Die Jungfrau und ihr Mädlesfels

Der Mädlesfels, Sonnenuntergang über Eningen und Pfullingen, Fotot Dariusbenfoto

Mädlesfels, Talsicht, Foto: Klaus Hermann

Metlinstein wird der spätere Mädlesfels erstmals im Jahr 1521 in einer Urkunde erwähnt. Zum Mädlesfels wird er durch die Sage von einem Nachtfräulein, einer Jung- frau , die auf dem Fels mit Nadeln einen Schal strickte. Doch die Ruhe auf dem Fels wurde durch heftiges Hundegebell durchbrochen, Voller Angst erblickte das Nachtfräulein einen Jäger auf einem Pferd mit einer bellenden Hundemeute auf sich zustürmen. Um sich zu retten sprang sie vom Fels und als der Jäger ebenfalls zum Sprung über das Tal ansetzte erreichte stürzte er durch das beherzte Eingreifen der Urschel und wurde samt dem Pferd am Fels zerschmettert. Auf wundersame Weise wurde aber das Nachfräulein gerettet und entschwand.

Urschels Gesicht, Pfullinger Sagenweg

Der Fels ist tatsächlich ein besonders geformter Ort. Nicht nur die beiden Risalite lassen ihn symmetrisch erscheinen, auch seine Ausrichtung weist exakt auf den Sonnenunter- gang zur Sommersonnenwende. Wie wie an anderen Orten, so führen auch hier astro-nomische Sichtungen zum Motiv der alten Sage. So ist das Bild des einsamen Mädchens noch im alten Brauchtum der Sommersonnenwende erkennbar. Sie war einst auch ein wichtiger Orakeltag für noch Unverheiratete. Ein geflochtener Kranz rückwärts in einen Baum geworfen, sollte einer Jungfrau zeigen, wie viele Jahre sie noch unverheiratet blieb. Auch das Motiv des Sprunges führt zum alten Brauchtum, denn am wenig später folgenden Johannitag wurden die Johannifeuer entzündet und ein Sprung durch solch ein Feuer sollte das ganze Jahr vor Schmerzen bewahren. All dies erklärt aber noch nicht den wilden Jäger au dem Pferd und die ihn begleitenden bellenden Hunde, die vom Übersberg kommend, dem Nachtfräulein den Weg versperrten. Für dieses wilde Schauspiel bietet nun der Himmel eine plausible Erklärung, die die Sage vom Mädlesfels mit dem weitaus bekanntere Epos aus Sumer verbindet, dem Gilga-mesch-Epos. Nach der Weihnachtszeit, also der Zeit der Rauhnächte, zog im früheren Volksglauben ein wildes Heer mit Hexen , Zaubern und einem Jäger über das Land. Eine Menge Ratschläge gab es zu diese Zeit, um sich vor diesem Heer zu schützen. Betrachtet man nun den Himmel zur Zeit der Sagenentstehung, so tauchte der wilde himmlische Jäger vom Mädlesfels aus betrachtet, genau dort auf, wo es die Sage schildert: über dem Übersberg stieg er um die Weihnachtszeit, kurz nach Sonnenunter-gang mit seinem Gefolge auf. Zwei Hunde und das Einhorn begleiten ihn dabei. Genau dort war wenige Stunden zuvor noch das Sternbild der Jungfrau zu sehen. Der wilde Jäger, der sich bereits im Sumerischen Epos in die Himmelskönigin Ischtar verliebt hatte, begann in der nun anbrechenden Nacht auch die Jungfrau wieder zu verfolgen. Die Nacht bot dazu ja beste Voraussetzungen und so war es unabdingbar, dass die Urschel als guter Geist hier eingreifen, musste um die Jungfrau vor ihrem Verfolger zu schützen. In wenigen Stunden sollte die Jungfrau ja in Gestalt des Sternbildes wieder über dem Horizont aufsteigen.

Mädelsfelsen, Sommesinnenwende und der `wilde Jäger´Oron

Vor dem Hintergrund der Sternkonstellation gewinnt die fantastisch anmutende Er- zählung durchaus realistische Züge und zeigt gleichzeitig, wie variantenreich das sumerische Epos vom himmlischen Jäger, der einer Jungfrau nachstellt, in der Folgezeit abgewandelt wurde. Wenngleich das Schauspiel mit der Jungfrau und dem Jäger den Name Mädlesfels nahelegt, weist doch der ursprüngliche Name in eine ganz andere Richtung.So deutet der erste Teil des ursprünglichen Namens Met noch auf das mittelhochdeutsche Wort mēte, das wie die lateinische Entsprechung mētīrī, messen oder auch abmessen bedeutet. Um mit der Beobachtung der Sonnenwenden das Jahr zu vermessen, ist der darauf ausgerichtet Fels ja geradezu ideal. Für jemand der im bäuerlichen Kalender aber andere Daten benötigte, sind zwei Punkte im Tal von Bedeutung. So sieht man vom Hakenbühl aus den Sonnenaufgang am 15. Februar, dem Tag an dem heute noch das Pflugverbot auf dem Feld endet. Doch der viel wichtigere Tag, an dem einst das Bauernjahr begann, ist an der Mündung von Arbach und Fallbach zu sehen. Dort wo sich an Mariä Lichtmess Sonne und Wasser verbinden, ist dann der Sonnenaufgang über dem Fels zu sehen. Insofern bot der Fels für unterschiedliche Zwecke jeweils einen geschickten Visierpunkt um die Zeit zu messen. Das Wissen darüber ging längst verloren und nur in der schaurigen Sage ist dieses Geheimnis noch zu erkennen.

Bilder: Wikipedia/ Der Mädlesfels wie er im Sonnenuntergang über Eningen und Pfullingen wacht Dariusbenfoto , Wikipedia Commons, 4.0 international“ / Mädlesfels Talsicht,www.morgenspatziergang.wordpress.com / Klaus Hermann/ Simmulation, stellarium suneathtools, googlemap

Ochsenwang und sein Stier

Ochsenwang im Winter, Foto R.kaelcke,

In einer von Ernst Eichler und anderen Autoren im Jahr 1995 bei de Gruyter herausgebene Studie zur Namensforschung wird auch der Name Ochsenwang erwähnt, allerdings noch mit dem Name »Ohssenwanc«. Zu dieser Zeit lag der Ort noch im Einflussbereich der Zähringer. In ihrer Studie führen die Autoren den Ortsnamen aber nicht auf den naheliegenden Ochse zurück, sondern auf das keltische Wort ouksu, das oberhalb gelegen bedeutet. Die Interpretation mag zwar der lage des Ortes am Albtrauf entsprechen, doch zum Zeitpunkt der Namensnennung war die keltische Kultur und damit ihe Sprache bereits seit 1300 Jahren verschwunden. Das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Alfred Köbler führt zwar Wort ohsīn auf, das Ochse bedeutet, aber enthält kein vergleichbares Wort mit dem doppelten Buchstaben s. Wo Schriftstücke Zweifel nicht ausräumen können, bietet aber die Landschaft nordwestlich von Ochsenwang eine plausible Erklärung, denn dort erstreckt sich in Richtung Nordwesten ein leicht ansteigendes Plateau zum Breitenstein hin.

Ochsenwang, Plateau vor dem Breitenstein, eigen

Im letzten Drittel ist es zudem durch Terrassen gegliedert, die teils durch Hecken getrennt sind. Diese Landschaftsform passt auch zum zweiten Namensteil wang. Dies ist ein altes Wort, das eine gewölbte oder gekrümmte Geländeteile bezeichnet. Die Landschaft vor dem Felsen hat zudem eine eigentümlich symmetrische Form, die die Gestalt eines Trapezes aufweist. Dessen Mittellinie führt auf den Fels zu und nur wenige Schritte nach dem Ortsende findet sich auf dieser Linie ein Beobachtungspunkt. Von ihm aus lassen sich nicht nur zwei wichtige Sonnenunter-gänge des Jahres beobachten, sondern von hier ist auch der Untergang des Sternbildes Taurus über dem Breitenstein zu sehen.

Breitenstein von Ruine Hahnekam aus gesehen , eigen

Nur um 1° von der Symmetrielinie des Trapezes entfernt, war einst der Untergang der Plejaden aus dem Sternbild Taurus über der Kante des Breitensteines zu beobachten. Damit wurde der Breitenstein auch seinem Namen gerecht, denn der unter den Horizont absinkende Stier nahm dann die gesamte Länge des Felsens ein. Damit erschien die gekrümmte Landschaft vor dem Fels gleichsam als Weide des himmelsstieres. Diese seltene Übereinstimmung von himmlischen Schauspiel und Landschaft bietet nun eine Erklärung für den Namen des Ortes. Dieses Schau- spiel lässt sich auch heute noch beobachten, wenngleich der Stier nun etwas weiter nördlich untergeht und auf Grund der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung früher verblasst.

Taurus und Breitenstein mit Beobachtungspunktt, eigen + Geoportal BW

 

Bilder: Wikipedia/ Ochsenwang im Winter, Foto R.kaelcke, CC BY-SA 3.0 – Ochsenwang_Breitenstein, eigen , Breitenstein von Ruine Hahnekam, eigen Taurus und Breitenstein, eigen + Geoportal BW, Stellarium

 

Der Meerstern über Hohenurach

Ruine Hohenurach,eigen

In der großen Epoche des mitteleuropäischen Burgenbaus entstand am Beginn des des 11. Jahrhunderts die Bug Hohenurach. Für die damalige Zeit betrachtet, erfolgte hier eine Bauleistung mit enormen Aufwand, denn die Burganlage liegt auf der Erhöhung eines steil abfallenden Felsspornes. Auf den ersten Blick scheinen die Kernburg, wie auch die Vorburg, natürliche Geländeunterschiede auszunutzen, um dadurch eine Er- stürmung der Anlage unmöglich zu machen. Doch die polygonal verlaufenen Mauerzüge werfen auch hier die Frage auf, ob nicht doch ein Plan zu Grunde lag. Dazu ist aber ein Blick in die Geisteswelt des Mittelalters notwendig.In dieser, vom spirit-uell geprägten Glauben geprägten Epoche, strebte die Verehrung der Jungfrau Maria einem Höhe- punkt entgegen. Maria diente jetzt in unterschiedlichen Lebenslagen als Schutz und war Patronin zahlreicher Städte. Auch dem Adel diente sie als Leitbild und wurde damit die Patronin von Rittern. Bereits die frühen Kirchenlehrer, wie Hieronymus begründete eine Tradition der Anrufung Marias mittels Gebeten. Dabei war es Hieronymus selbst, der auf Grund einer missverständlichen Übersetzung Maria als Miriam, das bittere Meer übersetzte. Aus diesem Beiname wurde der Meerestropfen und schließlich der Name Stella Maris, der Meerstern.

Stella maris auf einem Buntglasfenster einer Kirche in Cénac, Foto Wolfgang Sauber

Dieser Stern in Gestalt des Sternes Sirius, der bereits Seefahrern bei der Navigation half, wurde nun zum Sinnbild der Maria, die ebenso wie der Stern Gläubigen den Weg weisen sollte. 400 Jahre nach dem durch Hieronymus verliehen Namen verfasste Abt Ambrosius Autpertus im 8, Jahrhundert dann den Marienhymnus „Ave Maris Stella“, der die Bezeich-nung Meerstern einer breiten Schar von Gläubigen nahe brachte. Fortan war Sirius, der hellste Stern am Nordhimmel, der in ägyptischen Mythologie bereits die Göttin Isis ver-körpert hatte ein Sinnbild der Maria.Sirius bietet nun auch eine Erklärung für die polygonalen Mauerzüge, deren Richtungen nicht allein durch die Landschafts- form bestimmt wurden.

Hohenurach und Sirius

Seine Sicht an wichtigen kirch-lichen Feiertagen, wie auch das gesamte Sternbild des Großen Hundes deckt sich hier mit den wesentlichen Punkten der Burggeometrie.Sie verweist aber auch noch auf einen weiteren Beiname den Maria, denn im Lauf des 11.Jahrhunderts erhielt sie auch den Beinamen Turris Davidica, der Turm Davids. Diese Vorstellung geht zurück auf das Hohe Lied Salomons aus dem Alten Testament. Vor diesem Hintergrund wird der Turm Davids dann zu ein Synonym für einen unbe- zwingbaren Bergfried und für zuversichtliche Stärke des Glaubens im Angesicht des Feindes. Auch dieser alttestamentarische Bezug ist im Plan der Burg Hohenurach er- kennbar, denn am Morgen des Festes Kreuzerhöhung war das Sternbild des Großen Hundes zum letzten Mal so zum sehen, wie es seitenrichtig mit den Mauern von Hohen- urach übereinstimmte. Damit lag Sirius auch genau an einer Ecke des Bergfrieds, der damit zu einem Symbol des Turmes von David wurde.Damit bietet Hohenurach ein gutes Beispiel für das Bauen im Mittelalter, das von einer tiefgreifenden und komplexen Symbolik des Glaubens bestimmt wurde.

Fresko der Anrufung Turm Davids aus der Lauretanischen Litanei, Frauenkapelle in Altenmarkt. Foto Wolfgang Sauber

 

Bilder: Hohenurach/eigen / Hohenurach und Sirius/eigen/Burgenwelt, Stella maris auf einem Buntglasfenster einer Kirche in Cénac, Foto Wolfgang Sauber CC BY-SA 4.0 / Fresko der Anrufung Turm Davids aus der Lauretanischen Litanei, Frauenkapelle in Altenmarkt. Foto Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0

 

Der Mondgott und die Isle of Man

Steinkeis `The Braaid´, Foto Andy Stephenson

In jeder Mythologie spielen Mondgottheiten eine wichtige Rolle. So kennt die griech- ische gleich 4 Gottheiten, die sich meist durch besondere Schönheit auszeichneten. So war Artemis zugleich Göttin der Jagd und teilte diese Passion mit Orion. Danaë, die Geliebte des Zeus und Tochter des Königs von Argos empfing jungfräulich den Heroen Perseus, der später für seine Verdienste von Zeus an den Himmel versetzt wurde. Auf Grund ihrer besonderen Empfängnis wurde Danaë später auch als Präfiguration der Jungfrau Maria gedeutet. Kallisto, deren Name `die Schönste´ bedeutet, stammte aus dem Gefolge der Artemis. Auch sie wurde, wie viele, von Zeus geschwängert und später versetzte er sie und ihren Sohn Arkas als Großer und kleiner Bär an den Himmel ver- setzt, um sie vor der Rache seiner Gemahlin zu schützen. Die vierte Personifikation des Mondes war Selene, in der Hesiod, der Vater der griechischen Mythologie, die Tochter der Titanen Hyperion und Theia sah.

Büste auf einem Sarkophag (3.Jh.), Foto Marie-Lan Nguyen

Mit dem Name Hyperion, der im Griechischen der Sohn der Höhe, oder der Obere be-deutet, erscheint auch eine Eigenschaft des Mondes, denn seine Bahn verläuft etwas höher als die der Sonne. Dies und seine stetige Verwandlung, sein Verschwinden für drei Tage während des Neumondes, aber auch seine für die Menschen spürbaren Kräfte, machten den Mond in der Vergangenheit zu einer Gottheit mit magischen Kräften.So steht auch das irische Wort mania als Ausdruck für alle magischen Kräfte. Die Patriarchatsforscherin Gabriele Uhlmann sieht in diesen Mondgöttinnen ein Erbe der Frühkulturen, die die Umutter in Gestalt des Mondes verehrt hätten. In ihren Buch: Der Gott im 9. Monat: Vom Ende der mütterlichen Gebärfähigkeit´ zeigt sie, dass der Mond seit der Frühgeschichte als ein kosmische Symbol der Ewigkeit, der Wandlung und der Fruchtbarkeit betrachtet wurde. Doch diese weibliche Prinzip, so Uhlmann, wurde bereits in der Jungsteinzeit durch ein männliches Prinzip ersetzt, wie den anatol-ischen Mondgott Men. Seine Attribute waren der Stier, der die Mondsichel zwischen seinen Hörnern trug. Wie bereits in Mesopotamien, hatte der Mondgott auch in anderen Mythologien, meist eine enge Verbindung zur Unterwelt. Diese Vorstellung resultiert aus dem Verschwinden des Mondes während der Neumondphase, dem Interlunium. In dies- em Verschwinden wurde dann in Aufenthalt des Mondgottes in der Unterwelt gesehen. Folgerichtig wurde dann sein Wiedererscheinen mit der Auferstehung aus der Welt der Toten in Verbindung gebracht. Mit diesem Aspekt wurde auch Manannan mac Lir, der göttliche Herrscher der Isle of Man in Verbindung gebracht.

South Barrule, Grab des Manannán auf der Isle of Man, Foto Culture Vannin

Er galt zugleich als Beherrscher von Mag Mellm, der Ebene der Freude, einer Be- zeichnung der der keltischen Anderswelt. Manannan mac Lir war mir Fand, der Perle der Schönheit verbunden und lebte mit ihr in seiner Burg auf dem Mount Barrule. Dorr soll er laut einer Sage begraben sein. Eine der zahlreichen Erzählungen über ihn bringt seinen Tod aber mit der Schlacht von Magh Cuilennin in Verbindung und beschreibt sein Begräbnis in Tonn Banks.Manannan mac wird oft als riesenhafter Schmied Culann oder auch Gaukler der Narren beschrieben. Einst soll er mit einem Streitwagen er über die See gefahren sein, der vom magischen Pferd Enbarr gezogen wurde. Unter den wenigen Götter der keltischen Mythologie die klar zuordenbar sind, zeichnen die vielen Erzählungen über Manannan mac Lir ein vielfältiges und schillerndes Bild seiner Rolle.Sie beschreiben ihn auch als Meeres-, Wetter-, wie auch als Heil und Totengott. Ob dies alles aber den tatsächlichen Vorstellungen der einstigen keltischen Kultur entsprach mag dahingestellt sein, denn erste schriftliche Aufzeichnungen der irischen Mythologie entstanden erst ab dem späten 11. Jahrhundert, also 500 Jahre nach dem Beginn der Christanisierung. Als Autor dieser ersten Schrift mit dem Namen Lebor na hUidre, das Buch der dunkelfarbigen Kuh, gilt der Mönch Mæl-Muire mac Célechair. Auch die folgenden, in den nächsten 100 Jahren entstanden Bücher entstanden zumeist in Klöstern und waren damit wohl auch mir christlichen Inhalten unterlegt. Wie viel von originalen Vorstellungen der keltischen Mythologie zu diesem Zeitpunkt noch präsent waren,ist nicht bekannt.

Die Steingräber und die Mondellipse, Mull Hill, Plan Philip Moore Callow Kermode

Anlagenkreis auf dem Mull Hill, Foto jonhluk

Eine Erklärung über die frühere Vorstellungen Manannan mac Lir und der der Isle of Man vermittelt die Megalithanlage am Mull Hill. Er liegt im Süden der Insel bei Port Erin. Die Megalithgräber sind dort auf der Linie einer Ellipse angeordnet. Gleichzeitig teilen sie einen Kreis in ungefähr 8 Segmente,wo bei unter Einbeziehung des Geländes die Richtung der großen Mondwenden identifiziert werden können. Nicht nur die Richtung der Mondwenden verweist auf die alte Gottheit, auch die zahl 8 auf die 8 Mondphasen. Auch zwei auf den Brennpunkten dieser Ellipse konstrurierten Kreise verweisen mit ihrem Bild auf die Erscheinung der Mondsichel am Nachthimmel, Die Isle of Man gleicht nicht nur im Name dem anatolischen Mondgott Men wie auch dem germanischen Mani, sie ist auch in Richtung der Großen Mondwenden ausgerichtet. Damit war wohl auch die Vorstellung einer Insel des Mondgottes naheliegend. Diese Wissen verschwand im Laufe der Zeit und löste sich in allerhand Fantasiegeschichten auf. Bliebe noch das Wappen der Isle of Man, den 3 Beinen die einer keltischen Triskele gleichen. Auch sie sind mit dem Mond und und seinen 3 Gesichtern in Verbindung: zunehmender Mond, Vollmond und abnehmender Mond.

Isle of Man, ausgerichtet auf die große Mondwende

Fotos: Wikipedia/ The Braaid, Foto Andy Stephenson,CC BY-SA 2.0 / Büste auf einem Sarkophag (3.Jh.), Foto Marie-Lan Nguyen (2006),gemeinfrei / South Barrule, reputed home of Manannán on the Isle of Man , Culture Vannin – ttps://www.flickr.com/photos/146057732@ N07/35235394683/ in/dateposted/ Anlagenkreis auf dem Mull Hill, Foto jonhluk – Photo on Flickr ,CC BY 2.0 – Die Steingräber und die Mondellipse auf dem Mull Hill simmulation,sunearthtools,opentopmap Plan des Mull Hill,Philip Moore Callow Kermode ,Wiki gemeinfrei

Merlin und die `Isle of Glass´

Bardsey from Braich y Pwll, Foto Kevin Davies

3 Kilometer von der Landsitze von Uwchmynydd die wie ein Finger aiuf das meer weist . Liegt die Felseninsel Bardsey. bevor dort der heilige Cadfan,im Jahr 516 ein Kloster errichtete,wurde sie bereits als heilige Stätte verehrt. Über viele Jahrhunderte hinweg galt Bardsey als `der heilige Platz des Begräbnisses für die Mutigsten und Besten im Land´. Die fahrenden Sänger die Barden des Mittelalters, nannten die Insel auch `das Land des Ablass, der Absolution und Vergebung, die Straße zum Himmel und das Tor zum Paradies´. Auf Grund seiner Bedeutung Bardseys wurde eine Pilgerreise auf die Insel den Pilgerfahrten nach Rom gleichgestellt. Darüber hinaus verklärten zahlreiche, ab dem frühen Mittelalter aufgezeichnete Legenden, die Insel zu einen mystischen Ort. Durch ein Ende der 90-er Jahre erschienenes Buch der Autoren Barber & Pykitt ge- wann eine dieser Erzählungen in jüngster Zeit wieder an Aktualität .In dem Buch identifizieren Bardsey als das eigentliche Avalon, jenem mythischen Land, in dem Artus nach der Schlacht von Camlann seine Wunden ausheilen ließ.

Der Tod König Arthurs mit der Barke zur Überfahrt nach Avalon, James Archer,1860

Wie über die Lage Avalons, gibt es auch über den Ort dieser letzten Schlacht des mythischen Königs nur Vermutungen. Erst im 11.Jhd. gibt es in den Annales Cambriae einem Vermerk, in dem die Schlacht auf das Jahr 537 datiert wird. Zur gleichen Zeit schreibt auch der Geistliche und Geschichtsschreiber Geoffrey von Monmouth in seiner Historia Regum Britanniae, über die Schlacht und verortet sie bei Camelford in Corn- wall. Avalon, dessen Name sich aus dem Kymrischen Wort `abal´, der Apfel bildete, wird auch die Apfelinsel genannt. Auf dieser Insel des ewigen Glücks soll laut den Erzählungen, die Heilerin Morgan le Fay zusammen mit ihrem Halbbruder geheilt und gepflegt haben. Morgan, auch Morgaine genannt, war die Tochter von Artus Mutter und ihrem ersten Mann Gorlois, dem Herzog von Cornwall.

Morgan le Fay, Anthony Frederick Sandys, 1864

In einer weiteren Legende wird Bardsey auch mit der `Isle of Glass´ in Verbindung ge- bracht, jenem legendären Glas-schloss, in dem der Zauberer Merlin lebte.Die ur- sprüngliche Erzählung war jedoch noch nicht mit dem Artus Mythos verknüpft und schilderte noch das Leben eines einsamen, schamengleichen Zauberers in der Wildnis. Auf Grund seiner Eigenschaften, der Heil- und Orkakelkunde gleicht er der keltischer Druiden, die eingeweiht waren, in die Geheimnisse der Natur. Erst in der Prosa des 15. Jhd`s wird Merlin zu jenem magischen Zauberer dessen Bild in der Literatur immer wieder erscheint. Er wird hier auch als ein Hüter eines Königreiches geschildert, das er selbst mit geschaffen hat. Doch seine Existenz ist in ein Mysterium gehüllt Dies zeigt auch sein Rückzugsort, das mehrere wallisische Legenden als das Glashaus auf Bardsey. beschrieben Dies soll er dort für seine geliebte Viviane, die Herrin der See erbaut haben, um dort mit ihr zu leben.

Merlin und seine Geliebte, Idylls of the King

Laut einer Erzählung befindet sich auf der Felseninsel auch sei Grab. So fantasievoll jenes unsichtbare Glashaus beschrieben wird, um so ärmlicher sieht aber die verwitterte Grotte, Merlins vermutetes Grab aus. Merlin ist eine Gestalt, die an der Schwelle zur neuen Epoche des Christentums lebt und vom neuen Glaube wird auch der Rest der einstigen keltischen Tradition adaptiert. Ein Ursprung des Namens Merlin wird in den Worten Mori, oder Maridunum gesehen, was übersetzt `die Meerburg´ bedeutet. Für die Felsennsel und Ort der Spiritualität wäre dies ein durchaus zutreffender Name. Be- trachtet man aber den Sternenhimmel jener Zeit, der ja seit dem sumerischen Gilgamesch Epos als Ursprung zahlreicher weiterer Mythen gesehen werden kann, so weist er auf einen anderen Mythos.Blickte man im 6. Jhd. vom Aussichtspunkt des Mynydd Bychestyn in Richtung der Insel der 20000 Heiligen, so sah man dort den Stern Sirus über Bardsey untergehen. Er verkörperte im ägyptischen Isis/ Osiris Mythos die Göttin Isis.Isis galt als Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Meeres und der Sonne, wie auch als Schutzherrin der Magie und Heilung.

Bardsey, Samhain undOrion/Osiris

Auf Grund ihrer vielfältigen Rollen besaß die Göttin auch zahllose Beinamen, so dass ihr die Griechen auch den Namen Myrionýmos gaben, was übersetzt bedeutet `die mit 100000 Namen´. Neben dem Isis/ Osiriskult, der sich im gesamten römischen Imperium verbreitete, deutet die irisch-schottische Legende der Scotaauf eine weitere Verbindung des Landes ins alte Ägypten hin. Laut der Erzählung war Scota eine Tochter des Pharaos Nectanebus Gattin des Míl Espáne und deren Söhne sollen später Irland besiedelt haben. Osiris/ Orion wurde im alten Ägypten als Totengott verehrt. Er hatte den Tod überwunden hatte und lebte im Jenseits als Herrscher der Totenreiches weiter.Beide Bilder sind auch mit Bardsey verbunden. So ist der Sonnenuntergang zur Wintesonnen-wende vom bereits beschrieben Aussichtspunkt zu sehen und wenn im 6. Jhd., am Morgen nach Samhain Orion zum letzten Mal zu sehen war,deckte sich dessen Position mit der Inselform. Die See war dann im übertragenen Sinn das Haus aus Glas. Ähnliche Bezeichnungen und Bilder deuten hier an, dass in der Legende von Merlin und Viviane wohl der Isis/ OsirisMythos weiterlebte und so die Fantasie der Menschen weiter beflügelte.

Bilder: Wikipedia / Bardsey from Braich y Pwll, Foto Kevin Davies, Wiki CC BY-SA 2.0 / Der Tod König Arthurs mit der Barke zur Überfahrt nach Avalon, James Archer,1860Morgan le Fay, Anthony Frederick Sandys, 1864./ Frederick Sandys – Art Renewal Center / Merlin und seine Geliebte, Idylls of the King / Simulation, sunearthtools, stellarium,opentopomap

Der Götzenaltar bei Königsheim

Götzenbild des goldenen Kalbes in Hartmann Schedels Weltchronik Scan, Tsujigiri~commonswiki

Der Name Götzenaltar weist weit in die Religionsgeschichte zurück und spiegelt den Kampf der Religionen um die Deutungshoheit echter Gottesverehrung wieder. Der Name, der eine Zurücksetzung anderer Götter gegenüber dem Gott der Israeliten be- deutete, taucht im Buch der Chronik, aber auch im Buch des Propheten Hesekiel auf. Hesekiel, einer der drei großen Schriftpropheten des Tanach, schildert im gleichnamig- en Buch das Unglück der Israeliten als diese begannen fremde Götter anzubeten. Dies sah Hesekiel lange im Voraus in einer Vision, in er das Innere des Tempels erblickte, In dem huldigten Priester fremden Göttern anderer Völkern. Dort wurden sie nun in Bild- ern verehrt, während der ursprüngliche Glaube der Israeliten kein Bild Gottes kannte. Tatsächlich geschieht später dann das,was der Prophet anprangerte.

Fresko in der sixtinischen Kapelle von Michelangelo, 1510, Michelangelo – Web Gallery of Art:

Die Israeliten beteten die Götzen an und gerieten daraufhin, nach der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels in babylonische Gefangenschaft. Den- noch endet das Buch mit der Beschreibung der Herrlichkeit eines königlichen Fried-ensreiches in der Zukunft und deutet damit bereit das Kommen des Messias an. Im Buch der Chronik, das seit dem Mittelalter in 29 Kapitel unterteilt wurde, wird haupt-sächlich der Aufbau der Gesellschaft der Israeliten geschildert. Hierbei wird aber der Schwerpunkt der Betrachtung auf die Gottesverehrung im 1. Tempel gelegt. Im Ver- gleich mit den Gottes- bildern anderer Völker steht dort: (´„kol elohei haamim elilim´), was übersetzt bedeitet: `Denn aller Heiden Götter sind Götzen;´ oder auch sinngemäß `Alle Götter der Völker sind nichts´.

Nicolas Poussin: Die Anbetung des goldenen Kalbes (1633–1634)/ Nicolas Poussin/ Bild ttp://www.cts.edu/ImageLibrary/Public_domain.cfm

Dennoch ist der deutsche Begriff Götze erst jüngeren Datums. Im Mittelhochdeutschen entspricht die Diminutivform des Wortes einer Abwertung und dem Sinn nach einem Hausgeist oder Kobold. Martun Luther gebrauchte den Begriff erstmals im jahr 1520 in der Bedeutung von Abgott oder auch flacher Gott. Eng verknüpft mit dem Wort Götze ist der des heute kaum noch gebäuchlichen Begriffes Heide. Das Wort leitet sich aus dem lateinischen paganus ab, das für ländlich oder dörflich steht. Das Woirt weist aber gleich auf zwei Entwicklungen hin: Das Aufblühen einer städtischen Kultur während der Blütezeit Roms, die die dörflich anmutetenden Oppida in den Schatten stellte und damit ein soziales Gefälle von Stadt und Land andeutet. Dies spiegelte sich auch in der Wert- schätzund dieser weit draussen lebenden Bevölkerung wieder, die als ungebildet und zurückgeblieben betrachtet wurde. Das gleiche Bild wurde dann während der Christ-ianisierung auch auf den Glauben der Landbevlkerung übetragen. Eine erste klare Ab- grenzung zwischen den Heiden und den Christeen geschah auf dem im Lukasevangel- ium geschilderten Aposelkonzil. Für das Urchristentum, das zu dieser Zeit aus zahl- reichen sektiererischen Gruppen mit unterschiedlichen Glaubensinhalten bestand, wurde auf diesem Treffen eine wegweisende Entscheidung zur Missionierung von Heiden getroffen. Als Hauptvertreter der hellenistischen Theologie vertrat hier der Apostel Paulus die Auffassung, dass Heiden durch den angenommenen Glauben an Jesus Christus und den Empfang des Heiligen Geistes gereinigt und geheiligt seien.

Heidenmission im Mittelalter, Daratellung aus dem 19. Jhd.

Damit unterlagen sie auch nicht mehr dem bis dahin praktizierten jüdischen Religions- gesetz der Beschneidung und in der Folge war dies die Trennung zwischen dem Juden- tum und den Christen. Auf der südlichen Albhochfäche, zwischen Böttingen und Kön- igsheim erinnert der Name eines Felsblocks aus dem oberen Juragestein an den heute nicht mehr gebräuchlichen Begriff Götze. Das als Götzenaltar bezeichnete Gestein musste aber bereits in frühgeschichtlicher Zeit einen besonderen Nimbus besessen haben, denn in unmittelbarer Nähe zu dem Ort befinden sich mehrere Grabhügel. Der rund 1,6m hohe Block liegt auf einer runden Steinplatte mit einem Durchmesser von knapp 25m Die ganz bewusste Gestaltung des Ortes lässt sich auch in der Ost-West-Ausrichtung des Felsens erkennen.

Götzenaltar Schwäbische Alb, Foto Manuel Mattes , http://manuel-mattes.de

Auf Grund von Keramiktresten aus der späten Bronze- und Hallstattzeit wurde früh auf die kultische Bedeutung des Ortes geschlossen. Obwohl Bewaldung heute die einstigen Sichtbeziehungen verdeckt, erscheinen drei wesentliche Richtungen für den Götzenalt- ar und die Grabhügel wichtig gewesen zu sein: Der Sonnenuntergang am 31. Oktober über dem Böttenbühl, der während der Äquinoktien über dem Galgen Berg bei Bötting- en und dem Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende über dem Stufenberg an der Oberen Bära. Die einstige Bedeutung des Ortes ist längst von zwei schauerlichen Sag- en überformt wurden. Eine erzählt vom Streit zwischen Vater und Sohn um ein Mädch- en, der in einem Gottesurteil mündete und schließlich zum Tod der beiden vor dem Stein führte. So nimmt es kein Wunder, dass er heute versteckt zwischen Bäumen liegt und seine ursprüngliche Bedeutung längst vergessen ist. Auch das Christentum hatte bald die Macht der einst angeprangerten Götzenbilder erkannt und das Medium Bild und Plastik zur weiteren Missionierung eingesetzt. Da die alte Bildsprache verloren ging, haben auch sie, heute, nach fast 2000 Jahren Missionierung, ihre große Bedeut- ung verloren, . Insofern steht der Naturaltar bei königsheim auch für den Beginn der Religionen.

Sonnenrichtung des Götzenaltares

Bilder: Wikipedia / Biblisches Götzenbild des goldenen Kalbes in Hartmann Schedels Weltchronik (Nürnberg 1493) , ScanTsujigiri~commonswiki / Fresko in der sixtinischen Kapelle von Michelangelo, 1510, Michelangelo – Web Gallery of Art/ Nicolas Poussin: Die Anbetung des goldenen Kalbes (1633–1634)/ Nicolas Poussin/ Bild ttp://www.cts.edu/ImageLibrary/Public_domain.cfm / Götzenaltar Schwäbische Alb, Foto Manuel Mattes, http://manuel-mattes.de/ simulation sunearthtools,opentopomap

Teil 3 – Die Osterinsel und das Ende des großen Vogels

Der Schweizer Ethnologe Alfred Métraux hatte das Glück mit einer französischen Ex. ped- ition im Jahr 1934 den Pazifik bereisen zu können und besuchte dort einige Inseln des Polynesischen Dreiecks. Seine Erkenntnisse fasste er dann in dem im gleichen Jahr erschienen Buch `Ethnologie de l’île de Pâques´ zusammen. Darin kommt er auf Grund von überlieferten Aussagen der ersten Missionare zur Auffassung, dass Make- make der wohl wichtigste Gott in der Mythologie der Oster-Insulaner ist . Er war der Atua in Ideal-form und galt als der Schöpfer des Weltall. In ihren Erzählungen tritt der Schöpfergott fast immer zusammen mit seinem Gefährten Haua auf. Über die Einführ- ung des Kultes auf den Osterinseln gibt es mehrere Erklärungen. Eine berichtet von einer Priesterin die auf einer der heiligen Steinplattformen den Ahnu, einen heiligen Schädel hütete.

Makemake, Foto, Freunde der Osteinsel

Als der bei einem Sturm ins Meer gespült wurde, tauchte sie hinterher und rettete ihn. Kaum ruhte sie sich aus, erschien ihr Haua und erklärte ihr, dass sie den Schädel des Schöpfergottes gerettet habe. Der trug der Priesterin dann auf , wie sie das Volk lehren sollte, Makemake zu verehren. Eine andere Erzählung berichtet von der Jagd Make- makes nach den Vögeln, die er zusammen mit Haua bis zur Osterinsel verfolgt hatte. Dort traf er dann die Priesterin und trug ihr auf dem Volk seine Weisheit zu lehren. Dem Schöpfergott wurden hauptsächlich Hähne, Fische, Früchte, oder auch Stoffstücke geopfert. Doch französische Missionare berichteten auch von Menschen-opfern, bei den Gefangene, oder auch Menschen getötet wurden, die nach Absicht der Inselbe-wohner den Zorn Makemakes auf sich gezogen hatten. Mehrere Frauen sollen die sich auch bei ihnen bedankt haben, weil ohne ihr Einschreiten sonst ihre Kinder dem Gott der Osterinsel geopfert worden wären.

Polynesische Hokule’a, Foto HongKongHuey

Um die Weiten des Pazifiks zu überwinden, hatten die Polynesier ein eigenes Navigat-ionssystem entwickelt. Es half ihnen sich an Meeresströmungen, am Verhalten von Tier- en und ebenso am Lauf der Sterne zu orientieren. Dieses, unter dem Namen Kavainga, der Sternenpfad, bekannte geworden System kannte bis zu 200 Sterne und ihre Auf- und Unt-ergangspunkte wurden alle über Jahrhunderte hinweg beobachtet. Mit diesem Wissen ließen sich weit entfernte Ziele, auch ohne die Hilfe von Küstenlinien anpeilen. Als Ge-dächtnisstützen für diese langen Fahrten dienten dann sogenannte Stabkarten aus ge-flochtenen Zweigen. Auf denen waren mit Kaurimuscheln Inseln markiert und mit Hilfe von Knoten Orte verzeichnet, in denen während des Jahres konstante Windbe- dingungen und Strömungen herrschten. Doch ohne die raffiniert konstruierten Kats, den polynesischen Katamaranen hätte all das navigatorische Wissen wenig genutzt. Diese Katamarane hatten V-förmige Rümpfe und waren mit flexiblen Stangen miteinander ver- bunden. Ausgestattet waren sie mit den nur in diesem Gebiet verbreiteten Krebsscher- .en- Segel. Dieses dreiecksförmige Segel mit einer konkaven Seite wird an der spitzen Seite vom Wind angeströmt und dabei erweist sich die halbrunde Ausformung des Seg- els als ärodynamisch ideal. So perfekt war die Form, dass damit auch stärkere Winde genutzt werden konnten. So einfach wie die Form ist auch die Bedienung des Segels, da es sich leicht reffen lässt. Auf ihren Fahrten richteten die Navigatoren ihr Boot aber nicht nach einem Sternbild aus wie es etwa im Buch `Ursprung der Sternbilder´ von Kai H. Wirth beschrieben ist, denn meist polygonalen Formen bieten in der Nacht ja keinen exakten Fixierpunkt.Das grundlegende Prinzip der polynesischen Seefahrer war viel- mehr, zu jeder Jahreszeit die genaue Position von 80 wichtigen Leitsternen zu kennen. Ihr Erscheinen als `guiding stars´ und ihrer `follower´ mussten vor dem ablegen eines Schiffes erst abgewartet werden, ehe die Fahrt in der Nacht begonnen werden konnte. Aus Hawai ist bekannt, dass es hier 9 Hauptsterne, die maka’iwa, und die entsprech- ende Zahl von Be-gleitern gab. Mit ihnen zusammen bildeten die Navigatoren dann sogenannte Sterndrei-ecke, von denen sie 3 in jeder Nacht zur Kursbestimmung benötigten. Steven Roger Fischer hat in seinem 1998 erschienen Buch `Kleine Augen auf großer Fahrt – Zur Sternnavigation in Rongorongo´, den Zusammenhang zwischen den dortige Schriftzeich-en und den dazu passenden Navigationssternen eingehend untersucht. Aus Sicht der Inselbewohner waren Sterne aber nicht nur leuchtende Punkte am Nachthimmel, sondern die Augen der Atua, der vergöttlichten Ahnen. Als bekannteste Augen, die jede Nacht das Geschehen auf der Erde überwachen, wurden die Sterne der `kleinen Augen´ angesehen, die Plejaden aus em Sternbild des Stieres.

Navigationskarte Mikronesien

Jene spiralförmige Gestalt der Plejaden, en 7 Schwestern mit dem Alkyone, dem 15. Leitstern der Navigatoren, passt dann auch exakt in die Geometrie der Osterinsel. Ebenso passt auch das Sternbild des Schwanes zur Geometrie, der bis ins 18.Jahr hundert, wenn auch nur Kurz am Nord-Horizont zu sehen war. Er bietet auch eine Ver- bindung zum Kult der Moai, der an den Küsten aufgestellten Steinfiguren. Auf einer ist ein Vogel abgebildet und dessen Proportionen passt Form des Sternbildes, das kurz vor Sonnenaufgang am 1. Mai im Norden noch zu sehen war. So deckt sich die Form der Insel mit de, Aufstieg des Schwanes, wie er im 4.Jhd. zu sehen war, der vermuteten frühesten Ankunft der Polynesier auf de Osterinsel. Das Bild könnte auch den Schlüssel zu den rätselhaften Figuren mit ihren bunten Kopfbedeckungen liefern. Entsprechen sie doch den Gebinden, mit denen die Vogelmänner die heiligen Eier sicher zurück auf die Insel brachten. Folglich wären die Moai-Statuen dann die Erinnerung an jene vergött.- lichten Sieger, im Kampf um das heilige Ei. Das Dreieck bestimmte die Kultur Polynes- iens, von der Sternennavigation, über das Schiffssegel, bis hin zu einer Landschaft weit verstreut liegender Inseln. Wohl zu echt kann die Osterinsel, auf der Mittelachse des Polynesischen Dreiecks liegend. dann als der Nabel jener paradiesischen Welt be- zeichnet werden. Dass sie vor dem Hintergrund ihrer besonderen Gestalt nur eine Sied- lungs- fläche war, ist kaum vor- stellbar. Viel mehr kann sie als eine Art von Sehnsuchts- ort gesehen werden, ähnlich den Paradiesvorstellungen die es in den Mythologien and- erer Kulturen gibt. Immer wieder wurde das Verschwinden der Osterinselkultur mit einem Zusammenbruch des dortigen Öko-Systems in Verbindung gebracht, doch das Ver- schwinden jenes Vogels, der im 16. Jhd. nicht mehr über den Horizont aufstieg, könnte auch das Ende jener rätselhaften einer Mythologie bedeutet haben. Mit diesem Ver- schwinden des Vogels verlor die Kultur dann auch ihren sinnstiftenden Mittelpunkt.

Der Vogel auf dem Rücken einer Statue (moai), Steinritzung und das Sternbild des Schwans

Fotos: Makemake, Foto, Freunde der Osteinsel/ Wikipedia / Hokule’a, Hawaiian double-hulled canoe sailing off Honolulu, 2009. Foto HongKongHuey/Micronesian navigation device showing directions of winds, waves and islands, c. 1904 S. Percy Smith, Gravor des Vogels auf einem Moai, Foto Freunde der Osterinsel