Canterbury und Sankt Martin

Der heilige Petrus, Ikone aus dem 6. Jahrhundert, Katharinenkloster Sinai

Die Stadt Canterbury liegt am Beginn eines Pilgerweges, der über zahlreiche Stationen des Glaubens bis nach Rom führt. Dieser Weg, den Erzbischofs Sigerich der Ernste von Canterbury im Jahr 994 erstmals beschrieb, wurde dann unter dem Namen „Via Francigena“ bekannt.

Es war die Zeit, in der sich in Rom das Zentrum des christlichen Glaubens bildete, dessen oberster Hirte der Papst ist. Er gilt als der legitime Nachfolger des Apostels Petrus, des ersten Lehrers der Kirche. Im Kirchenjahr sind Petris zwei Feiertage gewidmet, der Tag Kathedra Petri, der Feiertag Petri Stuhl, der ursprünglich aus einer römischen Totenfeier hervorging und der Hauptfeiertag Peter und Paulus. Der Feiertag der auch den Apostel Paulus mit einschließt findet wenige Tage nach der Sommersonnenwende statt. Kathedra Petri sollte nun an den Amtsantritt des Heiligen erinnern, der gemäß den Erzählungen der erste Inhaber des Heiligen Stuhls in Rom war. Die Attribute des Apostels sind ein Buch, das Evangelium, und die Schüssel. Sie stehen sind bildlich für den Zugang zum Himmel, aber auch für die Verbindung von Himmel und Erde.

Kathedrale, Canterbury, Foto Velvet

Diesen Tag markiere einst auch ein Sternbild in Canterbury, das heute nur noch als Bären-hüter bekannt ist. Einst als kosmischer Hirte betrachtet, symbolisierte das Sternbild das Bild des guten Hirten aus dem Evangelium des Johannes, aber auch das Herrschaftssystem der geistlichen und weltlichen Hirten des Mittelalters. Wie Petrus die Verbindung von Erde und Himmel symbolisiert, so markierte der kosmische Hirte dann mit zwei seiner Sterne die Orte beiden wichtigen Kirchen der Stadt.

St Martin’s Kirche, Canterbury, Foto Oosoom

Mit einer zweiten Sicht am Abend von Martini markierte der Hirte weitere Punkte der Stadt und zugleich mit seinem Schulterstern die Kathedrale von Canterbury, die Tochterkirche von St. Martin. Der Bau von St Martin wird auf das späte 6. Jhd. datiert und gilt somit als das ält-este Kirchengebäude im englischen Sprachraum, das ununterbrochen genutzt wird.

Dass bei diesem biblischen Hintergrund des Stadtplanes der Name Cantabury, oder lat- einisch Cantuaria, die Stadt der Leute von Kent bedeuten soll genannt, erscheint wenig plausibel. Dagegen führt das lateinische Wort cantu, der Gesang zu einer Erklärung. So steht im Psalm 98: `Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten voll-bracht….´ Damit wäre die Stadt wohl als der Ort des Lobgesangs zu sehen, ein Name, der auch den dortigen Bauwerken gerecht wird. Doch nicht nur der Text, auch die Zahl 98 verweisen hier auf den Geist Gottes, denn die Zahl 98 entspricht dem Produkt 2×49. In der biblischen Zahlenarchitektur steht die 49 für die erhöhte 7 und ist damit ein Sinnbild für die Vollendung, oder auch für die äußerste Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit und Voll-endung wird in Canterbury ja auch in der künstlerischen Gestaltung der Kathedrale sichtbar.

Bilder: Wikipedia / Kathedrale, Canterbury,Foto Velvet Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International / St Martin’s Kirche, Canterbury, Foto Oosoom , GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 /Canterbury und Sankt Martin, stellarium, Museum Canterbury / Der heilige Petrus, Ikone aus dem 6. Jahrhundert, Katharinenkloster , Autor unbekannt / canterbury und der Hirte, stellarium, plan museum Canterury

Bristol und die Brücke

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Clifton Suspension Bridge, Bristol, Foto Arpingstone

Brücken sind kulturelle Symbole. Sie verbinden durch Barrieren getrennte Räume und er-schließen damit neue. Damit stellen Brücken Zwischenräume dar und bilden Schwellen des Übergangs. Dies machte sie auch zu Symbolen in vielen Mythologie. Auch da öffnen sie Möglichkeiten Perspektiven zu wechseln und neue Blickwinkel einzunehmen.

Einer der Orte dessen Namen von einer Brücke abgeleitet wird, ist die Stadt Bristol, eine Stadt am Fluss Avon im Südwesten von England. Der Name wird von dem altenglischen Wort bristol, der Ort an der Brücke abgeleitet. Natürlich trifft die auf die Situation am Fluss zu, doch im Mittelalter, einer Zeit des spirituellen Glaubens erscheint dieser Name keine Aspekt dieses Glaubens zu verkörpern.

Westfassade der Kathedrale von Bristol ,Foto Adrian Pingstone.

Bei der imposanten Kathedrale von Bristol stellt sich aber die Frage, ob der damalige Glau-be, wie auch die kosmologischen Vorstellungen jener Zeit, die Stadtgestalt von Bristol nicht doch stärker beeinflusst hatten. Einen Bezug zum Ort an der Brücke, die ja gleichzeitig auch ein Sinnbild des Übergangs und des Weges ist, bietet das 14. Kapitel des Johannesevang-eliuns. Dort spricht Jesus zu den Jüngern: `Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leb-en; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

St Mary Redcliffe , Foto Zhurakovskyi

Vergleicht man nun den Plan ´Bristols mit der Sicht jenes kosmischen Hirten des Mittelalt-ers, der heute nur noch als Bärenhüter bekannt ist, erscheint auch das Motiv der Brücke. Am Morgen von Mariä Lichtmess passte er perfekt zum Plan der Stadt und bildete so eine Brücke. Auch das Datum , Mariä Lichtmess war ein passendes Sinnbild für eine Stadtgründ-ung, denn an diesem Datum war die Kälte des Winters überwunden und das Licht der Son-ne wurde wieder stärker. Der hellste Stern des Hirten, Arcturus, markierte dann die zentrale Verkehrsachse. Mariä Lichtmess löste damit den alten Feiertag der Göttin Brigid ab jener dreifachen Göttin der Flamme (Gesundheit, Herd und Schmiede). Diese Symbolik lebte dann in der neuen Trinität weiter, wie sie in in der Kathedrale und von Bristol zum Ausdruck kam. Gleichzeitig war die Kirch St. Mary Redcliff ein weiteres Zeichen der mittelalterlichen Marienverehrung im Ort.

Bristol, der Hirte bildet die Brücke

Beliebt war der Stern Arcturus auch bei den Seefahrern, denn er zählte seit Beginn der Seefahrt zu den wichtigen Navigationssternen. Damit stellt Bristol ein steinernes Bild jenes mittelalterlichen Glaubens dar und verkörperte in jener Zeit wohl auch die spirituelle Brücke des Glaubens, die in zahlreichen biblischen Texten zum Ausdruck kommt.

Bilder: Wikipedia/ : The west front entrance of Bristol Cathedral in Bristol, England, UK. ,Foto Adrian Pingstone. Gemeinfrei/Panorama image of the St Mary Redcliffe church exterior, Foto Zhurakovskyi . (CC BY-SA 4.0) / The Clifton Suspension Bridge, Bristol, Foto Arpingstone, gemeinfrei / Bristol, der Hirte bildet die Brücke , stellarium,eigen

Die Burg Landshut und der Hirte

Burg Landshut, Foto Peulle

Mitte des 13. Jhd`s ließ Heinrich II. von Finstingen die Burg Landshut auf den Resten einer römischen Anlage errichten. Sie befindet sich auf einem Geländesporn, einem Ausläufer des Hunsrück oberhalb von Bernkastel, einem Ortsteil von Bernkastel-Kues.

Heinrich II. von Finstingen, der dem lothringischen Adelsgeschlecht derer von Finstingen, entstammte, war von 1260 bis 1286 Erzbischof und Kurfürst von Trier. Nach einer zwseifel-haften Wahl wurde er dennoch von Papst Alexander IV. zum Erzbischof von Trier ernannt und ging anschließend gegen seine Gegner mit erbitterter Waffengewalt vor. Es gelang im seine Macht abzusichern und in dieser Zeit wurde er zu einem der bedeutendsten Burgen-bauer in der Geschichte des Erzbistums.

Bischofsstab Heinrich von Finstingen, Foto Altera levatur,

Der Erzbischof ließ aber nicht nur Burgern errichten, sondern gründetet 1276 das das Kol-legiatsstift in Kyllburg gründete, das als geistliches Zentrum in der Westeifel große Bedeut-ung erlangte. Hier entstand auch die heutige Kirche „zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria und aller heiligen Jungfrauen“ erbauen. Damit wurde der Ort zu einem Zentrum der Marienverehrung, wie dies auch in seiner eigenen Burg Landshut zu erkennen ist. Ihr ge-samter Grundriss deckt sich mit der Sicht des kosmischen Hirten an Mariä Himmelfahrt dem kosmischen Hirten. Er verkörperte in jener Zeit nicht nur das Sinnbild des guten Hirten aus dem Johannesevangelium, sondern war auch das kosmische Ebenbild der Herrschaft geist-licher Hirten.

Die Burg und der kosmische Hirte, stellarium, Burgenarchiv

Eine weitere Übereinstimmung ergab sich am Abend von Allerheiligen. Auch der Tag ver-weist wieder auf die frühe Marienverehrung zurück, denn Papst Bonifatius IV. weihte einst am 13. Mai 609 das Pantheon Rom der Jungfrau Maria und allen Märtyrern. Erst im 9.Jhd, wurde dann der Gedenktag auf den heutige Datum verlegt,

Diese Angleichung des Bauwerks an die Form des kosmischen Hirten, brachte nichtnur die Marienverehrung zum Ausdruck, sondern er schuf sich damit auch die mittelalterliche Vision eines himmlischen Ortes auf Erden.

Bilder: Wikipedia/ Burg Landshut01, Foto Peulle, CC BY-SA 4.0/ Burg_Landshut02,Foto Heribert Pohl, CC BY-SA 2.0 / Luftaufnahme Burg Landshut,Foto, Wolkenkratzer, CC BY-SA 3.0 Domschatzkammer Trier Bischofsstab Heinrich von Finstingen,Foto Altera levatur, CC BY-SA 4.0/ Die Burg und der Hirte, eigen stellarium, Burgenarchiv

Die Burg Baldenau und der Hirte

Burg Baldenau Bergfried, Foto Rolf Kranz

Im Jahr 1315 ließ der Erzbischof und Kurfürst Balduin von Trier die nach ihm benannte Burg Baldenau bei Morbach im Landkreis Bernkastel-Wittlich errichten. Die trapezförmige Wasserburg mit dem markanten Bergfried stellt doch die Frage, in wie weit bei einem geistl-ichen Würdenträger der Glaube doch die Form seiner Burg beeinflusst hat.

Balduin war von 1328 bis 1336 Erzbischof und Kurfürst von Trier. Während er hier sein Amt ausübte, zeigte sich sein politischer Gestaltungswille nicht nur in Trier. sondern er offenbarte auch das Bestreben, seiner Familie in Luxemburg eine Führungsrolle im Heiligen Römisch-en Reich zu sichern.

Erzbischof Balduin von Luxemburg, Museum am Dom Trier, Foto Markus Groß-Morgen

Nach übereinstimmenden Beschreibungen war Balduin aber ein frommer und asketischer Mensch, der seine Regentschaft im inne seines Auftrages ausübte. Seine besondere Förd-erung galt aber dem Orden der Kartäuser, die auf Balduins Initiative hin, Konvente in Kob-lenz und Trier gründeten. Gerade die Kartause in Trier hatte es ihm besonders angetan, denn dorthin zog sich Balduin gerne zur Meditation zurück.

Burg Baldenau gesamt, Foto Krd

Der vom heiligen Bruno von Köln gegründete Orden hat den Wahlspruch: Stat crux dum volvitur orbis (Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht). In jener Zeit gründet der Orden zahlreiche Kartausen, die alle Maria, der Mater singularis Cartusiensium, der einzig-artigen Mutter der Kartäuser, geweiht waren. Als zweiten Ordenspatron wählte Orden Johannes der Täufer, den letzten Propheten des Alten Testaments.

Grundriss Baldenau, Grafik Burgenarchiv

Betrachtet man nun die Burg Baldenau, so stellt sie eine gebautes Zeichens des Täufers und Schutzpatron der Kartäuser dar. So wie einst der kosmische Hirte, der heute nur noch als Bärenhüter bekannt ist, am Abend des Todestages von Johannes am Himmel erschien, so markierten dessen Sterne auch die Geometrie die Burg. Damit erinnerte der kosmische Hirte an das Schicksal des Täufer und des Enthauptung durch Herodes Antipas, die im 6. Kapitel des Markusevangeliums geschildert wird. Inhaltlich richtig markierte dann der Kopf und die Schulterpartie des Hirten auch den Wohnteil der Burg. Damit erinnerte hier der Kopf auch an Balduins Amt, das er als geistlicher Hirte ausübte.

Bilder: Wikipedia/ Burg Baldenau Bergfried, Foto Rolf Kranz,(CC BY-SA 4.0) /Burg Baldenau gesamt, Foto Krd, (CC BY-SA 3.0) / : Chorstuhlwange aus dem Trierer Karthäuserkloster mit Darstellung von Erzbischof Balduin von Luxemburg, Eichenholz, um 1340. Museum am Dom Trier., Foto Markus Groß-Morgen, (CC BY-SA 3.0)/Greundriss Baldenau, Burgenarchiv, stellarium, eigen

Die Raben der Burg Rabenstein

Burg Rabenstein, Blick vom Rabensteiner Viadukt, Foto Aagnverglaser,

Die Burg Rabenstein bei Chemnitz ist die kleinste mittelalterlich Burg in Sachsen. Die Burg, die einst von einer knapp 180m langen Ringmauer umgeben war, wurde erstmals im Jahr 1336 erwähnt. Gerade diese Epoche, die von einem spirituellen Glauben geprägt war, weckt die Frage, warum einer Burg ausgerechnet dieser Name gegeben wurde.

Eine romantische Sage, die von einem germanischen Jüngling mit Name Rabe erzählt, gibt dazu eine Erklärung. Nach diesem Jüngling, der ein wertvolles Kreuz gerettet haben soll, soll dann auch der Ort der Burg benannt worden sein.

Eine weitere Möglichkeit der Erklärung bietet nun das mittelhochdeutschen Worte Rabe, mit der Bedeutung Rübe. Mit dieser Bedeutung wäre dann die Landschaftsform, auf der die Burg errichtet wurde, beschrieben worden. Doch das Wort Rabe weist hier, wie in der Sage angedeutet, ja auf die Gattung der Krähenvögel. Deren Bild war einst zwiespältig belegt. Zwar wurden die meist mit Zauberei und Hexerei in Verbindung gebracht, doch im biblisch-en Kontext gibt es auch ein ganz anderes Bild.

Kolkrabe Aaron – Common Raven,

Dort haben Raben eine ganz andere Stellung, denn hier werden sie, wie im 1. Buch der Könige, als Werkzeuge Gottes geschildert. Als Werkzeuge Gottes sieht später auch der Apostel Petrus die Gläubigen, denn er schreibt in seinen Römerbriefen vom Dasein auf der Erde, in dem die Getauften nun als Werkzeuge Gottes weiterleben.

Wird dieser Sinnzusammenhang nun verbunden, so erschließt sich auch die Form der Burg. Sie entspricht jenem kosmischen Hirten des Mittelalters, der heute nur noch als Bärenhüter bekannt ist.

Der Hirte und die Burg

So wie dieser Hirte am Morgen des Festes Kathedra Petri, (Gedenken an Petrus als den ersten Inhaber des Heiligen Stuhles und als ersten Lehrer des Glaubens) im Westen zu sehen war, bestimmte der auch die Geometrie der Burg. Damit erinnerte der kosmische Hirte eben nicht nur an den Stellvertreter jenes Hirten aus dem 15. Kapitel des Johannes-evangeliums, sondern auch an die Werkzeuge Gottes, die Raben. Mit der Rettung des Kreuzes entsprach der Jüngling in der Sage also ganz dieser der biblischen Auslegung.

Mit ihrer Burg schufen die Erbauer eine durchaus komplexe Erzählung des Glaubens, wie sie aber zahlreiche Burgen des Mittelalters verkörperten. Diese Erzählung zeigt auch, dass der Bau von Burgen wohl viel mehr bedeutete, als nur ein Wehrbauwerk zu errichten.

Bilder:Wikipedia/Burg Rabenstein, Blick vom Rabensteiner Viadukt (2016), Foto Aagnverglaser, CC BY-SA 4.0 /Kolkrabe Aaron – Common Raven, CC BY 2.0 /Der Hirte und die Burg, stellarium, Burgenarchiv,eigen

Die Burg Trifels und die Trinität

Die Reichsburg Trifels , Foto Arno Kohlem

Was machte den Ort Trifels einst für die Errichtung einer Reichsburg so interessant? Andere bedeutende Burgen wie die auf dem Hohenstaufen oder auf dem Hohenzollern waren weithin sichtbare Zeichen der Herrschaft. Der Name Trifels wird auf den `dreifach gespaltenen Fels´ zurückgeführt.  In einer Zeit, wo die Religion das Leben er Menschen bestimmte, muss dir Formation aber eine spirituelle Symbolik besessen haben,  die den Standort für eine Reichsburg rechtfertigte.

Tetraktys Zahl, Zahl 35 und Oktaedernetz , Grafik AG Reble,

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die Symbolik des Felsen, wird Gott in biblischen Texten 35 Mal im Zusammenhang mit  mit einem Fels erwähnt. Im kosmologischen Deut-ungssystem der griechisch-römischen Tetraktys steht die 35 für die 35 Elemente des Oktaedernetzes und verweist somit auf dessen Bedeutung als Sinnbild der Weisheit. Über die Bedeutung des Felsen ist bereits im 5. Buch Mose zu lesen:  `Gott ist wie ein Fels, gerecht und aufrecht.  Auch der 18. Psalm Davids greift diese Symbolik auf, denn dort steht:  `Der Herr ist mein Fels, meine Festung und mein Retter, mein Gott, mein Hort, bei dem ich. Auch So  Zuflucht suche.´  In den Texten steht der Fels meist für absolute Sich-erheit, aber auch für Zuversicht. Doch Gott wurde als Trinität betrachtet, die im ältesten Hymnus, dem Trisagion besungen wird, Lobeshymnus an die göttliche Dreieinigkeit.

Da hier die Dreiheit der Felsen zudem der Vorstellung einer göttlichen Trinität entsprach, war der Bezug zur biblischen Metaphorik also naheliegend. Doch hier kam noch ein weiterer Punkt hinzu, die mittelalterliche Vorstellung einer Analogie von kosmischer und irdischer Welt. Diese Vorstellung verkörperte Boötes, der Bärenhüter als kosmischer Hirte und Sinn-bild ewiger Stabilität, der so auch auf den ersten Psalm Davids verweist wo steht: `Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.´

Mehrere griechische Legenden berichten über unterschiedliche Personen und deren  kulturstiftenden Leistungen,  die vom Hirten, dem Weinbau bis zur Erfindung des Pfluges reichten, und sie deshalb von Zeus an den Himmel versetzt wurden. Das Bild des Hirten erinnert hier nicht nur an den Psalm, sondern verweist auch gleichzeitig auf die direkte Nachfolge der Erbauer innerhalb der Heilsgeschichte.

Der Hirte und die Burg Trifels, eigen

Betrachtet man nun dieses Sternbild vor dem Hintergrund der Analogie von Kosmos und Erde, so offenbart sich das biblische Bild der Trinität, zusammen mit dem Bild des Hirten. So wie er am Abend des Weihachstages im Süden auftauchte, liegen die drei Sterne Nekkar, Rho Boötis und Arcturus auf den drei Gipfeln. Da Arcturus als hellster Stern zugleich den hirten verkörperte und astrologisch Macht und Wohlstand verhieß, lag es nahe, auf dem Sonnenberg auch die Hauptburg zu errichten.

Zudem erinnerte der Berg in dieser Zeit noch an ein Ereignis, das zu den kirchlichen Hochfesten zählte, Mariä Himmelfahrt. An diesem Tag war zu jener Zeit der Sonnen-aufgang über dem nordöstlich gelegenen Hohenberg zu sehen und erinnerte so an die Aufnahme Mariens als Mensch in den Himmel und deren Nähe zu Gott.

Von vorn: Trifels, Anebos und Scharfenberg, Foto Ramessos

Auch die erste Nennung von Trifels als Triuels weist in diese Richtung. Als Kürzel aus den Worten Drei, u für ūnā, einzigartig und els für Elhoim, verweist es auf den einzig-artige Dreifaltigkeit, die sich hier gleich in mehrfacher Hinsicht in den drei Felsen offenbarte. Die Burg Trifels also nur auf eine reine Reichsfeste oder Schatzkammer zu reduzieren, wird dem Ensemble wohl nicht gerecht.   

Sehr wahrscheinlich dürfte diese kosmische Analogie in Gestalt der einzigartigen Land-schaft bereits viel früher erkannt worden sein und gerade sie machte die drei Berge über Jahrhunderte hinweg auch zu einem spiritueller Ort. Aus dem Grund erhielt wohl ab dem Mittelalter eine so eminente Aufwertung als Reichsburg. Für einen Kaiser, der für den  Schutz des Klerus stand konnte es ja keinen symbolträchtigeren Ort geben.

Bilder: Die Reichsburg Trifels ist eine Felsenburg im Pfälzerwald (Rheinland-Pfalz) oberhalb der südpfälzischen Kleinstadt Annweiler. Foto Arno Kohlem , CC BY-SA 3.0  / Von vorn: Trifels, Anebos und Scharfenberg, Foto Ramessos – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 , / Tetraktys Zahl 35 ttps://www.decemsys.de/system/zahlen/35.htm, Grafik AG Reble,  Der Hirte und die Burg Trifels, opentopmap, stellarium, sunearttools, eigen

Anebos und der Ochsentreiber

Burg Anebos links vor dem Trifels, BS-Photos

Der Trifels bei Annweiler wird auch als `Burgendreifaltigkeit´ bezeichnet, weil hier die drei Burgen, Trifels, Anebos und Scharfenberg, wie an einer Perlenkette aufgereiht auf jeweils einem Hügee liegen. Unter den drei Burgen ist die Trifels die bekannteste. In der zeit der Staufer galt sie als wichtiges Machtzentrum und war als Reichsburg gleichzeitig auch der Tresor der Staatsinsignien.  Ohne diese kaiserlichen Zeichen, Krone, Reichsapfel, sowie die  Heilige Lanze konnte niemand zum Kaiser ernannt werden.

Wie die Burg Trifels, wurde auch die Burg Anebos im Laufe des 12. Jahrhunderts erbaut und war zur Zeit der Staufer Teil des Reichsgutes, das mit engen Gefolgsleuten besetzt wurde. Den Herren von Anebos diente sie in der Folgezeit als Stammsitz, bis im 13. Jhd. deren Linie ausstarb. Von dem Bauwerk sind heute nur noch wenige Relikte und ein impos-anter Felsenturm erhalten. Sein Aussehen, das einem Ambos gleicht, wird heute auch als Ursprung des Namens Anebos gedeutet.

Der `Àmbos´ von Anebos, Anebos von Osten, BS-Photos,

Betrachtet man aber den Namen vor dem Hintergrund der damals gebräuchlichen Amts-sprache Latein, bietet sich eine ganz andere Erklärung an. Die gleicht die Vorsilbe dem Wort annare,  mit der Bedeutung, ein Jahr durchleben und und bos entspricht dem Ochse. Die einstige symbolische Bedeutung des Tieres erklärt sich mit der damaligen Frömmigkeit, die durch Texte der frühen Kirchenlehrer geprägt war.

So sah der im 3. Jhd. lebende Kirchenlehrer Origines in seiner Auslegung älterer biblischer Texte den Ochsen als reines Tier, der das Volk Israel versinnbildlicht, während er aber den Esel als unreines Tier bezeichnete und ihn so zum Sinnbild der Heiden machte. 

Doch das Bild des Ochsen hat im ursprünglichen Text des Buches Isaja noch eine andere Bedeutung. Hier heißt es `Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.´  Damit wird auch das Verhältnis Ochse und Herr beschrieben, dem er ja stets zu treuen Diensten stehen muss.

Damit wird das Bild des Ochsen auch zum Sinnbild für den Dienstmann und dem Lehens–verhältnis zum Kaiser. Er wird im übertragenen Sinn zum Lenker des Ochsen. Betratet man dieses Bild mit  den mittelalterlichen Gedanken der Analogie, also einer Entsprechung von kosmischen und irdischem Welt, ist die die kosmische Entsprechung das Sternbild Ochsen-treibers oder der Bärenhüter. 

Anebos mit Ochsentreiber, Karte KuLaDig, eigen

Neben dem Ochse als Sinnbild des Volkes Israel verkörperte der Bärenhüter durch seine zirkumpolare Bewegung um den Himmelspol das Sinnbild ewiger Stabilität. Diese Stabilität sollte auch das Verhältnis einen Dienstmann des Kaisers auszeichnen.

Gleichzeitig verhieß die astrologische Bedeutung des Sternes Arkturus Ehre, Würde und Wohlstand. Das Jahr mit dem Ochsen(treiber) zu erleben bedeutete somit nicht nur Teil der Heilsgeschichte zu sein, sondern zugleich Sicherheit und Wohlstand.

Zugleich diente der Ochsentreiber auch als wichtiger Zeitmarker,  denn sein Stern Arkturus erschien einst am Abend des Johannitages in Längsrichtung der Burg, so dass der Ochsen-treiber als Grundlage der Gestaltung dienen konnte und gleichzeitig an dieses wichtige Datum erinnerte.

Bilder: Wikipedia/ Burg Anebos links vor dem Trifels, BS-Photos ,CC BY-SA 4.0 / Anebos von Osten, BS-Photos, CC BY-SA 4.0 /    /Anebos mit Ochsentreiber,  Karte aus Burgruine Anebos auf dem Sonnenberg“. In: KuLaDig, Stellarium, eigen