St. Michael’s Mount von Penzance aus
Die St.Michael Ley-line ist neben der Belunus Linie eine der bekanntesten Verbindungs-linien zwischen bedeutenden historischen Orten in England. Westlichster Punkt der Linie ist der Ort Penzance an der Westspitze Cornwalls. Treffender hätte der Ort nicht benannt werden können, denn der Name stammt aus der kornischen Sprache und wird mit heilige Landspitze übersetzt. Die Linie führt quer durch Südengland und endet bei Great Yarmouth, der ehemaligen römischen Garnison Gariannonum. In ihrem Verlauf durchquert sie einige der wichtigsten prähistorischen Stätten im Süden Englands. Darunter befinden sich die Steinsetzungen wie The Hurlers, Glastonbury Tor, Avebury, Waulad Bank und einige Orte mit Kirchenbauten aus den Anfangszeiten der Missionierung
Der begriff Ley-line entwickelte aus dem altenglischen Begriff ley, der mit Licht oder Rodung übersetzt wird. So lassen sich auf Karten auch immer mehrere Orte identifizieren die diese Endung tragen. 1921 vermutet der Amateurforscher Alfred Watkins, dass die Aneinanderreihung von Ortsnamen mit gleicher Endung auf ein prähistorisches System alter Handelspfade zurückgehen könnte. Andere Erklärungsversuche sahen in den Linien dagegen astronomische Hintergründe oder gar Kraftfelder. Diesen Gedanken führte der Schriftsteller John Michel Ley weiter aus und verband die Ley-lines mit dem Gedanke geo- mantisch bestimmbarer Kraftfelder die gerade bei frühgeschichtlichen Kultstätten immer eine Rolle spielten. So wird die St.Michael Ley-line in spirituellen Kreisen auch mit einem Drachenpfad gleichgesetzt. Doch nicht alle Orte liegen immer exakt auf einer Flucht liegen vermutete der berühmte Geomant Hamish Miller, dass zur St.Michaels Ley-line in Wirklichkeit noch eine zweite, die St. Mary´s Line dazu gehören müsse.
Betrachtet man aber die einzelnen Orte, vermisst man auf der Linie bedeutende Michaelskirchen. Bereits in Penzance trifft man auf die St. Mary`s Church und im 20 Km nordöstlich liegenden Camborne auf eine dem St. Martin und St. Meriadoc geweihte Kirche. Auch am Ende der Linie, in Great Yarmouth, zählt die St. Nicolas Church zu den ältesten Kirchenbauwerken der Stadt. Nur der 5 Kilometer westlich, in der Bucht von Penzance liegende St. Michaels Mound erinnert an den Namen der Linie. Doch die Insel liegt über 1,5km außerhalb der berühmten Ley-line. Er weist auf die im 5. Jahrhundert beginnende Michaelsverehrung in England hin. Der Engel soll dort im Jahr 495 vor der Insel Marazion, dem heutigen St. Michaels Mound, einigen Fischern erschienen sein, aber erst im 6. Jahrhundert erfolgte dort eine Kloster-gründung. Nach der normannischen Eroberung wurde die bestehende Abtei dann den Benediktinermönchen des Klosters auf dem Mont St. Michel in Frankreich übertragen.
In der Folgezeit ließ der französische Abt Bernard le Bec die Kirche auf der Hügel-spitze errichten und sie wurde während des Mittelalters zum Ziel zahlreicher Pilger. Doch der St Michaels Mound war schon lange vor der Christianisierung ein wichtiger Handelsknotenpunkt, denn hier befand sich bereits während der Eisenzeit ein Zent- rum zur Verschiffung von Zinn. Trotz den nur sporadisch anzutreffenden Kirchen die auf Michael hinweisen, hat die St Michaels Ley-line einen direkten Bezug zu ihm, denn der Verlauf der Linie folgt im julianischen Kalender dem Sonnenaufgang am 8. Mai.
Dieses Datum hat in der Geschichte der Michaelsverehrung wohl noch eine viel größere Bedeutung als sein Gedenktag am 29. September. Sein erstes Heiligtum liegt auf dem 796 m hohen Monte Gargano im apulischen Garganogebirge, in der Nähe von Manfredonia. Die Bedeutung des Ortes geht auf die Erscheinung des Erz- engels Michael zurück, die sich zwischen den Jahren 490 und 493 dort in einer Grotte ereignet haben soll. In seiner ersten Erscheinung an einem 8. Mai wünschte er sich von anwesenden Bauern die Errichtung eines Heiligtums. Dieses Ereignis fiel in eine Zeit als die Kirche unter dem Pontifikat von Papst Gelasius innerlich gespalten war. Im Osten des römischen Reiches verbreitete sich die monophysitische Lehre, während im Westen der Arianismus immer mehr Zuspruch erfuhr. Zudem begann das Reich der Ostgoten zu zerfallen und Vandalen bedrohten im Süden das Kernland des ehemaligen römischen Reiches. Der Sonnenaufgang verweist also auf ein wichtiges atum des heiligen Michiael der nicht nur Schlachtenhelfer war, sondern durch wund- ersame Ereignise dazu dienen sollte, die Kirche wieder zu einen. Die wichtigste Michaels Linie, die San Michele Linie führt von Irland bis ins Mittelmeer und verbindet wichtige Michaelsorte quer durch Europa. Sie beginnt in Skellig Michael, dem Michaels Felsen mit einem der am schwersten zugänglichen Klöster, führt über dem St Michaels Mound und Mont Saint Michel, nach Sacra di San Michele im Val di Susa-Piemont, weiter nach San Michele in Monte Angelo-Apulien, bis zum Kloster St. Michel auf der griechischen Insel Simi. Trotz der großen Distanz ist auch dieser Linie auf das gleiche Datum der wundersamen Erscheinung am 8. Mai hin ausgerichtet und zwar auf den Sonnenuntergang. Die geringe Abweichung der einzelnen Punkte und auch die Ausrichtung auf den Sonnenuntergang zeugen von einem alten Wissen der Vermessungstechnik, die erst wieder im 18. Jahrhundert erreicht wurde.
Bilder: Wikipedia / St. Michael’s Mount von Penzance aus, me / The Hurlers, Nordkreis, Brudersohn / St Mary’s Church, Penzance , Bill Henderson / Simulation, sunearthtools