Enlil und der Palast in Babylon

Ruinen der Stadt Babylon. Foto Mohamm3dfadil

Der Palast von Babylon wurde durch von Nabopolassar erbaut, der sich dabei den Palast den des assyrischen Königs Sanherib als Vorbild gewählt hatte. Die zu diesem Zeitpunkt eher bescheidene Anlage wurde durch Nebukadnezar II. um 600 BC zu einer trapezförmigen Anlage mit drei Innenhöfen erweitert. Wie alle anderen Bauwerke Babylons folgte wurde auch der Palast von einer mathematischen Symbolik bestimmt. Dies zeigt der Grundriss, dessen Längswände einen Winkel von 15° einschließen.

Grundriss des Palastes von Nebukadnezar II

Die Zahl 15 verweist auf bereits auf das kosmologische Zahlenmodell der griechisch-römischen Tetraktys, denn die 15l entspricht 2 gegeneinander gestellten Dreiecken. Die besitzen jeweils 7 Elemente (3 Punkte, 3 Linien, 1 Fläche) und einen zusätzlichen, verknüpfenden Mittelpunkt Wird jedoch die Zahl 360 durch 15 dividiert, ergibt dies die Zahl 24. Diese Zahl verweist mit ihrem Wert auf den Aspekt der Vollkommenheit.

2 Dreiecke und die Zahl 15

Sie erscheint in den 24 Stunden eines Tages, aber auch im Modell der Tetraktys, in den 24 Linien eines Hexagramms. Heute wird die geometrische Figur meist mit dem Davidstern assoziiert, der oft noch als altjüdisches Symbol betrachtet wird und doch erst im Prag des 17. Jhd`s auftauchte. Zu dieser Zeit war die Figur aber ein Schutz- und magisches Zeichen zugleich. Bereits in Sumer wurde das Zeichen auf zahlreichen Tontafel gefunden, wobei deren Zweck meist als Amulett gedeutet wurde. Als Stern mit 6 äußeren Punkten verweist die Figur auch auf die mathematische Vollkommenheit der Zahl 6 und zugleich auf das Zählsystem der Sumerer. Die damit verbundene philosophische Bedeutung der Zahl dürfte aber im Osten entstanden sein, , wo in einem ähnlichen Zeitraum in China de Lehre des I-Ging entwickelt wurde. Hier entstand die Lehre der Hexagramne, der 64 Zeichen mit jeweils 6 parallelen und unterschiedlich langen Balken entstand. Jede diese 64 Figuren, die sich aus der chinesischen Orakelpraxis entwickelten, hat eine eigene Bedeutung, die durch einen Spruch verdeutlicht wird . Ähnlich wie ein normales Orakel, wurde auch die Lehre des I-Ging zu einer Quelle philosophisch-kosmologischer Betrachtungen und der daraus entstehender Vorhersagen.

Für die Interpretation der Figur eines Hexagramms. bietet die Gedankenwelt der vedischen Schriften des Sanskrit einen Ansatz. Zwar sind hier schriftliche Überlieferungen erst aus dem 1 Jtsd BC bekannt, doch deren Entstehungszeit dürfte wesentlich älter sein. So kann das Hexagramm auch als eine Zusammensetzung zweier ineinander geschobener, gleichseitiger Dreiecke gesehen werden Dabei weist das obere Dreieck mit der Spitze nach unten und symbolisiert so hier Shakti, den femininen Aspekt. Dagegen weist das untere Dreieck mit der Spitze nach oben und steht so für den männlichen Aspekt Agni/Tattva. Über die eigentliche Bedeutung des Hexagramms in der sumerischen Kultur ist kaum etwas bekannt. Erst aus der ägyptischen Kultur gibt es Überlieferungen über deren Verwendung. Sie begründete auch die magische Aura der Hexagramme, die dort als Schutzzeichen verwendet wurden, aber auch zur Kontaktaufnahme mit Toten gedient haben sollen. Doch allein die Mythologie der Zahlen und des Hexagramms schien für den Palast aber noch nicht ausreichend zu sein, denn ähnlich wie beim Tempel E_Kur,lässt sich auch hier das Bild Enlils im Plan des Palastes erkennen

Sicht des Boötes/Enlil am Abend des Frühlingsäquinoktiums

Noch immer erscheint hier das Frühlingsfest als ein Höhepunkt des Jahres und dies spiegelt sich auch in der Anlage des Palastes, denn so wie Boötes, die Verkörperung des Enlil, am Abend des Frühingsäquinoktiums auftauchte, deckte er sich mit der Geometrie de Palastes Sie erinnerte damit auch an den Weltenschöpfer und Kulturbinger Enlil, der am Beginn des Machtaufstieges der Babylonier an der Spitze der Götter stand. Doch im Laufe der Entwicklung wurde Enlil durch den lokalen Stadtgott Marduk abgelöst, dem nun die Leistungen Enlils zugeschrieben wurden und damizt übernahm er auch dessen 50 Ehrentitel. Von dieser dieser Machtübernahme Marduks und der neuen Religion erzählt der berühmte babylonische Schöpfungsmythos Enuma Elish. Wie die gesamte Stadtanlage war auch der Palast Teil einer sakralen Landschaft, die durch die Zahlenmythologie und die astronomisch verwurzelte Symbolik bestimmt wurde.

Bilder. Wikipedia / Ruins of the ancient city of Babylon Al-Hillah Foto Mohamm3dfadil,.CC BY-SA 4.0 ( Ruinen der Stadt Babylon. Foto Mohamm3dfadil)

Grundriss des Palastes von Nebukadnezar II / 2 Dreiecke und die Zahl 15 Hexagramm: Zuordnung Planeten und Metalle / Sicht des Boötes/Enlil am Abend des Frühlingsäquinoktiums