
Blick vom Fremersberg über Baden-Baden auf den Merkur, Foto Sitacuisses
Der Berg verdankt seinem Namen einem im 16. Jahrhundert gefunden Votivstein der dem Gott Merkur geweiht war. Ursprünglich hieß der Berg der Große Staufenberg und trug damit den gleichen Namen wie sein etwas kleinerer Bruder, der kleine Staufenberg. Der Name spielt auf die klare geometrische Form an, die dem Stoufe, einem trichterförmig geformten Trinkgefäß des Mittelalters entsprach. Im fränkisch-alemannischen Sprachraum wird darüber hinaus auch ein freistehender Hügel bezeichnet. Ebenso verweist der Name aber auch auf den Stufenberg, einen terrassierten Berg, dessen Form durch Geländever-änderung einer bestimmten Nutzung angepasst wurde.

Votivstein des Gottes Mercurius, Martin-D
Nahezu symmetrisch liegt zwischen beiden Bergen ein Taleinschnitt, hinter dem der Ort Staufenberg eine Teilgemeinde von Gernsbach liegt. Wie sich hier die Sonnenrichtung und die Landschaftsform des Berges entsprechen, zeigt sich am Datum des römischen Merkurfestes, den Mercuarlia. Das Fest des Merkur fand im römischen Reich am 15. Mai statt und damit lag der Zeitpunkt in der Regel 55 Tage nach dem Frühjahrsäquinoktium und 37 Tage vor der Sommersonnenwende. Beide Zahlen können durchaus als symbolische Hinweise auf die antike Philosophie und die Eigenschaften des Gottes Merkurs betrachtet werden. Dessen Bild entwickelte sich aus dem griechischen Götterboten Hermes, wie dem ägyptischen Gott Thot, den Gott des Mondes, der Magie, der Wissenschaft, der Schreiber, der Weis- heit und des Kalenders.So entspricht die Summe der Zahlen 1 bis 10 der Zahl 55 und die 37 entspricht der Summe der Elemente des Tetraktys, dem pythagoreischen Erklärungs-modell des Kosmos. Wie in den Zeitabständen, spiegelte sich auch im Namen des Hermes jene Zahlensymbolik, denn der Lautwert seines Namen entspricht im Griech-ischen der Zahl 354 und damit den Tagen eines Mondjahres.

Sonnen – und Landschaftsrichtung vom Merkur und kleinem Staufenberg
Dass einst der Ort der Merkurverehrung nicht zufällig gewählt wurde, versteht sich vor diesem Hintergrund fast von selbst, denn am 15. ist der Sonnenaufgang über dem nord- östlich gelegen Mauzenberg zu beobachten. Über ihm ist aber auch die kleine Mondwende Nord zu sehen, was ihn mit der Jagd- und Mondgöttin Diana verbindet. Dann wird er auch seinem Namen gerecht, denn mauzen bezeichnet im Mittelhochdeutschen, wie auch in der Umgangssprache, das Miauen von Katzen. Sie waren bei den Römern ein Sinnbild der Diana, denn die Göttin konnte sich laut einer legende auch in eine Katze verwandeln. Die bestechende Symmetrie beider Berge bietet aber noch eine weitere Beobachtungs- möglichkeit während der Äquin- oktien,an denen der Sonnenaufgang vom kleinen Stauf-enberg über der östlich gelegen Teufelsmühle zu sehen ist. Auf Grund der Landschafts-situation liegt zwischen beiden Sonnenuntergänge ein Winkel von 30°, was ein weiteres Indiz dafür ist, beide Berge als Einheit zu betrachten.

Blockstein,Dg-505
Die Teufelsmühle verdankt ihren Namen blockartig geschichteten Steinen auf dem Stein- berg. Ihre Entstehung er klärt die Sage vom Weisbacher Müller der sich über die un- günstige Lage seiner Mühle an der Murg beklagt hatte. Der rief eines Tages: `Ich wollte, dass mir der Teufel eine Mühle auf dem Steinberg erbaue, die weder zu viel noch zu wenig Wasser hätte!` Der Teufel hörte seinen Wunsch und kam. Als beide handelseinig wurden versprach ihm der Teufel auf dem Steinberg eine neue Mühle zu errichten. Der listige Müller verlangte aber, dass die noch vor dem ersten Hahnenschrei fertig sein müsse. Der Teufel hielt Wort und zeigte dem Müller bald darauf sein Werk. Da aber ein Stein fehlte, suchte der Teufel rasch einen Neuen. Ehe er zurückkam krächzte aber der Hahn in Loffenau. Wutentbrannt zerstörte er sein Werk wieder, so dass kein Stein auf dem ander- en blieb.Auch hier verbirgt sich hinter der Spukgeschichte ein wahrer Kern. Während des 12. Jahrhunderts wurde die Mühle zu einem Symbol der Wesensverwandlung. Ursprung dieses Bildes einer heiligen Mühle ist das Johannesevangelium(6,51) wo Jesus sagt: `Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Später fügt er noch hinzu(12, 24): `Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Dadurch wurde das Weizenkorn ein Symbol der Wandlung, denn durch Mahlen entsteht das Mehl aus dem die heilige Hostie gebacken wird.

Hostienmühlenretabel (Ulmer Werkstatt um 1470),
Betrachtet man den Sonnenaufgang näher, so zeigt sich im Sonnenaufgang über der Teufelsmühle dieser Gedanke der Wandlung. Zum Frühjahrsäquinoktium ist die kalte Jahr- eszeit überwunden und die Natur wandelt sich von der unfruchtbaren zur fruchtbaren Natur. Das Herbstäquinoktium ist die Zeit der Ernte, nach der die Früchte in Speisen verwandelt werden. Dass die Steinblöcke am Ende Teil einer prähistorischen Anlage sein könnten, ist angesichts der präzisen Sonnenbeobachtung auf dem Merkur und etwas kleinem Staufenberg fast schon nebensächlich.
Bilder: Wikipedia / Blick vom Fremersberg über Baden-Baden auf den Merkur, Foto Sitacuisses / Votivstein des Gottes Mercurius, Martin-D / Blockstein, Big Stone, Dg-505 / Hostienmühlenretabel (Ulmer Werkstatt um 1470), anonym, Simmulatuion, sunearthtools, Opentopomap
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