Der Meerstern über Hohenurach

Ruine Hohenurach,eigen

In der großen Epoche des mitteleuropäischen Burgenbaus entstand am Beginn des des 11. Jahrhunderts die Bug Hohenurach. Für die damalige Zeit betrachtet, erfolgte hier eine Bauleistung mit enormen Aufwand, denn die Burganlage liegt auf der Erhöhung eines steil abfallenden Felsspornes. Auf den ersten Blick scheinen die Kernburg, wie auch die Vorburg, natürliche Geländeunterschiede auszunutzen, um dadurch eine Er- stürmung der Anlage unmöglich zu machen. Doch die polygonal verlaufenen Mauerzüge werfen auch hier die Frage auf, ob nicht doch ein Plan zu Grunde lag. Dazu ist aber ein Blick in die Geisteswelt des Mittelalters notwendig.In dieser, vom spirit-uell geprägten Glauben geprägten Epoche, strebte die Verehrung der Jungfrau Maria einem Höhe- punkt entgegen. Maria diente jetzt in unterschiedlichen Lebenslagen als Schutz und war Patronin zahlreicher Städte. Auch dem Adel diente sie als Leitbild und wurde damit die Patronin von Rittern. Bereits die frühen Kirchenlehrer, wie Hieronymus begründete eine Tradition der Anrufung Marias mittels Gebeten. Dabei war es Hieronymus selbst, der auf Grund einer missverständlichen Übersetzung Maria als Miriam, das bittere Meer übersetzte. Aus diesem Beiname wurde der Meerestropfen und schließlich der Name Stella Maris, der Meerstern.

Stella maris auf einem Buntglasfenster einer Kirche in Cénac, Foto Wolfgang Sauber

Dieser Stern in Gestalt des Sternes Sirius, der bereits Seefahrern bei der Navigation half, wurde nun zum Sinnbild der Maria, die ebenso wie der Stern Gläubigen den Weg weisen sollte. 400 Jahre nach dem durch Hieronymus verliehen Namen verfasste Abt Ambrosius Autpertus im 8, Jahrhundert dann den Marienhymnus „Ave Maris Stella“, der die Bezeich-nung Meerstern einer breiten Schar von Gläubigen nahe brachte. Fortan war Sirius, der hellste Stern am Nordhimmel, der in ägyptischen Mythologie bereits die Göttin Isis ver-körpert hatte ein Sinnbild der Maria.Sirius bietet nun auch eine Erklärung für die polygonalen Mauerzüge, deren Richtungen nicht allein durch die Landschafts- form bestimmt wurden.

Hohenurach und Sirius

Seine Sicht an wichtigen kirch-lichen Feiertagen, wie auch das gesamte Sternbild des Großen Hundes deckt sich hier mit den wesentlichen Punkten der Burggeometrie.Sie verweist aber auch noch auf einen weiteren Beiname den Maria, denn im Lauf des 11.Jahrhunderts erhielt sie auch den Beinamen Turris Davidica, der Turm Davids. Diese Vorstellung geht zurück auf das Hohe Lied Salomons aus dem Alten Testament. Vor diesem Hintergrund wird der Turm Davids dann zu ein Synonym für einen unbe- zwingbaren Bergfried und für zuversichtliche Stärke des Glaubens im Angesicht des Feindes. Auch dieser alttestamentarische Bezug ist im Plan der Burg Hohenurach er- kennbar, denn am Morgen des Festes Kreuzerhöhung war das Sternbild des Großen Hundes zum letzten Mal so zum sehen, wie es seitenrichtig mit den Mauern von Hohen- urach übereinstimmte. Damit lag Sirius auch genau an einer Ecke des Bergfrieds, der damit zu einem Symbol des Turmes von David wurde.Damit bietet Hohenurach ein gutes Beispiel für das Bauen im Mittelalter, das von einer tiefgreifenden und komplexen Symbolik des Glaubens bestimmt wurde.

Fresko der Anrufung Turm Davids aus der Lauretanischen Litanei, Frauenkapelle in Altenmarkt. Foto Wolfgang Sauber

 

Bilder: Hohenurach/eigen / Hohenurach und Sirius/eigen/Burgenwelt, Stella maris auf einem Buntglasfenster einer Kirche in Cénac, Foto Wolfgang Sauber CC BY-SA 4.0 / Fresko der Anrufung Turm Davids aus der Lauretanischen Litanei, Frauenkapelle in Altenmarkt. Foto Wolfgang Sauber, CC BY-SA 3.0

 

Im Tal der Wasserfälle

In dem Album gibt es die Gütersteiner Wasserfälle, danach ein Blick in das Thal, mit dem Blick auf die Burgruine Hohenurach. Zu Schluss noch ein paar Bilder auf den Uracher Wasserfall.

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