
Kollektion Djed Pfeiler, Nationalmuseum Alexandria,Foto Néfermaât
Amulette waren im alten Ägypten ein häufig verwendeter Alltagsgegenstand. Gemäß den damaligen Vorstelllungen boten sie in einer Welt die von Planeten- und Stern-göttern beherrscht wurde, einen Schutz gegen die unwägbaren Entschlüsse der Götter. Ebenso sollten die Kräfte dieser magischen Elemente dazu dienen, böse Einflüsse abzuhalten und die Erfüllung eigener Sehnsüchte herbeizuführen. Der Ursprung des Wortes ist ebenso ungeklärt, wie die Wirkung dieser Gegenstände. So führt die Ent- stehung des Wortes zum lateinischen Begriff amuletum, das sich mehrfach in der aus dem 1. Jhd. stammenden Schrift Naturalis historia von Plinius’ des Älteren wieder findet. Bildnisse von Gottheiten wurden in dieser Zeit ebenso als Amulette angesehen, wie die Jupiterquadrate mit ihren symbolischen Zahlenkombinationen. Auch aus der Zeit der Ägypter sind eine ganze Reihe unterschiedlicher magischer Zeichen überliefert. Dort wurden diese Gegenstände sowohl im diesseitigen Leben benutzt und sie dienten aber auch als Grabbeigabe für den Schutz des Lebens im Jenseits. Eines dieser Zeichen war der Djed-Pfeiler, der zu den am häufigsten verwendeten Amuletten jener Epoche gehörte. Der Pfeiler, der in dieser Form auch zur Vermessung der Landflächen nach der jährlichen Nilflut diente, wurde als ein Symbol der Dauer, Stabilität und Be- ständigkeit gesehen. Das wohl bekanntes ägyptische Zeichen ist aber das Anch-Kreuz, das für die ewige Existenz der Götter steht und gleichzeitig die Eigenschaften von Luft und Wasser besitzt, dem Ursprung allen Lebens. Dieses Zeichen stand damit für das Leben, aber auch als Schutzsymbol für ein langes Leben.

Amulett aus Lepenski Vir
Ein ähnliches Zeichen ist auch aus der Lepenski Vir Kultur bekannt, die vor rund 6000 Jahren im Donauraum existierte. Auch sie stellt eine Verbindung zweier Formen dar, ein- em Kreis und einem Kreuz das anthropomorphe Züge aufweist Dass auch Grabablagen eine bildliche Symbolik aufweisen, zeigen die zahlreichen Gigantengräber auf Sardinien. Sie stellen die größten pränuraghschen Kultanlagen der Megalithepoche auf Sardinien dar. Baulich unterscheiden sie sich durch großformatige Monolithe, die als Portalsteine dienten, sowie einer vorgelagerten Exdra, Sie wird durch zwei Seitenarme der Graban- lage gebildet, die einen ellipsoiden Vorhof einrahmen. Dieses Bauelememt der Exedra taucht in Bauwerken des antiken Griechenland ebenso auf wie später bei den Römern. In der christlichen Basilika entwickelte sich die Exedra als Nische dann zur Apsis des Chores, oder dem Kapellenkranz in gotischen Kirchen weiter.

Boötes über dem Gigantengrab von Su Monte de s’Ape, 2200 BC
Die Großsteinbauwerke der Megalithkultur, die sich über den eurasischen Kontinent bis nach Japan ausgebreitete, hat Gabmäler in einer völlig nuen Dimension geschaffen. Der Ethnograph Ellegard Jensen sieht dafür den Grund in einer einem sehr ausge- prägten Toten- und Ahnenkult. der ihm mit großformatigen Steine den Ausdruck von Dauer und Macht verleihen sollte. Neue Kultfomen sind aber auch immer ein Ausdruck globaler Veränderungen die Ängste n den Menschen wecken. Ein Blick in das zu Ende gehende 4. Jahrtausend ereignen sich mehrere große Katastrophen, die wohl das Ver- trauen der Menschen in die alten Kulte nachhaltig erschütterte. In dieser Zeit ging in der Sahara die letzte letzte grüne Phase zu Ende und damit begann die Wüstenbildung, die bis heute anhält. Neolithische Bauern, die das Gebiet im Laufe des 6. Jahrtausends besiedelt hatten, waren gezwungen ihr Land zu verlassen. Eine vergleichbare Veränd- erung brachte auch der Wassereinbruch im Bosporus im 5. Jtsd. Dort ließ einström- endes Wasser aus dem Mittelmeer den Wasserpeigel ansteigen und vertrieb die Bevölkerung aus den zahlreichen ufernahen Siedlungen. Für die Bauernkulturen des 3. Jahrtausends waren diese Erlebnisse und Erfählungen wohl eine traumatische Erfahr- ung und könnten dann einen Grund für die Monumentalität der Bauwerke geliefert haben. Nach der Überzeugung des britischen Prähistorikers Andrew Sherratt diente der neue Kult auch dazu, einen inneren und zugleich dauerhaften Zusammenhalt der Bauerngesellschaften herzustellen. Der war auch notwendig geworden, denn nur Dank der bessern Nahrungsherstellung konnten sich größere Gesellschaften entwickeln, die wie in Uruk, große Städte gründeten. Zwei Sternbilder verkörperten die wohl wichtige Glaubensbilder der damaligen Zeit, Boötes und Orion. In seiner waagrechten Lage, in der er seinen Arm scheinbar schwebend über die Erde hielt, war er im 2. Jahrtausend BC am Morgen des Frühlingsäquinoktiums zu sehen. War es das Götterbild des Schöpfergottes Enlils, das sich von Nippur aus, sich in den Kulturen im Mittelmeerraum verbreitet hatte, so schützte er auch das Gigangtengrab bronze-zeitlichen Bonnanaro-Kultur auf dem Monte de s’Ape südwestlich des Flughafens Olbia. So wie er am Morgen des 1. August zum lezten Mal zu sehen war, deckte sich die Geometrie des Boötes auch mit der im 2. Jstd. entstandene Anlage. Aber auch die Stele in der Mitte der Exdedra entspricht mit ihren Proportionen wieder dem alten Götterbild.

Stele des Gigantengrabes von Coddu Vecchju, Foto Stahlkocher
Bilder: Collection de piliers Djed, Musée national, Alexandrie, Égypte). Foto Néfermaât CC BY-SA 2.5 , Kollektion Djed Pfeiler, Nationalmuseum Alexandria,Foto Néfermaât / Amulett aus Lepenski Vir. Boötes über dem Gigantengrab von Su Monte de s’Ape / Stele des Gigantengrabes von Coddu Vecchju, Foto Stahlkocher / Simulation stellarium, googlemap
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