
Ochsenwang im Winter, Foto R.kaelcke,
In einer von Ernst Eichler und anderen Autoren im Jahr 1995 bei de Gruyter herausgebene Studie zur Namensforschung wird auch der Name Ochsenwang erwähnt, allerdings noch mit dem Name »Ohssenwanc«. Zu dieser Zeit lag der Ort noch im Einflussbereich der Zähringer. In ihrer Studie führen die Autoren den Ortsnamen aber nicht auf den naheliegenden Ochse zurück, sondern auf das keltische Wort ouksu, das oberhalb gelegen bedeutet. Die Interpretation mag zwar der lage des Ortes am Albtrauf entsprechen, doch zum Zeitpunkt der Namensnennung war die keltische Kultur und damit ihe Sprache bereits seit 1300 Jahren verschwunden. Das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Alfred Köbler führt zwar Wort ohsīn auf, das Ochse bedeutet, aber enthält kein vergleichbares Wort mit dem doppelten Buchstaben s. Wo Schriftstücke Zweifel nicht ausräumen können, bietet aber die Landschaft nordwestlich von Ochsenwang eine plausible Erklärung, denn dort erstreckt sich in Richtung Nordwesten ein leicht ansteigendes Plateau zum Breitenstein hin.

Ochsenwang, Plateau vor dem Breitenstein, eigen
Im letzten Drittel ist es zudem durch Terrassen gegliedert, die teils durch Hecken getrennt sind. Diese Landschaftsform passt auch zum zweiten Namensteil wang. Dies ist ein altes Wort, das eine gewölbte oder gekrümmte Geländeteile bezeichnet. Die Landschaft vor dem Felsen hat zudem eine eigentümlich symmetrische Form, die die Gestalt eines Trapezes aufweist. Dessen Mittellinie führt auf den Fels zu und nur wenige Schritte nach dem Ortsende findet sich auf dieser Linie ein Beobachtungspunkt. Von ihm aus lassen sich nicht nur zwei wichtige Sonnenunter-gänge des Jahres beobachten, sondern von hier ist auch der Untergang des Sternbildes Taurus über dem Breitenstein zu sehen.

Breitenstein von Ruine Hahnekam aus gesehen , eigen
Nur um 1° von der Symmetrielinie des Trapezes entfernt, war einst der Untergang der Plejaden aus dem Sternbild Taurus über der Kante des Breitensteines zu beobachten. Damit wurde der Breitenstein auch seinem Namen gerecht, denn der unter den Horizont absinkende Stier nahm dann die gesamte Länge des Felsens ein. Damit erschien die gekrümmte Landschaft vor dem Fels gleichsam als Weide des himmelsstieres. Diese seltene Übereinstimmung von himmlischen Schauspiel und Landschaft bietet nun eine Erklärung für den Namen des Ortes. Dieses Schau- spiel lässt sich auch heute noch beobachten, wenngleich der Stier nun etwas weiter nördlich untergeht und auf Grund der allgegenwärtigen Lichtverschmutzung früher verblasst.

Taurus und Breitenstein mit Beobachtungspunktt, eigen + Geoportal BW
Bilder: Wikipedia/ Ochsenwang im Winter, Foto R.kaelcke, CC BY-SA 3.0 – Ochsenwang_Breitenstein, eigen , Breitenstein von Ruine Hahnekam, eigen Taurus und Breitenstein, eigen + Geoportal BW, Stellarium
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