Die Sage von der Sybille, die einst in einer Höhle am Fuße des Teckfelsens gehaust haben soll, prägte bis heute das Bild der Teck. Tausende Wanderer besuchen jedes Jahr die Höhle unterhalb der Burg, in der die weise Sibylle einst gewohnt haben soll und bei entsprechendem Licht ist im Tal noch immer die Spur ihres von Katzen gezogenen Wagens zu sehen. Doch die entpuppten sich in den 80er Jahren als Reste des Lautertal-Limes. Von den drei Burgen, die ihre Söhne Unhold, Raufbold und Saufbold erbaut haben sollen, sind nur noch kümmerliche Reste zu sehen. Die Burg Rauber, die Wilhelm Memmiger noch Mitte des 19. Jahrhunderts auf einem steil aufragenden Felsen ge- zeichnet hat, ist heute gänzlich eingewachsen. Ein ganz ähnliches Schicksal ereilte die beiden anderen Burgen Wielandstein und Diepoldsburg. Doch ein kaum beachteter Ort westlich der Teck, bietet den Schlüssel zur Erzählung über die drei schrecklichen Brüder. Bei dem beschaulichen Ort Oberlenningen liegt der Hügel mit den Resten Sulzburg, einer Ruine aus dem späten Mittelalter. Sie erscheint ab dem 14. Jahrhundert auf Urkunden und ihre ersten Besitzer waren die Herren von Neidlingen. Die Sulzburg ist eine der letzten Burgengründungen rund um die Teck. Heute wird das Wort Sulz oft mit dem althoch-deutschen Wort sulaz, schmutzig, sumpfig, in Verbindung gebracht. Doch in dem Wort scheint auch das Wort althochdeutsche Wort sūl, die Säule, durch und sie verweist auf eine Verbindung zur Sonne.
Götterbilder aus der mittleren Laténezeit (3. und 2. JH v. Chr.)
Um die Jahrtausendwende begleitete der arabische gesandte Ahmad ibn Fadlān, eine Gesandtschaft des Kalifen al-Muqtadir zu den Wolgabulgaren. Dort berichtete er von schwedischen Wikingern, die nach einer Schiffsfahrt zu einem Pfahl mit einem ge- schnitzten männlichen Gesicht gingen, um Ihre Gaben zu opfern. Einen Vergleich zu den aufwendig gestalteten Götterbildern mediterraner Kulturen hielten diese Bildnisse nicht stand, so dass sie auch von römischen Schriftstellern kaum beachtet wurden. Auch Arnulf Krausse erwähnt diese Pfahlidole in seinem Buch `Die Geschichte der Germanen´, und berichtet über die menschenähnlichen Holzpfähle mit eindeutigen Geschlechtsmerk- malen, die als Gott und Göttin verehrt wurden. Im Namen des in der nordischen Mythologie beschriebenen Göttergeschlechtes der Asen ist die Verbindung zum Holz noch deutlich herauszulesen, denn ihr Name leitet sich aus dem Wort asus, die Wurzel ab. Aus Ägypten ist aber noch eine andere mythologische Bedeutung des Pfahles überliefert.
Der schwarze Obelisk von Salmanassar III.
In der Gestalt eines Obelisken stand in Zusammenhang mit dem ägyptischen Sonnenkult. und war er ein Kultsymbol des Sonnengottes Re. Mit seiner Schlangen Form symbol-isierte er die Strahlen des Sonnengottes und stellte gleichzeitig eine Verbindung zwischen Menschenwelt und Götterwelt her. Unter diesem Gesichtspunkt wurde ihm die Wirkung eine Antenne zugesprochen, die die ersten Strahlen der kosmischen Sonnenenergie empfängt und auf die Erde leitet. Mit seiner spitz zulaufenden Form stellt der Obelisk die Verbindung zwischen der Erde (Menschen) und der Sonne (dem obersten Gott) dar. Darüber hinaus wird wird er auch als ein phallisches Symbol gedeutet und steht für die männliche Zeugungskraft, die Fruchtbarkeit und Erneuerung.
Stand einst einer dieser Pfähle als Heiligtum auf den Hügel der Sulzburg, so musste der Ort auch eine gezielte Sonnenbeobachtung ermöglichen. Der erste Sonnenaufgang ist von hier aus bereits am 1. Februar über dem Wielandstein zu sehen. Der schwäbische Dichter Gutav Schwab widmete dem heute beliebten Kletterfelsen mit den `Drei holden Knaben´ eines seiner Gedichte. Dort beschreibt er wie sie in einem luftigen Saal sitzen und aus einem goldenen Becher trinken. Schon der Name Wielandstein ist ein Sinnbild des Lichts, denn er entwickelte sich aus dem nordischen Wort Vølundr, das Kunstwerk, oder auch auf kunstvolle Weise herstellen bedeutet. Damit war der Schmied gemeint, der im Feuer seine Kunst bewies und namensgebend für die altnordische Sage `Wieland der Schmied´ wurde. Markierte der Wielandstein das Ende des Winters, so ist von der Sulzburg aus über dem Mittagsstein der Sonnenaufgang während der Äquinoktien zu beobachten. Er bot sich, gleich dem Mittag, als Markierung für die Teilung des Jahres in zwei gleiche Hälften an. Auch die Ruine Rauber entpuppt sich in der Dreiheit als Sonnenort. Über ihr ist Sonnenscheibe am Tag der Sommersonnenwende zu sehen und wandert von dort bis zur oberen Diepoldsburg,ehe sie in den Himmel steigt. In Grimms Wörterbuch wird zwar das Wort rauber als Frühform des Räubers erklärt, doch das Wort weist hier in eine ganz andere Richtung.
In vielen Kulturen wurde die Drei, die Zahl der Söhne der Sibylle, auch als Sinnbild von Wachsen, Fruchtbarkeit und Vergehen gesehen. Der Sonnenkalender der Sulzburg verweist mit den drei Sonnenaufgangspunkten genau auf diesen Aspekt. Völlig zu Unrecht wurden diese Orte später mit der Raubritterlegende der Sibyllensöhne in Verbindung gebracht.
Bilder: Wikipedia / Blick vom Friedrichsfels auf die Ruine Sulzburg bei Unterlenningen im Lautertal, Stefan Karl/ Plastik eines slawischen Pfahlgottes aus Altfriesack, Brandenburg, Neues Museum Berlin Anagori / Der schwarze Obelisk von Salmanassar III. /Willis / http://www.lenningen.de/index.php?id=121,Ruine Wielandstein / Götterbilder 3. Jhd. v. Chr. / http://erlebt-und-gesehen.npage.de / Simulation Sunearthtools