Mit dem Auszug aus Ägypten beginnt für die Israeliten die Genese ihres Glauben und ihrer Identität. Im Buch Exodus wird dieser Auszug geschildert, der begleitet war von eindrucks-vollen, wundersamen Ereignissen. Sie begannen mit den 10 Plagen, führten die Israeliten bei der Zerteilung des Roten Meeres mit der Vernichtung des ägyptischen Heeres zur Halb-insel Sinai, wo sie die Begegnung mit ihrem neuen Gott erfuhren.

Moses führt das Volk Israel durch das Rote Meer
Da die Erzählung eine Fülle von eindrucksvollen Bildern enthält, lohnt sich ein Blick auf die Beziehungen der beiden Orte Jerusalem, mit der Mitte des Tempelberges und dem Aus-gangspunkt der Wanderung, den ägyptischen Ort Pithom. Der Namen bezeichnet in der hebräischen Form einen Ort mit Namen `Haus des Atums. Der Präfix Pi kam in altägypt-ischen Texten durchaus häufig vor und leitet sich von pr, dem Haus ab, mit dem üblicher Weise der Tempel eines Gottes bezeichnet wurde.
Führte die Israeliten der Weg aber tatsächlich durch das Rote Meer bis an die Südspitze der Halbinsel Sinai zum gleichnamigen Berg und erst dann nach langer Wanderung in ihr Ge-lobtes Land? Weder diese Frage noch die nach dem echten Berg, den Moses bestiegen haben soll, konnte bis heute geklärt werden. Betrachtet man den Exodus aber als Metapher, so waren dies wohl auch die Orte und ihre Verbindungslinien.
Betrachtet man nun die Verbindungslinie der beiden Orte Pithom und das Sehnsuchtsziel Tempelberg, dem Ort der Gotteserscheinung, verbirgt sich hier ein zentrales Bild des neuen Glaubens, die Zahl 72. So schließt diese Linie einen Winkel von 72° zum Nordmeridian ein, der Richtung in der die alten Gottheiten ihren Sitz hatten. Damit ist mit der Zahl 72, dem Lautwert des hebräischen Namens Jahwe ein erster Bezug zum neuen Gott der Israeliten hergestellt.

Verbindung Pithom-Tempelberg und die Zahl 72/ google map
Zugleich offenbart sich damit ein früher astronomischer Bezug zum Kontext der Bibel, denn 72° entspricht 1/5 eines Kreises. So zeigen Funde in Babylon zeigen, das dort die erste Ein- teilung des Himmels in 5 Grad – Schritten erfolgte. Wohl deshalb wurde die Zahl auch zum Sinnbild von etwas Allumfassendem das eine Ordnung garantierte. In der Bibel taucht sie mehrmals auf, so in Gestalt von 72 Völkern und auch das Lukasevangelium berichtet von 72 Jüngern die Jesus aussandte.
Ein weiterer Bezug der Zahl 72 zur Astronomie ergibt sich bei der Dauer eines Weltenjahr-es, oder auch Platonisches Jahr genannt. Dies ist der Zeitraum, in der die schräg stehende Erdachse, einmal um ihren Drehpunkt pendelt. Vereinfacht berechnet entspricht dieser Zeit-raum dem Produkt von 72×360 Jahren. Diese Verbindungslinie Pithom-Tempelberg ver-bind-et nun auch zwei Punkte, deren östlicher Längengrad sich genau um 4° unterscheid-en. Auch die 4 ist Teiler von 72 wie auch von 360. So ergibt 360/4 die Zahl 90, die Zahl des rechten Winkels. Er galt eins als Sinnbild der Ordnung und teile gleichzeitig das Jahr in 4 Abschnitte.
Diese mathematisch-philosphischen Bilder des Exodus sind also Sinnbilder, mit denen die Genese eines neuen Glaubens eindrucksvoll dargestellt wurden.Diese Genese beginnt mit dem Zug in das Schilfmeer. Bereits dieses Landschaftsbild ist ein Ausdruck der Suche. So war schwankende Schilf bereits in der Antike ein Zeichen der Unsicherheit und Wankelmüt-igkeit. Doch die Suche nach der Festigkeit wird meist nie auf direktem Weg erreicht und so gleicht auch der Umweg über die Sinaihalbinsel einem Abbild des Lebens. Doch die Linie mit 72° gleicht einer Führungslinie zum Ziel und sie verband auf die ideale Weise das alte Haus mit dem Haus des neuen Gottes. Der Exodus ist als eine Geschichte die die meta-physische Suche nach dem Glauben schildert und wie der Berg Sinai zeigt, sind in den einzelnen Stationen sind unterschiedliche Aspekte dieser Suche codiert.
Bilder: Wikipedia/ „Moses führt das Volk Israel durch das Rote Meer“– Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180), Herrad von Landsberg – Hortus Deliciarum, gemeinfrei / David Roberts: Der Auszug der Israeliten aus Ägypten. 1830 ,gemeinfrei Verbindungslinie Pithom-Tempelberg eigen, google mape