Stalagmitenstrukturen in der Höhle von Bruniquel, 2010, Foto, Luc-Henri Fage/SSAC
Die Höhle von Bruniquel, die durch eine rätselhafte Bodenplastik aus abgebrochenen Stalktiten berühmt wurde, liegt im Südwesten Frankreichs, östlich des Ortes Montaub- an, im Département Tarn-et-Garonne. Die von Neanderthalern gebaute Gesteinsforma- tion liegt weit im Innen einer Tropfsteinhöhle und ist vor rund 178000 Jahren errichtet worden. In einem 1995. entstandenen Lageplan wurden der 35 mal 25 Meter große Höhendom vermessen und eine Kartierung der Fragemente erstellt. Sie zeigt, dass innerhalb der Bodenplastik sich noch eine weitere, fast kreisförmige Fläche befindet, die flächig mit den Stalktiten ausgelegt wurde, An diese Hauptfigur wurde noch eine weit- ere, kreisförmige Ringstruktur angelagert. Die bauchig geformte Linie der Hauptfigur wird zudem von einem Rinnsal durchzogen, das sich durch die gesamte Höhle zieht. Betrachtet man die Struktur vor dem Hintergrund einer Naturbeobachtung, so erscheint sie aber weniger ein reales Abbild zu sein, wie dies bei den viel späteren Höhen- malereien zu sehen ist. Viel mehr erscheint sie die abstrakte Übersetzung einer Beo- bachtung zu sein.
Ausrichtung Stalagmitenstrukturen, opentopomap, Grafik BRIAN HAYDEN, Rouzaud
War der Zweck kultischer Natur, so deutet die Ausrichtung der Figur auf den Sonnen-untergang zur Wintersonenwende. Dies bestätigt auch die Berechnung des Einfalls-winkels vom Höhlenzugang aus betrachtet, der dann nahezu die Mittellinie der Figur bildet. Die Wintersonnenwende erfordert eine Betrachtung des Sternenhimmels, der um 176000 BC aber völlig von der heute gewohnten Sicht der Sternbilder abweicht. So zeigt das Programm Orbitsimultor für diese Zeit nur ein charakteristisches und zugleich einprägsames Sternbild, den Orion. Seine vier markanten Sterne haben zwar nicht die Entfernungen wie heute, doch markierten bereits die charakteristische Form eines Trinkbechers.
Orion um 177000BC, ttp://orbitsimulator
Zudem war im unteren Drittel ein weiterer Stern zu sehen, der ich im Laufe der nächsten 80 000 Jahre wieder aus dem Orion entfernte. Mit Hilfe der Dauer eines Platonischen Jahres lässt sich auch die Stellung des Orion in etwa ermitteln. So sind seit der vermuteten Errichtung der Artefakte 6.872586 Zyklen mit jeweils 25900 Jahren vergangen, so dass 6,8 Zyklen dann wieder dem Jahr 40 AC entsprechen und die Stellung Orions am Morgen der Wintersonnenwende, sich mit dem Umriss der Steinplastik deckt. Sie wird dann durch die Linie der Wintersonnenwende fast mittig geteilt, wobei die drei Gürtelsterne waagrecht lagen und damit eine Verbindung mit dem Rinnsal hatten. Das perfekte Abbild der Himmelsbeobachtung um 176000 BC wirft die Frage auf, weshalb die Steinplastik ausgerechnet an dem Ort der Höhle errichtet wurde. Eine Erklärung dafür gibt die entstandene Unterteilung des Weges durch die Höhle im Verhältnis 5 zu 3.
Lage der Struktur in der Höhle Längenverhältnis 5 zu 3, Karte SSAC
Nachdem Orion 5 Haupt- und 3 Gürtelsterne enthielt, wäre des ein ein möglicher Grund gewesen, die Zahl auch im Verhältnis eines sakralen Ortes erscheinen zu lassen. Doch ähnlich wie bei der Shanidar Höhle ergibt sich auch hier ein auffälliges Verhältnis des Breitenkreises zum Äquator. So steht hier die Länge des Breitenkreises zum Äquator, mit einer Abweichung von 6,5Km, in einem Verhältnis mit 23/32. Nicht allein das Zahlenpalindrom ist hier auffällig, sondern auch die Quersumme 5 beider Zahlen, Sie verweist ebenso auf die Gestalt des Orion mit 5 Sternen, wie auch auf die 5 Finger einer Hand. Durch diese Zahl wäre dann auch eine Verbindung von Mensch und einer möglichen Gottheit hergestellt. Diese genaue Naturbeobachtung deutet hier eine Kulturstufe hin, die weit über dem lag was William King 1864 noch als affenähnliche Spezies sah. Ein ähnliches Ergebnis zeigt auch eine Studie von Dan Dediu and Stephen C. Levinson vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, die aus Forschungs- daten schließen, das sich die menschliche Sprache nicht erst mit dem Auftauchen es modernen Menschen vor rund 100000 Jahren entwickelte, sondern vor rund 1,8 Millionen Jahren entstanden sein muss. Es muss also einen sehr langen Zeitraum ge- geben haben, wo der Neanderthaler auch nach dem Auftauchen der ersten Vorfahren des modernen Menschen Homo heidelbergensis, noch mit dieser Spezies interagierte. Die gemeinsame Existenz beider Spezies erforderte neben der Sprache sicher auch ein Zählsystem. Beides war notwendig um zusammen mit einem ausgeprägten geometrisch-räumlichen Verständnis die Beobcht-ung so zu platzieren, wie sie in der Höhle vor- gefunden wurde.
Neanderthaler, Kupka, Illustration 1909
Bilder:Wikipedia/ Stalagmitenstrukturen in der Höhle von Bruniquel, 2010, Foto, Luc-Henri Fage/SSAC , CC BY-SA 4.0 / a_376 1..26 /Ausrichtung Stalagmitenstrukturen, opentopomap, Grafik BRIAN HAYDEN, Rouzaud et al. 1996, NEANDERTAL SOCIAL STRUCTURE?/ Orion um 177000BC,http://orbitsimulator.com/gravitySimulatorCloud/stars.ht / Lage der Struktur in der Höhle Längenverhältnis 5 zu 3, Karte SSAC, Squelette topographique du réseau./ Marcelin Boule’s concept of Neandertals was represented in Kupka’s illustration published in 1909 in L’Illustration