Arber, Panorama, Eugen Felle 1910 – Ansichtskarte
Der Arber galt, ähnlich wie der Bussen in Oberschwaben, als ein heiliger Berg der Kelten. Zeugnisse, die einen Kultort bestätigen, wurden hier aber bislang keine gefunden. Nur die Sage von `der Alten vom Arber´ lässt die einstige Bedeutung dieses Doppelberges er- ahnen. Laut der Erzählung sollen einst liebeskranke Jünglinge zum Gipfel gestiegen sein, um dort ein Zeichen von der mächtigen Alten zu bekommen.Unterwegs soll sie erschienen ein, mal als Naturgewalt, als Tier, oder auch als buckliges Mütterchen. Dabei neckte die Alte die Jünglinge und lockte sie weiter zum Gipfel zu steigen. Nicht viele erkannten ihr Zeichen, doch manchen erschien sie auch als wunderschöne, nackte Fee auf einem Hirsch. Dies, so die Sage ließ sie alle irdische Liebe vergessen. Die Wandel-barkeit der Frau, der suchende Jüngling und die Verknüpfung der Erzählung mit dem Bild des Hirsches weisen auf Spuren einer vorchristlichen Mythologie. Dass der Ort eine be- sondere Aura hatte, die sich mit der Vorstellung von Licht verband, zeigt bereits seine erste namentliche Erwähnung. So trägt der heutige Arber in einer 1279 ausgestellten Urkunde noch den Namen adwich. Während die Silbe ad mit zu übersetzt wird, kann wich auf das althochdeutsche wicha, oder wiohha zurückgeführt werden, das Lunte oder Fackel bedeutet. Die Fackel verweist mit ihrer Flamme auf die Energie des Lebendigen, aber auch auf die Erleuchtung des Bewusstseins. Im übertragenen Sinn hilft sie, die Dunkelheit des Unbewussten zu erhellen.
Aber mit Rabenstein, um 1950
Dass der Arber dieser Bezeichnung durchaus gerecht wird, beweist seine ausgeklügelte Gestalt, denn die beiden Gipfel des Kleinen und Großen Arber liegen nicht genau auf der Ost-Westachse. Beide Hochpunkte sind um etwa 1.5. Grad versetzt, so dass vom kleiner Gipfel aus betrachtet, während den Äquinoktien, die Sonne über dem Großen Arber aufgeht. Dem ausgeklügelten Versatz entspricht auch die Entfernung beider Hochpunkte, die 1824m, dem frühmetrischen Maß von 2200 megalithischen Yards entspricht. Die Sonnenbezüge der alten Fackel Arber ist auch in der Form zu erkennen, denn seine Höhenlinien haben die Richtung des Sonnenaufganges am 15. Februar. Dies ist ein wichtiges Datum in der Natur, da hier mit dem dauerhaften Anstieg der Temperatur über 5° das Pflanzenwachstum einsetzt. Das Plateau des Großen Arber wird von 4 Steinkonklo-meraten bestimmt, den Riegeln. Auch sie bilden Visurpunkte für Sonnenaufgänge an wichtigen Kalenderdaten. So ist der Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende vom Bod- en-maiser Riegel über dem Gipfel des Arber zu beobachten und der Sonnenuntergang am selben Tag, vom großen See- über dem kleinen Seeriegel.
Sonnenrichtungen Arber
Im Jahr 2015 wurde das im Bodenmaiser Riegel erkennbare Profil , das dem Komp- onisten Wagner gleicht, zum Stein des Jahres erklärt. Als eine Laune der Natur wird es bis heute angesehen, die während eines Erosionsprozesses die ungewöhnliche Kontur im Granit schuf. Da seine Ausrichtung auf den Sonnenaufgang zur Wiintersonnenwende weist, lässt dies auch eine andere Deutung zu. Die Ähnlichkeit mit Wagner könnte durch einen Abbruch des Granits entstanden sein und die abstrakt wirkende Nase könnte dann einst der Teil einer Großplastik gewesen sein, die auf ihren Entstehungszeitraum deutet. Ähnlich abstrakt geformte Gesichter mit markanten Nasen, entstanden während der Tirza Kultur vor rund 6000 Jahren.
Sichelgott ,Tirza-Kultur (Theiß- Kultur) , Grafik Vanaland – Ergänzung des `Wagnerkopfes´
Zu den Sonnenauf- und Untergängen die von den Riegeln aus beobachtet werden können passt auch der am 24. August, dem Feiertag des heiligen Bartolomäus. Ihm wurde eine Kapelle auf dem Arber geweiht. Bartholomäus war einer der 12 Apostel, den Jesus besonders schätze. Nach dem Pfingsterlebnis verkündete er den Glauben in Persien, wo er auch die vom Teufel besessene Tochter des Königs Polymios heilte. Als der daraufhin ein Götzenbild zerstörte, fuhr ein Dämon heraus, der schwärzer war als der Teufel. Der Bruder des Königs griff daraufhin ein und ließ Bartholomäus grausam foltern, in dem er ihm die Haut abziehen ließ. Ein weiterer, entfernt liegender Riegel, Brandner Riegel, steht ebenso in Verbindung mit der ausgekügelten Gestalt des Arber .
Das Arber-Dreieck
Der auch als Silberberg bezeichnete Berg bei Bodenmais bildet zusammen mit den Gipfeln des Arber ein gleichschenkliges Dreieck mit einem Winkel von 18, also 2×9 Grad. Die Zahl 18, die als Zyklus die großen Mondwende bestimmt, wie auch die Zahl 9, als dreifache Trinität verweisen auf alte mythologische Vorstellungen. 1463 wird hier erstmals ein Bergwerk erwähnt, das Mitte des 19. Jahrhunderts eingestellt wird. Wird der Riegel ebenso wie die anderen als Beobachtungspunkt genutzt, so führt das Dreieck zurück ins 4. Jahrtausend v. Chr., jener Epoche der Tirza Kultur. In dieser Zeit war der Stern Arktur als Zeitmarker am Morgen der Sommersonnenwende und am Abend des 1. August vom Silberberg aus gesehen, jeweils über einem der Gipfel sichtbar. Mit der Vorstellung der Alten vom Berg verbindet sich die Idee einer Muttergottheit, jenen Urbild das in der Kybele in die Geschichte einging, Sie hatte die Macht über den Boden und den Mensch. Wie der Berg Schutz bot und durch seine Quellen Garant der Fruchtbarkeit war, hatte auch die in Bergen verkörperte Muttergottheit diese Rolle zu erfüllen. In der griechische Mytholgie war sie Rheia, die Tichter des Uranos. Sie war ebenso eine Berggöttin, die das Idagebirge verkörperte. Aber auch heute scheint der alte Name des Arber, Adwich, zur Fackel, noch immer von Bedeutung zu sein. Was für die einen das Freizeitvergnügen auf dem Arber bedeutet, ist für die anderen, die Teilnahme an der höchsten Bergwallfahrt in Bayern.
Bilder: Arber, Panorama, Eugen Felle 1910 – Ansichtskarte / Aber mit Rabenstein, um 1950 – Ansichtskarte /Sichelgott ,Tirza-Kultur (Theiß- Kultur) , Grafik Vanaland / Simulation, sunearthtools, Sellarium