen Vorkommen im Hornburg belegt ist. Der Name Coelestin stammt vom griechischen Wort `ceolestis´, was so viel wie himmlisch oder himmelblau bedeutet. In früheren Zeiten glaubten die Griechen, dass die Kraft des Steines nur dann wirkte wenn man ihn als Geschenk von einem Freund bekäme. Dadurch, so der Glaube, ist war er auch in der Lage alles Böse aus dem Körper zu heraus zu spülen. Die Römer nannten ihn auch Aura-Aura, weil sie um die Heilkräfte des Minerals bei Verletzungen und Wunden wussten, ebenso auch auf dessen stärkende Eigenschaft auf die Seele vertrauten. Als Heilstein wird dem Coelestin eine besonders starke Wirkung zugesprochen. Coelestin zählt auch heute noch zu den wichtigsten Heilsteinen. Ihm wird nachgesagt dass er Körper und Seele in Einklang bringt, gleichzeitig zu mehr Stabilität und Tatkraft verhilft.

Coelestin

Erste Aufzeichnungen zur Wirkung von Steinen gibt es in den Schriften der Veden. Dort wird beschrieben, wie unterschiedliche Steine zu Heilzwecken aufbereitet werden müssen. Parallel dazu entstand auch die eine kosmologische Sicht ihrer Heilwirkung. Auch im Mittelalter fand diese Steinheilkunde eine besondere Anerkennung. Bücher über Heilsteine, wie das Lapidarium des Benediktinermönches Marbod von Rennes, waren weit verbreitet. Hildegard von Bingen verband diese Leeren dann zu einer eigenen Stein-heilkunde. Sie glaubte, dass sich in der Seele des Menschen kosmische und göttliche Kräfte vereinten, die durch die Energie von Edelsteinen aktiviert werden. Dieser besondere Blick auf einen Berg, dessen himmlisches Mineral Heilung versprach und über dem zugleich der Schwan in den Himmel stieg, verhalf dem Höhenzug, wo heute Schloss Neuschwanstein steht, wohl zum redenden Namen `Swanegow´ , die Landschaft des mythischen Schwanes.

 

Bilder: Wikipedia / Brahma on Hamsa, Admin1 / Autorbild des Codex Manesse, Meister des Codex Manesse / Cölestin Fundort: Sakoany , Rob Lavinsky, iRocks.com / https://kinicounty.blogspot.de/  2016/10/unsere-bergwanderung-in-schwangau-auf.html / Berg Hornburg / Simulation Stellarium

Das Land des Schwanes

Das schöne an Füssen ist, dass man per Fahrrad bequem Schwangau erreichen kann. Hier gibt es die weltberühmten Schlösse „Schloss Hohen-Schwangau“ und vor allem „Schloss Neuschwanstein“. Der Fahrradweg dorthin ist schön flach, so dass auch nichtsportliche ohne große Schwierigkeiten dort hinkommen können. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen sind, die sich […]

über Sommer 2017 4. Schwangau — Der Weg ist das Ziel

Gralsburg Neuschwanstein

Das Schloss von Osten, kolorierte Fotografie um 1900

Neuschwanstein gilt meist als das Märchenschloss eines eskapistischen Königs, der seinen träumerischen Visionen eine bauliche Gestalt verlieh. Wie die Schlösser Herren-chiemsee und auch Linderhof bereits zeigten, sind diese Bauwerke aber auch Abbilder einer verzweifelten Suche nach Erlösung, die erst mit seinem Tod Kudwigs im Starn-berger See ihr Ende fand. `Stark ist der Zauber des Begehrenden, doch stärker der des Entsagenden´, lautet das Motto des musikdramatischen Werkes Parisfal von Richard Wagner. König Ludwig II. erwähnt es nicht nur mehrmals in seinen Briefen an Wagner, sondern es taucht auch an unterschiedlichen Stelle in seinem Tagebuch auf. Bereits als 15 jähriger hatte sich Ludwig mit der Musik und der philosophischen Auffassung Wagners befasst. In dieser Zeit hatte Ludwig in Tränen sein höchstes Entzücken darüber geäußert und in der Einsamkeit seines Zimmers lernte er Texte aus Wagners Werken auswendig. Erst im Jahr 1861, als der Tannhäuser in Paris uraufgeführt wurde, erhielt er die Erlaubnis eine Aufführung des Lohengrin zu besuchen.Das Unverständnis, mit dem ihm seine nächste Umgebung begegnete, führte zu einem Leben, in dem er Schmähungen und Bitternis ertragen musste. Dies ließ ihn immer wieder Zuflucht im Gebet suchen, in dem er sich an die Jungfrau Maria wandte. In ihr sah Ludwig ein machtvolle Fürsprecherin bei Gott.

Wagner und Ludwig II, Postakrte um 1910

Zahlreiche Hinweise dazu gibt es auch im Schloss Neuschwanstein. In der Ausrichtung und der damit verbundenen Sonnensymbolik ist nicht nur Ludwigs Verehrung für Maria, der Patriona Bavariae, versteckt, sondern auch seine schwärmerische Begeisterung für Wagner. Gleichzeitig tritt damit auch seine Seelenverwandtschaft zum Gralsritter Parsifal zutage. Bereits in die Urkunde des Grundsteines von Schloss Neuschwanstein ließ Ludwig II folgende Worte eintragen: `Wir befehlen diesen Bau in den Schutz Gottes, der heiligen Maria als Patrona Bavariae, und des heilige Ludwig. Als Patrona Bavariae steht Maria auch in der Pallas Fassade. Ludwig II handelte also ganz wie seine Vorfahren, doch erweitere er hier den Schutz auf das Gebäude, wie auch auf seine eigene Person.

Neuschwanstein Patrona Bavariae

Kein Marienfest könnte Ludwigs Schutzersuchen aber besser zum Ausdruck bringen als der Tag des Festes Maria – Hilfe der Christen, das Schutzmantelfest am 24. Mai. Dieses Fest wurde von Papst Pius VII. eingeführt, als er nach dem Sieg über Napoleon am 24. Mai 1814 aus der Gefangenschaft nach Rom zurückkehren konnte. Die Anrufung Marias hat aber eine lange Tradition, deren Anfänge im frühen Mittelalter liegen. Doch erst um 1500 lässt Papst Pius V. den Gebetstitel `Titel Maria Hilfe der Christen´ in die Lauret-anische Litanei, dem zentralen Anrufungsgebet mit aufnehmen. Was heute nur noch in Kreisen von Wallfahrern bekannt ist, hatte aber zu jener Zeit einen durchaus staatspolit-ischen Hintergrund. Seit der Schlacht von Covadonga im Jahr 722. dem offiziellen Beginn der Rückeroberung Spaniens ist Maria, gleich ihren antiken Vorbildern, auch zu einer Schlachtenhelferin im Kampf gegen islamische Heere geworden. In dieser Rolle sah sie auch Heer des Heiligen Römischen Reiches, das 1683 die Osmanen in letzten großen Schlacht am Kahlenberg besiegte.

Schloss Neuschwanstein, Ausrichtung auf die Sonne

An das Schutzmantelfest erinnert der Sonnenaufgang in der nach Nordosten weisenden Gebäudeachse, wo am Morgen die Sonne an der Horizontkante steht, aber ebenso auch an Wagner, der nur zwei Tage zuvor, am 22. Mai 1813 geboren wurde. Der südwestlichen Gebäudeteil ist etwas aus dieser Achse herausgedreht und weist mit seiner Baulinie auf die Bergsilhouette zwischen Gimpel und Köllenspitze. Dort steht die Sonnenscheibe am Abend von Mariä Lichtmess genau auf der Horizontlinie.

Schwanenritter, Darstellung um 1900

Neuschwanstein ist ohne die mittelalterliche Sage vom Schwanenritter, dem Wagner einen musikalischen Rahmen verlieh, nicht denkbar. Im Zentrum der Sage steht der heilige Gral, der zu feierlichen Prozessionen gezeigt wird. Ihm wird eine wundertätige Kraft nach- gesagt, mit der er Speisen vermehren kann und dessen Anblick eine immerwährende Jugend verleiht. Ganz ähnlich wie Tannhäuser, wird auch der Schwanenritter Parzifal von einer Zaubergestalt in ein geheimes Reich entführt, ehe er als Gralsritter seine Erlösung findet. Dieses heilige Gefäß, nach dem in der Geschichte so viele Abenteurer suchten, weist aber auch erstaunliche Parallelen zur Gestalt Marias auf. So werden ihr im der Lauretanischen Litanei, dem im 13. Jahrhundert entstandenen Gebet, Namen wie Sedes sapientiae, Sitz der Weisheit; Stella matutina, der Morgenstern oder auch Vas spirituale, das geistliches Gefäß verliehen.

Patrona Boiariae´ an der Westfassade der Münchner Residenz

Es gibt nur wenige Orte, wo sich wie Neuschwanstein, die Motive der Gralssuche mit der der Marienfrömmigkeit zu einer Vision verbinden. Szenen dieser Suche finden sich im Wohnzimmer Ludwigs und dem benachbarten Sängersaal, wo der neue Gralskönig Parifal abgebildet ist. In dieser Suche lebt die Gestalt jenes Schwanes weiter, der ebenso ein Symbol der alten Muttergöttin war, aber auch mit seinen Eigenschaften den Rittern des Mittelalters als Vorbild diente. Hier wurde er nicht ohne Grund zum Namensgeber einer ganzen Landschaft, denn bereits im frühen Mittelalter wurde der Höhenzug auf dem Neuschwanstein errichtet wurde, der Schwanenberg genannt.

Bilder: Wikipedia, Das Schloss von Osten, kolorierte Fotografie um 1900, Unbekannt / Neuschwanstein Patrona Bavariae,Philipp Perron , Altera levatur / Die Bronzeplastik der `Patrona Boiariae´ an der Westfassade der Münchner Residenz (Residenzstraße) / Ahert Haus der Bayrischen Geschichte, Postkarte aus der Zeit um 1910 zeigt König Ludwig II., der Richard Wagner / Schwanenritter, Darstellung um 1900, User:Zman / simulation, sunearthtools