
Umrisskarte des Pariser Beckens, Grafik Rudolf Pohl
In der Geologie spricht man vom Pariser Becken, einer der Landschaft, die sich in Nord- ost- und Südwestrichtung von Metz bis Poitiers erstreckt. Über 3000m Sediment-schicht- en lagern in dieser, ab dem Perm entstandenen, von Gebirgszügen umrahmten Land- schaft. Sie besitzt einen Durchmesser von annähernd 600km. Doch hier ist der Begriff Becken durchaus mehrdeutig zu versehen, denn die Böden dieser Landschaftsform stehen ebenso für die Fruchtbarkeit, die früher mit einer Erdgöttin in Verbindung gebracht wurden.

Fontainebleau Gravuren / Inventaire du patrimoine de Larchant 77760
Aus diesem Grund widmet die Matriachatsforscherin Kirstin Armburster in ihrem Buch `Der Muschelweg. Auf den Spuren von Gott der MUTTER´ auch ein Kapitel der Stadt Paris. Aus der keltischen Ansiedlung Lutetia hervorgegangen, wird der Ort zum ersten Mal 53 v. Chr, von Cäsar als Sitz des Stammes der Parisii erwähnt. Obwohl die Verbindung zur keltischen Gottheit Lugh offensichtlich ist, wird der Name meist auf das keltische Wort für Schlamm und Dreck zurückgeführt. Auch das lateinische Wort parere weist auf einige Eigenschaften hin, die der Erde zu eigen sind, wie erzeugen, hervorbringen, oder erschaffen. Armburster sieht im Pariser Becken die Erde gleich einem fruchtbringenden Mutterleib. Dessen letzte Erinnerungen an diesen einstigen kulturellen Zusammenhang sind im Wappen der Stadt Paris zu finden das auffallend einer Mondsichel gleicht. Dieses Boot verweist zwar in erster Linie auf die Stadtheilige von Paris, Genoveva. Die segelte die mit dem Boot nach Troyes, um die Bürger von Paris vor einer Hungersnot zu retten. Doch gleichzeitig entspricht das Schiff auch einem Bild, das Barke und Wiege, also Tod und Leben in sich vereint.

Ostspitze der Île de la Cité und Notre Dame, Foto David Monniaux
Warum auf die Keimzelle von Paris, der Ile de Paris und jener Insel inmitten der Seine, der Begriff Erde tatsächlich zutrifft, zeigt die Verbindung des Ortes zur keltischen Gottheit Lug. Der Name lässt sich auf das keltische Wort lugiom, ehrlich reden, oder auch der Eid zurückführen. Der Tag des Gottes Lug war der 1. August, ein Datum, das wie der 1. Februar, 40 Tage Abstand zu einer der Sonnenwenden hat. Am Tag des Lug, dem Fest Lugnasadh versammelten sich in Irland die Menschen auch zu Ehren der Adoptiv-Mutter Erde, Tailtiu, der Ziehmutter Lugs. Nach dm blutigen Feldzug Cäsars und der Unter-werf- ung Galliens wurde das Fest des Lug politisch, ganz im Sinne Roms, umgedeutet.

Ile de Paris, die Sonnenrichtung
Er wurde in Lugdunum, dem heutigen Lyon begangen. Dort hatte der römische Statthalter Drusus den Altar der drei gallischen Provinzen errichtete, den Ara trium Galliarum, oder auch Ara Romae et Augusti genannt. Der prachtvoll gestaltete Altar war Roma, der Personifikation des römischen Imperiums sowie dem römischen Kaiser geweiht. Hier tagte an jedem 1. August auch das Concilium Provinciae, der Landtag der gallischen Provinzen, zu dem die gallischen Stämme Vertreter entsandten. Aufgabe dieses Concilium Provinciae, war die Entrichtung des Kaiseropfers und die damit verbundenen Abgaben, sowie die Ausrichtung von Spielen zu Ehren des Kaisers. Mit diesem Ritus mussten die unterworfenen Kelten ihre Loyalität gegenüber Rom zur Schau stellen. Augustus erklärte den 1. August dann zum Staatsfeiertag und die nach Lug benannte Stadt Lugdunum wurde zur römischen Hauptstadt Galliens. Die einstige Bedeutung des Feiertages ist längst Geschichte und wurde im Monat August durch das Fest Mariä Himmelfahrt abgelöst. Die keltische Tradition des Landtages und des Schwures hat einzig in der Schweiz überlebt. Doch erst am 1. August 1891 wurde dieses heute legendäre Bundesfest zum ersten Mal gefeiert. Mit diesem Fest wird an den Rütlischwur, dem Geburtstag der Schweiz erinnert.

Rosette Notre-Dame de Paris, Foto Albertus
Perfekt zu einer Glaubenswelt zwischen Frauengottheit und dem keltischen Lugh passt auch die Ausrichtung jener Seineinsel auf der die Kathedrale Notre-Dame de Paris er- richtet wurde. Sie folgt exakt der Richtung, in der der Sonnenaufgang am 1. Februar und der Sonnenuntergang am 1. August erfolgt. Diese Ausrichtung auf zwei Feste, die ebenso bestimmend für die Landwirtschaft waren, deutet auf einen Kultort hin und führt nun zu- rück zum eingangs erwähnten Begriff des Beckens. In ihrem Text erwähnt Armbuster auch Marie König und deren Erforschung der Kulthöhlen im 70 Kilometer von Paris entfernt liegenden Fontainebleau. Dort stieß die Forscherin immer wieder auf die Zahl 3 und das damit verbundene Dreieck. das sie als Symbol der Vulva deutete. Sie schreibt dazu: `Vulven sind in den meisten Höhlen des Waldes von Fontainebleau anzutreffen … Es ist auch nicht zu übersehen, dass diese Vulven oft tief im Innern der Höhle angebracht wurden. In der Erde suchte – und sah – man das Geheimnis der Wiedergeburt, und wir heutigen müssen uns oft tief in den Fels hinabzwängen, um die Vulven zu finden.´ Heute ist die ab 1163 erbaute Kathe- drale `Unsere Liebe Frau von Paris´ jener Ort in der die alte Sonnensymbolik weiterlebt, denn ihre Baulinie ist auf den Sonnenaufgang an Mariä Lichtmess ausgerichtet. Die nach Nordwesten ausgerichtete Fensterrose steht auch als Symbol für Liebe, Lebensfreude, Schöpfungskraft und Fruchtbarkeit. Gleichzeitg spiegelt sich in ihr das alte Bild des Sonnenrades.
Bilder: Wikipedia/ Umrisskarte des Pariser Beckens. Die umgebenden Grundgebirgs-massive in rot, gelb-gestrichelt die Verbindungen zu anderen Becken, Rudolf Pohl / Ostspitze der Île de la Cité und Notre Dame, Foto David Monniaux / Rosette Notre-Dame de Paris, Foto Albertus teolog derivative work: Eusebius / Lyon, Siedlung, http://www.rheinland-saga.de/RLSIIILyon.html / Fontainebleau Gravuren / Inventaire du patrimoine de Larchant 77760 / Simulation sunearthtools, Opentopomap
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