Tara, Foto Patrick Brown
Der Berg von Tara ist der heilige Ort Irlands. Bis zum 11. Jahrhundert, so die Überliefer- ungen, war auf Tara der Sitz der Hochkönige des frühen Irland. In den Erzählungen reicht die Geschichte dieses Ortes aber zurück bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. Doch dabei handelt es sich zumeist um mythologische Gestalten, die Teil der Gründungslegende Irlands sind. Doch diese Erzählungen entstanden aber erst ab dem 6 Jhd. n. Chr. Und somit sollten diese Legenden auch dazu dienen, die Legitimation für die Gründung eines irischen Großreiches gemäß den Vorbildern auf dem europäischen Kontinent zu bilden. Das bekannteste und wohl älteste Relikt der alten Geschichte auf dem Berg von Tara ist der Mound of the Hostages, der Hügel der Geiseln. Dieses Grab wurde von Wissen-schaftlern auf einen Zeitraum um 2700 v. Chr. Datiert. Doch der Erdhügel wurde auch noch in späterer Zeit benutzt, was die lang andauernde Bedeutung des Hill of Tara unter-streicht.
Fläche der `Banqueting Hall´, Foto Brholden
Die die Erdhügel umgebenden Wälle stammen alle aus der Eisenzeit, wobei unklar ist, ob in dieser Epoche der Hill of Tara nicht grundlegend umgestaltet wurde. In der Mitte dieser Wälle liegen zwei weitere, sich berührende runde Wälle, sogenannte Raths. Sie sind bekannt als Königssitz Forradh, oder Royal Seat und Teach Cormaic, der Sitz des Hauses von Cormac. Die Anfänge der Legende Taras beginnen jedoch mit Tailtiu, der Amme des Gottes Lugh. Gemäß der Erzählung herrschte sie einst als Königin an der Seite von Eochaid, dem Sohn des Himmels, über das mythische Volk Fir Bolg, Sie waren das erste Volk das die grüne Insel bevölkerte, ehe die kriegerische Landnahme durch die Túatha Dé Danann erfolgte. Tailtiu regierte vom Hill of Tara aus und war wie eine Mutter, die über die sanften, saftigen Hügel wachte. Zugleich rodete sie den dichten Wald, um an seiner Stelle fruchtbare Felder anzulegen. Die Herrschaft der Fir blog endete nach der Niederlage bei der Schlacht in der Ebene Mag Tuired und ab diesem Zeitpunkt bestimmten die sieg- reichen Túatha Dé Danann die Geschicke der grünen Insel. Die verwitwete Tailtiu kümmerte nun fortan um den ihr anvertrauten Gott Lugh, den späteren König von Irland. Nach der Niederlage der Fir blog reiste Lugh nach Tara, wo er sich als in allen Künsten bewanderter Gott darstellt, worauf ihm schließlich die Herrschaft übertragen wird. Mitte des 12. Jahrhunderts, im Zuge der Missionierung Irlands durch St. Patrick schwand die Bedeutung Taras als kultischer Ort. Von den dort beschrieben Gebäuden, die nur aus Holz bestehen konnten, haben sich keine Spuren erhalten.
Lugh aus Rollestone, Mythen und Legenden der Lelten, 1910
Der Name Tara wird mit der Abwandlung des Wortes Temair erklärt, das Anhöhe bedeutet. Ein ähnliches Wort aus dem keltischen Wortschatz, tarros, der Bauch, erweckt ebenso den Eindruck einer gewölbten Fläche. Diese gewölbte Fläche des Hügels verkörperte, ähnlich den Mythologien des Orients, die Vorstellung einer Verbindung von Königtum und göttlicher Macht. Doch allein von der Existenz des Hügels die Wichtigkeit des Ortes abzu- leiten greift zu kurz. Betrachtet man die Bedeutung des Namens Tara in anderen Kulturen, so bietet er da ganz neue Interpretationsmöglichkeiten. Im Sanskrit bedeutet er Engel der Zukunft und in Hindi schlicht der Stern. Damit zeigt sich auch die Nähe von (S)tara zum englischen Wort Star. Im Altpersischen war dies einst die Bezeichnung für den hellsten Stern am Nachthimmel. Am Nordhimmel trifft diese Eigenschaft während der legendären Zeit Taras nur auf einen Stern zu: Arktur. Er ist der hellste Stern am Nordhimmel und zugleich der hellste des Bärenhüters, der im Orient auch den Namen Rinderhirte trägt. Zusammen mit den Sternen Spica und Regulus bildet er das Frühlingsdreieck..Vergleicht man aber die Geometrie Taras mit der des Bärenhüters, so zeigt sich eine Übereinstim- mung von wesentlichen Bauteilen der Anlage in der Position von dessen Sternen. Diese Position nahm der Bärenhüter in der Eisenzeit am Abend des 1. Mai ein, wenn sein Stern Arktur zum ersten Mal zu sehen war.
Hill of Tara und das Abbild des Bootes (Lugh)
Lugh mac Ethnenn, bedeutet der Leuchtende, oder auch das kleine Feuer. Dies darf aber nicht nur als Verkörperung des Sonnenlichtes gesehen werden, sondern eben auch als das innere Feuer. In der Interpretation Romana entspricht der Gott Lugh dem römischen Merkur und damit auch dem griechischen Götterboten Hermes. Durch die Betonung des solaren Aspektes hat er aber auch Eigenschaften des Apollon. Manche sehen in ihm aber auch Wesenszüge des späteren nordischen Gottes Odin. Lughs vielfältige Eigenschaften, die er bei seinem Einzug in Tara hervorhob, zeigen dass er damit eine antreibende Eigen-schaft, durch kulturelle Neuerungen Entwicklungen voranzutreiben. Darin entspricht er auch der Eigenschaft des Bärenhüters, der beständig dem Großen Bären um den Himmelspol folgt. Zugleich diente sein Stern Arktur als wichtiger Kalenderstern und als Navigationshilfe der Seefahrer. Es gab also zahlreiche Gründe ihn am Boden abzubilden und daraus einen heiligen Hügel zu formen, der dann auch Geburtsort des Lugh genannt werden konnte.
Bilder: Wikipedia / Tara, Foto Patrick Brown, CC BY-SA 2.0 / Area known as `Banqueting Hall´, Foto Brholden / Fläche der `Banqueting Hall´, Foto Brholden / simulation, Stellarium