Lugdunum, die Stadt des Lugh

Modell von Lugdunum, Foto Iijjccoo

Der bedeutendste Teil des römischen Lugdunum lag auf einem Hügel am Zusammenfluss von Saone und Rhone. Funde zeigen, dass das Plateau bereits in prähistorischer Zeit besiedelt war. Einen An- haltspunkt für diese frühe Bedeutung des Hügels ist wohl auch seine Ausrichtung, die noch erläutert wird. Vor der römischen Stadtgründung im Jahr 43. v. Chr. existierte an dieser Stelle bereits eine gallisch-griechische Ansiedlung. Der von den Römern verliehene Name bedeutet Hügel des Lichtes, oder auch Hügel der Raben, wobei die Etymologie des Namens umstritten ist. Ab 20 v. Chr. wird aus der Siedlung die Colonia Copia Augusta, der Verwaltungssitz des mittleren Galliens. Die Stadt wird mit prächtigen Gebäuden, wie Theater, Forum, Thermen und dem Sitz des Gouverneurs verschönert. In dieser Metropole standen die zentralen Altäre Galliens, vor denen am 1. August die jährlichen Treffen der Landesfürsten stattfanden, um dort den Kaiserkult zu feiern. Hier mussten sie dem röm- ischen Reich gegenüber ihre Ergebenheit bekunden. An diesem Datum wurde das 1.Konsulat des Augustus gefeiert, dessen Regierungszeit als Pax Augusta in die Geschichte einging. Zugleich wurde in Gallien an diesem Datum auch das Fest des keltischen Gottes Lugh begangen. Das Fest Lughnasadh wird auch als `Lughs Hochzeit´ gedeutet wird. In den Tänzen der Im schottischen St. Michael´s wird dieses Fest noch inszeniert und dort erweckt ein männlicher Tänzer die sterbende Cailleach na Deannach mit einem Druidenstab wieder zum Leben. Wahrscheinlich ist dieser Tanz als der letzte Rest eines Mysterienspiels zu deuten, in dem die Erdgöttin in Gestalt der Cailleach, oder Tailtiu, stirbt und von Lugh als Fruchtbarkeitsgott wieder verjüngt zum Leben erweckt wird und sie hin schließlich heiratet.

Altar von Lugdunum

Die Gestalt des Lugh wird unterschiedlich gedeutet. Einerseits wird er als Kriegsgott, als Handwerks, gott und Gott der Kunst gesehen, ebenso aber auch als Lichtgott und Sonnengott. Er trägt Beinamen wie `mac Ethnenn´, Sohn der Ethniu, `Lonnbeimnech´,wilder Schläger´, oder auch Macnia, der jung- enhafte Held. Beinamen wie Wilder Schläger oder auch der jungenhafte Held tauchen auch im Mythos des Orion auf. Wohl nicht zu Unrecht, denn zu jener zeit stieg das Sternbild zur Winter-son- nenwende, kurz nach Sonnenuntergang am Osthorizont auf. Die Linie seiner Gürtelsterne zeigte dann den Aufgangspunkt der Sonne am nächsten Morgen an. Lugh wird als junger Mann mit strahl- end hellem Antlitz und ebensolchem Haar beschrieben. In den irisch-keltischen Mythen fährt er einen Streitwagen, gezogen vom Pferd Enbarr. Als Bewaffnung trägt er neben seinem Schwert Fragarach den magischen Speer Brionac, eine Steinschleuder und eine Kette. In der Volkssage wird seine Schleuder der Regenbogen und seine magische Kette die Milchstrasse genannt. Diese Vergleiche bieten einen weiteren Hinweis, dass ich es bei Lugh tatsächlich um jenen Orion handelte, denn seine rechte Hand, in der er in der griechischen-römischen Mytholgie die Fackel trägt, hält er tatsächlich in die Mitte der Milchstraße. Durch diese Geste scheint er an sie festgebunden zu sein.

Orion, Aufstieg am Abend der Wintersonnenwende

Der Bedeutung dieses Festes in Gallien, wie auch in Rom, musste die Kirche etwas Gewichtiges entgegensetzen. Kein geringerer als Petrus wurde gegen Augustus und Lugh ins Feld geführt. seit dem 8. Jahrhundert wird das Fest Petri-Kettenfeier begangen, das an die wundersame Befreiung des Apostels aus seinen Ketten erinnern soll. Die Ketten, mit denen Petrus gefesselt war, wurden von den Christen bewahrt und später Späne davon als Relquien auf zahlreiche Kirchen verteilt. Die Kette selbst wurde in Jerusalem aufbewahrt, bis sie Aelia Eudokia, der Frau des oströmischen Kaisers, 439 nach Konstantinopel brachte. Hier wurden die Ketten am 16. Januar zur Verehrung ausgestellt. Diese Ketten sowie die, mit den Petris während seines Martyriums in Rom gefesselt war, kamen in die Kirche S. Pietro in Vincoli in Rom. Sie wurde am 1.8.432 durch Papst Sixtus III. Geweiht. Papst Gregor der Große fügte dann den 1. August als Fest in den kirchlichen Kalender ein. Doch dieses Fest ist längst Vergangenheit, denn mit der Reformierung des liturgischen Kalenders wurde es 1960 gestrichen.

Lugdunum Sonnenrichtung

Lyon, Klima

Damit erinnert nur noch der Temperaturverlauf des Klimas und die Ausrichtung von Ge- bäuden die einstige Bedeutung jenes 1. Tages im August. Auch in Lyon zeigt die Klima- kurve, dass am 1. August ziemlich genau das Maximum der Temperatur erreicht ist und sie dann wieder absinkt. Der Bedeutung des Lughs, aber auch der Kult des Augustus zeigen sich im Forum des römischen Zentrums Lugdunum. Dort ist das Forum wohl zurecht auf den Sonnenaufgang am 1. August ausgerichtet. Aber die anderen Bauten folgen wie römischen Anlagen oft zu beobachteten, eigenen Ausrichtungen. So entsteht oberflächlich der Eindruck eines malerischen Ensembles. Einer wichtigen Sonnenrichtung Ausrichtung folgt das Theater mit dem Sonnenaufgangspunkt am 19. Oktober. An diesem Tag wurde Armilustrium zu Ehren des n Mars gefeiert. Das Fest war Teil des religiösen Militärkultes im Römischen Reich und bildete den Abschluss des jährlichen Feld- zuges, der mit Prozessionen, Tieropfern und dem Tanz der Priester des Mars begangen wurde. Teil des Festaktes war auch eine Heerschau, sowie die rituelle Reinigung der Kriegswaffen, die damit für die Winterlagerung bereit gemacht wurden. Dieses Fest stammte wohl noch aus der Zeit der archa- ischen Kriegsführung, in der die Feldzüge zeitlich auf die gemäßigten und warmen Monate beschränkt wurden.

Bilder: Wikipedia / Modell von Lugdunum / Scale model of roman city of Lugdunum, according to Amable Audin’s archeologic theories. Gallo-Roman Museum of Lyon-Fourvière, No machine-readable author provided. Iijjccoo/ Römische Münze, Altar von Lugdunum / Simulation/ sunearthtools, stellarium

Colonia Copia Augusta Lugudunum

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