2000 Jahre alte Fake News — Vanaland

Dieser Tage wird immer gern von Fake News gesprochen, doch so neu wie man glaubt ist das gar nicht. Schon Augustus bediente sich der Fake News um seinen republikanischen Römern die Monarchie schmackhaft zu machen. Und das war so… Rom im Jahre 29 v. Chr. Oktavian, der Neffe des Caesar hat Antonius und Kleopatra besiegt […]

2000 Jahre alte Fake News — Vanaland

Tarraco und der Gute Hirte

Der Herakles Farnese, Glycon of Athens, Foto Marie-Lan Nguyen

Eine katalanische Legende schreibt die Gründung der Stadt Tarraco, dem heutigen Tarragona, dem ältesten Sohn des Tubal zu. Tarraho und sein Gefolge sollen die Stadt dann im Jahr 2407 BC gegründet haben. Doch der Name Tubal gleicht dem hebrä-ischen Wort Jabal, das Wandrer bedeutet. Namensgleich ist in de biblischen Chrono-logie auch einer der Söhne Lamechs und dessen Frau Ada, die im 1. Buch Mose geschildert werden. In der Genesis wird Jabal als Stammvater derer bezeichnet, die in Zelten wohnen, den Nomaden und gilt in den Überlieferungen deshalb als deren Patron. innerhalb der biblischen Geschichte steht Lamech für die 9. Generation der Menschheit nach der Erschaffung Adams und gemäß dieser Zeitrechnung lebte er 874 Jahre nach der Erschaffung Adams. Zurückgerechnet von Christi Geburt an, war dies das 3356 v. Chr. Die biblische Gestalt lebte also knapp 1000 Jahre vor den Ereignissen der Gründungslegende Tarracos.

Modell der oberen Stadtbezirke in der hohen Kaiserzeit, Foto Amadalvarez

Dessen Geschichte wird erst um das 5 Jhd. v. Chr. fassbar wo zahlreiche Funde Hand- elskontakte der Iberer mit griechischen und phönizischen Kolonisten belegen. Doch erst in römischer Zeit beginnt die Blütezeit der Stadt , die dann zu einem zweiten Rom an der Mittelmeerküste wurde. Sie begann im Jahr 217 v. Chr,, als die römische Armee unter dem Kommando ihres Feldherrn Publius Cornelius Scipio in Tarraco ihr Winterquartier aufschlug. Auch im anschließenden Krieg verhielt sich die Bevölkerung den Römern loyal gegenüber worauf sie Livius als `Verbündete und Freunde des römischen Volkes´ bezeichnete. Dies traf auch auf die Fischer von Tarraco zu, die mit ihren Booten den Kampf der Römer während der Belagerung von Carthago Nova unterstützen. Unter Kaiser Augustus erlebte die Stadt dann ihe eigentliche eine Blütezeit. Im 1. Jhd. n. Chr. beschrieb sie der Schriftsteller Pomponius Mela mit folgenden Worten:

Reste der Basilika auf dem Forum der Kolonie, Foto Zarateman

`Tarraco ist die reichste Hafenstadt an dieser Küste´.Eigene Münzen mit Darstellungen des Kaiserkultes zeigten in dieser Zeit die feste Verbundenheit Tarracos mt der Staats- idee Roms. Auf dies weist auch der Stadtplan hin der einem Trapez gleicht, das sich zum Forum hin verjüngte. Auch hier wurde das rechtwinklig verlaufende Straßensystem nach mythologischen Gesichtspunkten ausgerichtet. Mit einem Azimut von 31° verweist es gleichzeitig auf die trinitarische Bedeutung der Zahl innerhalb des Tetraktysmodells. So ergeben 18 Elementen des Dreiecks, dem Sinnbild der Trinität, und die 13 Elemente des einbeschriebenen Hexagons die Zahl 31.

Die Tetraktys und die Bedeutung der Zahl 31

Aufgrund dieser Richtung waren dann die iRichtung des Meeres weisende Querachse der Stadt auf den Sonnenaufgang am 1. Tag der Saturnalien ausgerichtet. Mit dieser Erinnerung an das Goldene Zeitalter in dem der Gott Saturn ein Reich des Friedens und des Überlusses regierte, lassen sich dann auch Parallelen zum Augusteischen Zeitater ziehen. Als Ursprung des Kultes der Satunalien gilt eine Feier anlässlich der Winter-ausaat, doch im Laufe der Zeit rückte die Verehrung des Bauerngottes Saturn und der Mythos des glanzvollen Goldenen Zeiltalters immer mehr in den Mittelpunkt. An diesen Mythos wollte auch Augustus mit den Erfolg seiner Herrschaft anknüpfen und setzte in Rom sichtbares Zeichen.

Augustus mit Bürgerkrone (Corona civica). Münchner Glyptothek , Foto Bibi Saint-Pol,

Dabei verwandelte er die ewige Stadt, die zu dieser Zeit im Wesentlichen aus Ziegelgebäuden bestand, in eine Stadt des Marmors. Während die Kunst und auch die Architektur eine neue Blütezeit erlebten entstanden in Rom große Bauprojekte wie das Pantheon, oder das Augustus-Forum mit dem Tempel des Mars Ultor, dem rächenden Kriegsgott. Außerdem ließ Kaiser Augustus das Marcellus-Theater, das Mausoleum und den Friedensaltar errichten. Er war ein wichtiges Symbol seiner idealisierten Herrschaft in der zumindest im Innern des Reiches ein jahrzehntelanger Frieden herrschte. In der Rolle als Friedensherrscher verstand sich Augustus auch als `Hirte der Völker´. Damit griff er einen Mythos auf, den es bereits 3000 Jahre zuvor in Mesopotamien entstand und in der Folgezeit sahen sich auch die Herrscher im Vorderen Orient in der Rolle des Guten Hirten. Auch biblische Gestalten, wie Noah oder Abraham wurden in den Texten als Hirten bezeichnet. Sie entsprachen der Idealvorstellung eines gerechten Herrschers, der wie ein guter Hirte, auch für die Schwachen und Schutzlosen sorgt. Auch Griechen und Römer. übernahmen später dieses Bild und übertrugen sie auf ihre Könige und Cäsaren. Doch das hochstilisierte Bild hatte mit der gesellschaftlichen Realität, mit dem harten Leben und der Armut der Hirten, rein gar nichts zu tun. Nach seinem Tod wurde Augustus zu einer gottgleichen Gestalt erklärt. So starb er auch am Tag des Jupiterfestes, am 19. August, in Nola in der Nähe von Neapel. Passend zu seiner Verkörperung des Guten Hirten der das 2. Rom schützte passt auch die Konzeption des Stadtgrundrisses. Sie entspricht der Stellung des Boötes am Abend des 12. April, der damit den Beginn der Ludi Cereris, der Spiele zu Ehren von Ceres markierte. Damit erinnerte er zugleich an die 3. Frau des Augustus, die sich gerne in der Gestalt der Ceres darstellen ließ.

Taracco, die Saturnalien und der Gute Hirte

Bilder: Wikipedia/ Der Herakles Farnese, Glycon of Athens (copy), Lysippos (original type), Foto Marie-Lan Nguyen / CC BY 2.5 / Modell der oberen Stadtbezirke in der hohen Kaiserzeit, Foto Amadalvarez / Reste der Basilika auf dem Forum der Kolonie, Foto Zarateman / Augustus mit Bürgerkrone (Corona civica) So genannte „Augustus Bevilacqua“-Büste, Münchner Glyptothek , Foto Bibi Saint-Pol, Simulation stellarium Sunearthtools

Barcelona und die 9 Schiffe

Drei Säulen des Augustustempels, Foto Jesús Arpón

Über den Ursprung des Namens Barcelona gibt es einige Sagen die den Wortstamm mit unterschiedlichen Ereignissen erklären. So soll laut einer der Erzählungen eine röm- ische Expedition mit 9 Kähnen, den barcas, in ein großes Unwetter geraten sein aus dem sich acht der barcas retten konnten. Der 9. Kahn verschwand und wurde später von Herkules auf dem Montjuic gefunden. Der Ort aber gefiel den Seefahrern so gut, dass sie ihn dann Barca Nona, der 9. Kahn nannten. Eine andere Sage erzählt von Hamilkar Barkas aus Karthago, dem Vater des legendären Feldherrn Hannibal, der hier mit der Stadt Barcino den Grundstein des heutigen Barcelona legte. Historische Doku- mente berichten jedoch von einem anderen Verlauf der Geschichte. Laut diesen Doku- menten hat Kaiser Augustuszwischen zwischen dem 19. Jhd.  und dem 10. Jhd.  BC der bereits 100 Jahre zuvor gegründeten Kolonie den Namen Colonia Faventia Iulia Augusta Pia Barcino gegeben.

Augustus mit Bürgerkrone, Münchner Glyptothek, Foto, Bibi Saint-Pol

Trotz dem Namensgeber blieb die Siedlung war unbedeutend und unterstand dem wes- entlich wichtigeren Tarraco, der heutigen Stadt Tarragona. Die untergeordnete Bedeut- ung der Stadt lässt sich auch daran ermessen, dass es her bis auf den Tempel des Augustus keine weiteren Monumentalbauwerke wie einen Circus oder ein Theater gab. Im Laufe der Geschichte wurde die Stadt dann zum Mittelpunkt pensionierter römischer Legionäre. Dennoch erhielt sue eine imposante Stadtmauer mit ungefähr 80 Türmen, an der noch bis zum 4. Jhd. Gearbeitet wurde. Auf Grund der vielen Türme und der eher kurzen Mauer von rund 1,3km wurde Barcino in der Antike auch die `gekrönte Stadt´ genannt.

Barcelona, römische Wehrtüme

Stadtplan Barcino – Der Adler und die Zahlensymbolik der Tetraktys

Der alte Stadtgrundriss mit seinen symmetrisch abknickenden Mauerzügen erinnert aber auch an die römische Sage, denn in seiner Form gleicht er einem römischen Lastkahn. Durch die die Drehung des Grundrisses nach Nordosten teilt der Cardus maximus den Winkel zwischen dem Nordmeridian und der Ostwestachse in die beiden Winkel 44° und 46° Grad auf. Beide Zahlenwerte verweisen sowohl auf das griechisch-römische Modell der Tetraktys, wie auch auf Augustus. So entspricht die 44 mit ihrer Quersumme 8 dem Namen des Kaisers, wie auch der grafischen Verteilung der Buch- staben auf 8 Achsen. Gleichzeitig entspricht die 44 den 44 Elementen von zwei Doppelrauten der Tetraktys, die die Hüllfläche eines Oktaeders bilden.Damit verweist die 44 auch auf dessen Symbolik als platonischer Körper, der für Weisheit und Vollendung steht. Die 46 verweist mit ihrer Gesamtsumme 10 sowohl auf die Göttin der Minerva, deren Buchstabensumme ebenfalls die zahl 10 ergibt. Werden beide Zahlen jedoch getrennt betrachtet verweisen sie in der ptolemäischen Zählung der Planeten mit der .4 auf die Sonne und der 6 auf Jupiter. Innerhalb der römischen Mythologie galt die Göttin Minerva, als Erfinderin der Zahl, aber sie war ebenso mit dem Schiffbau verbunden. Sie war nicht nur per Schiff nach Italien gelangt, sondern hatte mit der Argo auch das erste Schiff erbaut. Gerade Augustus wertete den Kult der Göttin wieder auf, die eine Mischung aus etruskischen Vorbildern und der griechischen Pallas Athena war. Eine von ihm gestiftete Statue vor dem Tempel auf dem Aventin wurde rasch zu einem viel erwähnten Bezugspunkt von Militärdiplomen. Minerva verkörperte aber auch die Aspekte Weitsicht und Scharfblick, für den sie auch den Beinamen Glaukopis, die Eulenäugige erhielt. An diesen Namen erinnert in Barcelona auch der Name der Stadtheiligen Eulalia, deren Gebeine in der Krypta der Kathedrale aufbewahrt werden an den Beinamen der Minerva. Im Alter von 14 Jahren soll sie während den Christen-verfolgungen unter Diokletian ein grausames Martyrium erlitten haben und am Schräg-kreuz, gestorben sein. Die Zahl 9 in der Legende der römischen barcas spiegelt sich auch in der Säulenzahl des Augusttempels wieder, dessen Längsseite 9 und die Front- seite 6 Säulen aufweist. Damit verweist das Bauwerk nicht nur auf Jupiter und und die Kapitolinische Trias, sondern auch auf Augustus selbst, der sich um 9 Jhd. n.Chr. auch als Jupiter darstellen ließ. Jupiter war das 6. Kind des Saturn und an ihn erinnerte das Sternbild Adler am 1. Abend der Saturnaiien, kurz vor seinem Untergang im Westen zu sehen war, bestimmte er die Geometrie der Stadt Barcino, Der Tempel mit seinen 9 Säulen bietet damit auch eine Erklärung für die Legende der 9 Schiffe. Repräsentierte er die Idee des Staatsschiffes, so wurde dieses Schiff symbolisch vom Adler bewacht.

Bilder : Wikipedia/ Three surviving columns of the southeast corner of Temple of Augustus in their original location, now within an 18th-century building.Foto Jesús Arpón , CC BY-SA 3.0 / Augustus mit Bürgerkrone (Corona civica) So genannte „Augustus Bevilacqua“-Büste, Münchner Glyptothek , Foto, Bibi Saint-Pol, Tetraktys; https://www.decemsys.de / Simmulation Adler, stellarium

Die Inszenierung Roms – Das Forum Waldgirmes

Nachgebauter Grundriss des römischen Forums von Lahnau-Waldgirmes, Foto Gotibald86

Das römische Forum Lahnau-Waldgirmes ist ein ehemals befestigter Handelsplatz an der Lahn. In der Anlage dieses Handelsplatzes zeigt sich das planvolle Vorgehen der Römer im Vorfeld des Limes. Mit einzelnen Handelsplätzen und der dazugehörigen Infrastruktur hofften sie einst, Germania magna erschließen zu können. Seit 1993 wird dieses Gelände, das an der östlichen Stadtgrenze von Wetzlar liegt, planmäßig er- kundet. Dieser großzügig, auf einem trapezförmigen Grundriss angelegte Handelsplatz, wurde durch zwei sich kreuzende Straßen gegliedert. Er war durch eine Palisade, sowie durch einen zweifachen Graben gesichert. Damit glich die Anlage einem römischen Kastell. Das Innere war dicht bebaut, mit einem Forum, Remisen, Speichern und Häus- ern mit Laubengängen die alle über Kanäle für Ab- und Brauchwasser verfügten. Der größte und bedeutendste Fund waren hier die zahlreichen Einzelteile eines zerstörten, vergoldeten Reiterstandbildes aus Bronze mit dem dazugehörigen Pferdekopf.

Der Pferdekopf von Waldgirmes nach der Restaurierung (2018), Foto Kreuzschnabel

Archäologen vermuteten, dass die Einzelteile zu der prunkvollen Reiterstatue zu einem Bauprogramm gehörten, das auf den zentralen Plätzen in den Städten des Römischen Reiches realisiert wurde und den Kaiserkult im gesamten Römischen Reich nachhaltig festigen sollte. Vollständige Pferdeköpfe dieser Statuen wurden bislang höchst selten gefunden. Einer der wenigen, die in dieser Qualität erhalten blieben, stammt vom Reit- erbildnis des Marc Aurel, das aber fälschlicherweise mit dem von Kaiser Konstantin ver- wechselt wurde. Da davon aber nur noch Teile des Standbildes vorhanden sind, glau- ben Archäologen, dass die wertvolle Bronze wahrscheinlich für den Guss von Kirch-englocken verwendet wurden. In Waldgirmes wird vermutet, dass hier die Statue auf dem Platz des zentralen Forums stand. Es lag in der Mitte des trapezförmige Grund-risses, an der nach Nordwesten verlaufenden via decumana. Wie das um wenige Grad zur Straßenachse verdrehte Forum, weist auch die Straße konkrete Bezüge zur röm- ischen Geschichte auf, denn sie ist auf den Sonnenaufgang am 9. August ausgerichtet, dem Sieg Caesars in der historisch bedeutenden Schlacht von Pharsalos im nord- griechischen Thessalien am 9. August 48 v. Chr. Mit diesem historisch bedeutenden Sieg gegen seinen Widersacher Pompeius‘ konnte Caesar seine Macht konsolidieren und die Grenzen des Reiches auf den Mittelmeerraum ausdehnen. Damit war auch der lang anhaltende und kräftezehrende Bürgerkrieg entschieden.

Die Sonnenrichtungen des Forum Waldgirmes

War die via decumana mit der Symbolik dieser Bedeutung einer Einigung, unterlegt, so stand wahrscheinlich der Wunsch im Hintergrund, dieses Ziel hier durch den Handel mit den Stämmen in Germania magna zu erreichen. Mercurius, den Gott des Handels in das Konzept der Niederlassung einzubinden, stand sicher bei der Ausrichtung des Forums im Vordergrund, denn dieses wurde auf den Sonnenaufgang am 15. Mai ausgerichtet, dem Tag der Mercuralia. Verbleibt die Frage nach dem Standort des Reiterstandbildes des Augustus, das heute in stark vereinfachter Form auf den Resten des Handelsplatz- es zu sehen ist. Das Foum ist mit einem Azimut von 151° nach Südosten ausgerichtet und zugleich weisen dessen Aussenmaße jeweils eine Seitenlänge von 151 pes Rom- anus auf. Die Palinddromzahl verweist hier auf den Oktaeder, einen der 5 Platonischen Körper. Wird er umrundet, beginnt dies beim 1.Punkt der Spitze und führt mit 5 Punkten zu dessen Mitte. Die Umrundung endet dann an der gegenüberliegenden Spitze, dem letzten Punkt. Mit seinen Symmetrieachsen steht für eine Verbindung von Himmel und Erde, aber auch für die Verbindung von Wissen und Weisheit. Stand das Reiterstand- bild des Augustus, wie es vermutet wird, in der Symmetrieachse des Forums, verkörp- erte es perfekt die Aspekte einer `apollinische Ära´ des Augustus, die von Künsten, Musik und der Weisheit geprägt waren.

Die Zahlensymbolik des Forums

Bilder: Wikipedia / Nachgebauter Grundriss des römischen Forums von Lahnau-Waldgirmes, Foto Gotibald86 / Der Pferdekopf von Waldgirmes nach der Restaurierung (2018), Foto Kreuzschnabel CC BY-SA 3.0 / Standbild des Kaisers Augustus, Nachbildung Heinrich Janke /Gesamtplan Grabung „Römisches Forum Waldgirmes“, Stand 2009 RGK Ffm / Förderverein Römisches Forum Waldgirmes e.V./ Simulation, Sunearthtools, Google-map

Lugdunum, die Stadt des Lugh

Modell von Lugdunum, Foto Iijjccoo

Der bedeutendste Teil des römischen Lugdunum lag auf einem Hügel am Zusammenfluss von Saone und Rhone. Funde zeigen, dass das Plateau bereits in prähistorischer Zeit besiedelt war. Einen An- haltspunkt für diese frühe Bedeutung des Hügels ist wohl auch seine Ausrichtung, die noch erläutert wird. Vor der römischen Stadtgründung im Jahr 43. v. Chr. existierte an dieser Stelle bereits eine gallisch-griechische Ansiedlung. Der von den Römern verliehene Name bedeutet Hügel des Lichtes, oder auch Hügel der Raben, wobei die Etymologie des Namens umstritten ist. Ab 20 v. Chr. wird aus der Siedlung die Colonia Copia Augusta, der Verwaltungssitz des mittleren Galliens. Die Stadt wird mit prächtigen Gebäuden, wie Theater, Forum, Thermen und dem Sitz des Gouverneurs verschönert. In dieser Metropole standen die zentralen Altäre Galliens, vor denen am 1. August die jährlichen Treffen der Landesfürsten stattfanden, um dort den Kaiserkult zu feiern. Hier mussten sie dem röm- ischen Reich gegenüber ihre Ergebenheit bekunden. An diesem Datum wurde das 1.Konsulat des Augustus gefeiert, dessen Regierungszeit als Pax Augusta in die Geschichte einging. Zugleich wurde in Gallien an diesem Datum auch das Fest des keltischen Gottes Lugh begangen. Das Fest Lughnasadh wird auch als `Lughs Hochzeit´ gedeutet wird. In den Tänzen der Im schottischen St. Michael´s wird dieses Fest noch inszeniert und dort erweckt ein männlicher Tänzer die sterbende Cailleach na Deannach mit einem Druidenstab wieder zum Leben. Wahrscheinlich ist dieser Tanz als der letzte Rest eines Mysterienspiels zu deuten, in dem die Erdgöttin in Gestalt der Cailleach, oder Tailtiu, stirbt und von Lugh als Fruchtbarkeitsgott wieder verjüngt zum Leben erweckt wird und sie hin schließlich heiratet.

Altar von Lugdunum

Die Gestalt des Lugh wird unterschiedlich gedeutet. Einerseits wird er als Kriegsgott, als Handwerks, gott und Gott der Kunst gesehen, ebenso aber auch als Lichtgott und Sonnengott. Er trägt Beinamen wie `mac Ethnenn´, Sohn der Ethniu, `Lonnbeimnech´,wilder Schläger´, oder auch Macnia, der jung- enhafte Held. Beinamen wie Wilder Schläger oder auch der jungenhafte Held tauchen auch im Mythos des Orion auf. Wohl nicht zu Unrecht, denn zu jener zeit stieg das Sternbild zur Winter-son- nenwende, kurz nach Sonnenuntergang am Osthorizont auf. Die Linie seiner Gürtelsterne zeigte dann den Aufgangspunkt der Sonne am nächsten Morgen an. Lugh wird als junger Mann mit strahl- end hellem Antlitz und ebensolchem Haar beschrieben. In den irisch-keltischen Mythen fährt er einen Streitwagen, gezogen vom Pferd Enbarr. Als Bewaffnung trägt er neben seinem Schwert Fragarach den magischen Speer Brionac, eine Steinschleuder und eine Kette. In der Volkssage wird seine Schleuder der Regenbogen und seine magische Kette die Milchstrasse genannt. Diese Vergleiche bieten einen weiteren Hinweis, dass ich es bei Lugh tatsächlich um jenen Orion handelte, denn seine rechte Hand, in der er in der griechischen-römischen Mytholgie die Fackel trägt, hält er tatsächlich in die Mitte der Milchstraße. Durch diese Geste scheint er an sie festgebunden zu sein.

Orion, Aufstieg am Abend der Wintersonnenwende

Der Bedeutung dieses Festes in Gallien, wie auch in Rom, musste die Kirche etwas Gewichtiges entgegensetzen. Kein geringerer als Petrus wurde gegen Augustus und Lugh ins Feld geführt. seit dem 8. Jahrhundert wird das Fest Petri-Kettenfeier begangen, das an die wundersame Befreiung des Apostels aus seinen Ketten erinnern soll. Die Ketten, mit denen Petrus gefesselt war, wurden von den Christen bewahrt und später Späne davon als Relquien auf zahlreiche Kirchen verteilt. Die Kette selbst wurde in Jerusalem aufbewahrt, bis sie Aelia Eudokia, der Frau des oströmischen Kaisers, 439 nach Konstantinopel brachte. Hier wurden die Ketten am 16. Januar zur Verehrung ausgestellt. Diese Ketten sowie die, mit den Petris während seines Martyriums in Rom gefesselt war, kamen in die Kirche S. Pietro in Vincoli in Rom. Sie wurde am 1.8.432 durch Papst Sixtus III. Geweiht. Papst Gregor der Große fügte dann den 1. August als Fest in den kirchlichen Kalender ein. Doch dieses Fest ist längst Vergangenheit, denn mit der Reformierung des liturgischen Kalenders wurde es 1960 gestrichen.

Lugdunum Sonnenrichtung

Lyon, Klima

Damit erinnert nur noch der Temperaturverlauf des Klimas und die Ausrichtung von Ge- bäuden die einstige Bedeutung jenes 1. Tages im August. Auch in Lyon zeigt die Klima- kurve, dass am 1. August ziemlich genau das Maximum der Temperatur erreicht ist und sie dann wieder absinkt. Der Bedeutung des Lughs, aber auch der Kult des Augustus zeigen sich im Forum des römischen Zentrums Lugdunum. Dort ist das Forum wohl zurecht auf den Sonnenaufgang am 1. August ausgerichtet. Aber die anderen Bauten folgen wie römischen Anlagen oft zu beobachteten, eigenen Ausrichtungen. So entsteht oberflächlich der Eindruck eines malerischen Ensembles. Einer wichtigen Sonnenrichtung Ausrichtung folgt das Theater mit dem Sonnenaufgangspunkt am 19. Oktober. An diesem Tag wurde Armilustrium zu Ehren des n Mars gefeiert. Das Fest war Teil des religiösen Militärkultes im Römischen Reich und bildete den Abschluss des jährlichen Feld- zuges, der mit Prozessionen, Tieropfern und dem Tanz der Priester des Mars begangen wurde. Teil des Festaktes war auch eine Heerschau, sowie die rituelle Reinigung der Kriegswaffen, die damit für die Winterlagerung bereit gemacht wurden. Dieses Fest stammte wohl noch aus der Zeit der archa- ischen Kriegsführung, in der die Feldzüge zeitlich auf die gemäßigten und warmen Monate beschränkt wurden.

Bilder: Wikipedia / Modell von Lugdunum / Scale model of roman city of Lugdunum, according to Amable Audin’s archeologic theories. Gallo-Roman Museum of Lyon-Fourvière, No machine-readable author provided. Iijjccoo/ Römische Münze, Altar von Lugdunum / Simulation/ sunearthtools, stellarium

Colonia Copia Augusta Lugudunum

In dem Dörfchen Santilly profitierten wir von einer komfortablen Unterkunft in dem großzügigen Landhaus der ehemaligen Heidelberger Martin und Angelika; auf einer Radtour besichtigten wir die romanische Kirche von Chapaize und machten einen spontanen Abstecher in das mittelalterliche Städtchen Saint Gengoux, in dem zu Zsuzsis Begeisterung schwarze Katzen malerisch vor der Kamera posierten. Auf dem […]

über Römisches und Romanisches rund um Lyon —