Der Bogenberg von Nordwesten
Der Bogenberg bei Bogen ist Teil einer der bedeutendsten Bruchlinien in der Erdkruste Mitteleuropas. Diese als Donaustörung bezeichnete geologische Formation zieht sich von der Oberpfalz bis weit nach Österreich hinein.. Dort, wo sie als geologisch auffällige Grenze in Erscheinung tritt, wird sie auch als Donaurandbruch bezeichnet. Gerade an den Felsklippen des Bogenberges sind besonders auffällige Störungsgesteine zu finden, die unterschiedliche Arten der Deformation aufweisen. Doch sein markantes Erschein-ungsbild erhielt der Bogenberg erst durch die Jahrmillionen andauernden Verwitterungs- und Erosionsprozesse der Erdneuzeit. Seine flach nach Nordosten abfallende Hochfläche ist der Überrest einer Einebnungsfläche, die erst im Tertiär entstand.
Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt
Eine der ältesten Marienwallfahrtskirchen Bayerns steht auf Berg, der auch als heiliger Berg Niederbayerns bezeichnet wird. Auf einer Steintafel in der Vorhalle der Kirche wird über die Entstehung der Wallfahrt berichtet, die auf ein wundersames Ereignis im Jahr 1104 zurückgehen soll. In diesem Jahr soll das Gnadenbild der Jungfrau Maria auf der Donau stromaufwärts angeschwommen sein, das Graf Aswin von Bogen dann in seiner Schlosskapelle aufstellte. Über 100 Jahre später wurde 1223 der Bogenberg dann als `Berg der heiligen Maria´ erstmalig in einer Urkunde des Papstes Honorius III. erwähnt. Der Zeitpunkt des wundersamen Ereignisses an der Donau fiel auch zusammen mit dem Aufstieg des ostbayerischen Adels-Geschlechtes, dessen frühe Genealogie aber im Dunkeln liegt. Ab dem 11. Jahrhundert nannte sich der Adelszweig die Grafen von Wind- berg und nach der Umwandlung dieser Burg in ein Kloster, schließlich die Grafen von Bogen. Von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts waren sie eines der mächtigsten Adel-geschlechter Bayerns.
Aswin von Unterzeitldorn, 1. Graf von Bogen (re)
Doch archäologische Funde belegen, dass der Berg bereits in der Bronzezeit besiedelt war. Allein auf geologische Prozesse lässt sich wohl das Aussehen des Berges wohl nicht zurückführen denn die Landschaftsformation, weist doch eine auffällige geometrische Ausrichtung auf. Sie führt vom Sonnenuntergang am 23. April, den heutigen Georgstag zum Sonnenaufgang am 14. Februar, dem Valentinstag. Beide Gedenktage existieren aber nicht erst seit der Christianisierung , sondern wurden als Ersatz bereits bestehender griechisch-römischer Feiern in Leben gerufen. So feierten die Römer am 23. April das 1. Jupiterfest des Jahres und am 14. Februar mit den Lupercalien eines ihrer ältesten Feste überhaupt. Auch in Griechenland wurde zu diesem Zeitpunkt ein Blumenfest zu Ehren der Aphrodite gefeiert. Die Georgslegende ist dem heutigen Ort Lod verbunden, seinem einstigen Geburtsort Diospolis. Hier weist der Name auf das einstige Heiligtum des Zeus / Jupiter hin. Im bäuerlichen Kalender ist dieses Datum ist auch wichtiger Lostag, der eine Wetterschau für die kommenden Wichen ermöglicht. Dieses Datum muss aber auf weit- aus älteren Traditionen beruhen, denn auch der im 1. Jahrhundert n. Chr. auf den Ruinen eines Heiligtums aus der Bronzezeit errichtete Jupiter Tempel in Baalbeck ist ebenfalls auf den Sonnenaufgangspunkt an diesem Tag ausgerichtet.
Bogenberg, Sonne, Sirius und Arktur
Bereits die Sonnenrichtung zeigte eine Besonderheit des Berges und so hilft ein weiterer Blick in den Himmel auch eine Erklärung für die wundersame Erscheinung des Gnaden-bildes im Jahr 1104 zu finden. So erschien am Abend des 2. Februar, dem Tag Mariä Lichtmess, zu dieser Zeit in Blickrichtung des weiteren Donauverlaufes der Stern Sirius am Abendhimmel. Die 1295 errichtete Wallfahrtskapelle ist, umgerechnet auf den julianischen Kalender, auf den Sonnenuntergang am Tag der Kreuzauffindung am 3. Mai ausgerichtet. Heute weist aber ihr Chor, bedingt durch die Datumsverschiebung des Gregorianischen Kalenders, wieder in die Richtung wo im 11. Jahrhundert am Abend des 2. Februar der Stern Sirius zu sehen war.
Stella maris
Der im 4. Jahrhundert lebende Kirchenvater Hieronymus begründete diese Tradition der Sternensymbolik Marias mit der Anrufung der Jungfrau unter dem Namen `Stella maris´, indem er den hebräischen Namen Mirjam, `bitteres Meer, auf den Namen Marias übertrug. Hieronymus´war Kirchenvater, Heiliger, Gelehrter und auch Theologe der spätantiken Kirche. Zusammen mit Ambrosius von Mailand, Augustinus und Papst Gregor I. gehörte er in der katholischen Kirche zu den vier wichtigen spätantiken Kirchen-lehrern des Abendlandes. Der heute noch bekannte Marienhymnus Ave Maris Stella stammt aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Als Verfasser gilt der im 8. Jahrhundert lebende Abt Ambrosius Autpertus. Seine Hymne beginnt mit der Anrufung: `Ave maris stella, Meerstern, sei gegrüßet…´ Doch dieses Bild ist weitaus komplexer. Darin enthalten ist die feindliche Welt des Meeres, auf der das Schiff der Gläubigen treibt und als dessen Mast wurde Christus gesehen. Der Stern Sirius diente hier aber weniger im Sinne der Navigation, sondern war mehr eine Metapher für das Licht in der Dunkelheit des Glaubens.
Bogenberg, Wälle aus der Bronzezeit
Wie für das Donauwunder findet sich auch die annähernd rechtwinklige Gelände-formation eine Erklärung. In der Bronzezeit, um 2000 v. Chr, stand Arktur auf der Sonnenaufgangslinie, wenn am 14. Februar die Sonne im Südosten aufging. Zur Wintersonnenwende tauchte er aber am Abend im Norden auf und entsprach damit auch der Geländeausrichtung des nördlichen Teiles des Bogenberges. Vielleicht erklärt diese temporäre `himmlische´ Übereinstimmung mit dem Gelände auch die Siedlungsdauer auf dem Berg, die dann auf heute unerklärliche Weise wieder endete.
Bilder: Wikipedia, /Ansicht des Bogenbergs, Donaulustig / Wallfahrtskirche Märiä Himmelfahrt, Angela Monika Arnold / Simmulation sunearthools, stellarium
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