Rekonstruiertes Hauptgebäude, Südansicht. Foto Rainer Halama
Das Wort Garten leitet sich aus dem indogermanischen Wort gher ab, das Haselnuss-oder Weiden- ruten bedeutet, Ursprünglich wohl der Zaun wohl nur als Gehege für Tiere gedacht, doch damit wurde auch ein Rutenzaun bezeichnet, der ein Stück der Natur abtrennt um sie zu kultivieren. In der historischen Entwicklung wird der Garten neben seiner Funktion als Nutzgarten auch zu einer Pro- jektionsfläche für philosophische Modelle. In ihnen erscheint er oft als ein Kunstobjekt, das als Allegorie für das Paradies oder der Insel der Seligen dient.Auch Religionen benutzen dieses dieses Bild auf und ließen den Garten zu einem Teil des Schöpfungsmythos werden.Innerhalb der Garten-baugeschichte schlüpfte der Gärtner selbst in die Rolle eines Schöpfer des Lebens, der mit Hilfe der gestalteten Natur nun ein Idealbild der Schöpfung entwirft. Auf diese, dem Garten zu Grunde liegen Philosophie weist auch die Einfriedung der Villa rustica in Hechingen-Sten hin.
Sonnenrichtungen und Zahlenmythologie im Plan der Villa Hechingen-Stein
Während die Längsseite zwei parallele Mauerzüge aufweist, weichen die Schmalseiten um 13° von einander ab und verweisen damit auf die komplexe Symbolik der Zahl 13 innerhalb des Tetraktysmodelles, aber auch auf die Ideen Platons. So entspricht die Zahl den 13 Elemente einer Doppelraute mit 5 Punkten, 6 Strecken und 2 Flächen. Dabei ergeben drei dieser Figuren das zu dieser Zeit beliebte Schutzsymbol, das Hexagon, Zugleich verweist die Doppelraute auch auf den römischen Buchstaben chi. Das einem Andreaskreuz gleichende chi ist heute als konstantinisches Kreuz oder auch als Christusmonogramm bekannt. Doch bereits in einer Rede Platons wird das chi zu einem Bild des Kosmos, als er erklärt, dass der Schöpfer einst die Weltseele gespalten und in zwei Kreise aufgeteilt habe. Beide, den Äquator und die Ekliptik habe er dann gekreuzt übereinandergelegt. Diese Vollständigkeit der Schöpfung verkörpert auch die Abweichung des Gart- entableaus um 10° vom Meridian. Auch diese Zahl ist wieder ein wichtiger Bestandteil der Tetraktys, mit 9 Punkten an den Außenseiten des Deieckes und dem 10. Punkt in der Mitte. All diese zahlenmthyologischen Überlegungen beruhen auf dem Gedankenmodell des Pythyagoras. Doch dieses Modell spielte bereits innerhalb der Gründungslegende Roms eine Rolle und wurde dann auch Teil des VESTA-Kultes. Nach den römischen Überlieferungen wurde er um etwa 700 v. Chr. unter dem zweiten König Numa Pompilius eingeführt und gelegentlich wird Pompilius auch als einer der Schüler von Pythagoras bezeichnet.
Reste des Tempels der Vesta auf dem Forum Romanum.Foto Tobias Helfrich
Im Rahmen des VESTA-Kultes erwarben sich die Römer ein um- fassendes Wissen über die Bedeutung der Zahlen und in deren Bedeutung. In ihnen spiegelte sich getreu den Lehren der phyagoreischen Schule die göttliche Ordnung des Kosmos wider. Passend zur Gründungslegende erkannten die Römer In diesem Zahlensystem Beziehungen zur ihrer Sprache, deren Alphabet 21 Buchstaben umfasste, und brachten damit auch ihre Schriftstücke in Übereinstimmung mit den Sinn- strukturen dieser Zahlen. Über die eigentliche Bedeutung der Phlosophie des Tetrakty-modelles ist heute nur noch wenig bekannt. Mit ein Grund könnten die Praktiken des VESTA-Kultes gewesen sein, der den Eingeweihten Schweigen über ihr Wissen aufer-legte. Dies geht auch aus einem Anagramm des Wortes hervor das heißt: `VESTA VETAS´ das übersetzt bedeutet `VESTA, du verbietest´. Doch allen die Zahlen-symbolik genügte für den Plan der Anlage wohl nicht, denn jedes Bauwerk hatte individuelle Aufgaben und damit auch einen anderen mythologischen Bezug. Dabei ist bei allen Gebäuden auch ein Bezug zwischen dem Sonnenaufgangspunkt und einer wichtigen Landschaftsmarke am Albtrauf zu erkennen.
Statue des Mars Ultor, Kapitolinischen Museen, Foto Rabax63
So wurde hier das Hauptgebäude auf den Sonnenaufgang am 21. März, der Mitte des Quinquatrus, zu Ehren der Minerva und des Mars ausgerichtet Damit erinnerte die Ausrichtung an die Rolle der Minerva als Gesetzgeberin und zugleich auch an die alte Rolle des Mars als Bauerngott. Dass Mars vom Bauern- zum Kriegsgott wurde, hängt auch von der Sehweise der Tätigkeiten in beiden Bereichen ab, denn in der Vorstellung der Römer war alles außerhalb der Stadteine Wildns , die gezähmt werden musste. Diese Aufgabe fiel den Landwirten zu, die hinausgingen um diese Wildnis zu zähmen und sie in kultiviertes Ackerland zu verwandeln. Ganz ähnlich wurde das Handwerk des Soldaten betrachtet, der die Barbaren außerhalb de Grenzen zu zähmen hatte, um deren Land für die Kultivierung vorzubereiten. Da- gegen wurde der heilige Bezirk, der außerhalb der Gartenanlage liegt, auf den Sonnenaufgang am 5. Februar gerichtet, dem Tag der Faunalia Rustica. Dies war der Feiertag des Gottes Faunus, der Gegensatz zur Stadt Rom, nicht am 15. Februar, sondern auf dem Land 10 Tage früher gefeiert wurde. Her gehörte es zur Tradition, den Feiertag mit Prozessionen in den Wald zu begehen. Ein ganz andere Aufgabe hatte das Badehaus. Entsprechend dem Zweck die Gesundheit und Lebenslust zu erhalten, wurde die Anlage auf den Farrenberg ausgerichtet, wo der Sonnenaufgang am 4. April, dem Beginn der Ludi Megalenses, zu Ehren von Magna Mater zu sehen ist. Die vom Berg Ida stammende Göttin war gemäß einer Interpretation des Sprach- und Kulturwissenschaftler Harald Haarmann die Große Muttergöttin. Sie als Lebenspenderin, Herrin der Vegetation und Schutzpatronin des Ackerbaus. Gleich- zeitig war sie aber auch Hüterin der tierischen und menschlichen Fruchtbarkeit und wurde deshalb auch im Hinblick auf die Sexualität, verehrt. Gerdade deshalbt wurde diese Ausrichtung wohl auch bei mehreren Andren Badeanlagen, wie den Thermen in Badenweiler verwendet. Die Geometrie zeigt nun auch hier, wie die Mythologie und die Religion den gebauten Raum in römischer Zeit bestimmte.
Bilder. Wikipedia/ Rekonstruiertes Hauptgebäude, Südansicht. Foto Rainer Halama , CC BY-SA 3.0 / Reste des Tempels der Vesta auf dem Forum Romanum.Foto Tobias Helfrich, CC BY-SA 2.5 /Statue des Mars Ultor (Der Rächer) in den Kapitolinischen Museen in Rom (frühes 2. Jahrhundert, ursprünglich aus dem Forum Transitoriu , Foto Rabax63 , CC BY-SA 4.0 / Sonnenrichtungen und Zahlen- mythologie im Plan der Villa Hechingen-SteinTetraktys – ttps://www.decemsys.de / system/zahle, Sunearthtools