Der Vordere Schlatthof. Foto Derweber
Die Ackerflächen auf einesm Geländesporn im Osten der Stadt Schwäbisch Gmünd erweisen sich immer wieder als Fundort für Relikte aus dem Palaeolithikum. Hier hat über mehrere Jahre hinweg der Amateurarchäologen A. Regen zahlreiche Lesefunde zusammen-getragen unter den sich zahlreiche gekurvt geformte Objekte befanden. Alle diese Objekte stammen aus dem Zeitraum zwischen 18. und 12. Jahrtausend BC und be- stehen aus Quarzitgeröll das selbst vor Ort nicht vorkommt. Auf Grund der mark- anten Kurvierung der nur wenige Zentimeter großen Figuren, wurden von Archäologen Parallelen zu den Steinritzungen von Gönnersdorf gesehen. Sie wurden in der Ver- gangheit als tanzende Frauen identifiziert. Auf Grund dieser Vergleiche werden die figürlichen Darstellungen auch mit dem Sammelbegriff `Venus von Waldstetten´ be- zeichnet. Ebenso gibt es aber Deutungsversuche, dass die Figuren auch Phallus-symbole darstellen könnten.
Venus von Waldstetten, Foto Simon Föhle
Wie bei der bereits dargestellten Larve der Dasselfliege aus der Kleinen Scheuer auf dem Rosenstein, lohnt auch hier ein Blick in die Biologie. Ein Vergleich mit einer grünen Raupe zeigt hier eine große Ähnlichkeit mit den Figuren aus Waldstettten. Hier aber nicht mit einer liegendem Raupe, sondern miit einer sich bewegenden Raupe, die ihren Köper zusammenzieht. Damit verweisen die Figuren, die an enem Fundplatz entdeckt wurdem, von dem aus der Sonnuntergang am 1. Fbruar über dem Hohenstaufen zu sehen ist, auf eine Daseinsform die eine besondere mythologusce Symbolik ver- körp- ert Sie hat in der Vvergangeheit in vielen Kulten nahezu ähnliche Bilder hervorge- bracht. So erzählt die hinduistischen Mythologie von Brahma, der beim Anblick der Raupe in eine tiefe innere Ruhe fiel und dabei zur Überzeugung, kam, dass die Voll- kommenheit der Existenz durch die Wiedergeburt erlangt werden kann. Mit ihrer lang- samen, mühevollen Fortbewegung und dem Leben, das nur die Verwandlung als Ziel hat, verkörpert die Raupe auch ein Sinnbild des Lebens in der Steinzeit. Ihr Dasein spiegelt ein Leben in kleinen Schritten wieder, in dem alle Arbeit langsam und sorgfältig geleistet werden muss, um dieses in kleinen Schritten meistern zu können. Gerade die Raupe verkörpert hier die Schwere eines Lebensweges und wird aus dem Grund auch als Krafttier gesehen. So gilt die Raupe in der Lehre der Krafttiere als das Tier das den Rücken stärkt, um unbeirrt von äußeren Einflüssen den Weg fortfzusetzen. Als Krafttier soll die Raupe zudem dafür sorgen, dass dabei das Herz weich und der Körper be- weglich bleibt. Somit verkörpert die Raupe jenen Aspekt des menschlichen Geistes, der auch widrige Hindernisse zu überwinden weiß und bereit ist, auch unwegsame Pfade einzuschlagen.
Die ´Venus´ und die Raupe, Foto Simon Föhle, eigen
Die Verwandlung der meist unattraktiven Raupe zum fertigen Insekt, das sich in die Luft erhebt, hat Menschen aller Kulturen fasziniert. Am deutlichsten wird dies bei der Verwandlung zum Schmetterling, dessen Bild auch Teil der griechischen Mythologie wurde. Hier erhielt er den Namen Psyche, ein Name, der auch die menschliche Seele bezeichnete. Damit wurde der Schmetterling ein Sinnbild für seelische Prozesse und Wandlungen. Für die verwandelte Raupe, den Schmetterling, begeisterte sich auch der berühmte chinesische Philosoph Tschuangtse, denn er träumte selbst davon ein Schmetterling zu werden. Nur so glaubte er den Geheimnissen der Natur näher zu kom- men und wurde deshalb auch als „Schmetterlingsphilosoph“ bezeichnet. Die Aspekte Tod und Wandlung waren in der Vergangenheit aber auch stets im Bild der alten Mondgöttinnen enthalten .
Schlatthof, Sonnenrichtungen, Geoportal BW
Auf diese Bedeutung des Mondes weist auch der Fundort der Figuren hin, die Ebene der Schlatthöfe hin.Der Geländesporn wird hier durch klare Raumkanten gefasst, deren Winkel die durch die Richtung der großen Mondwende, in die beiden Winkel 24° und 36° geteilt werden. In der Spitze der Fläche, wo zahlreiche Funde gemacht wurden, befindet ich auch der Punkt, von dem aus der südlich gelegene Höhenzug Kriegsebene als idealer Horizont für die Zeitmessung mit Hilfe von Sonnenaufgängen dienen konnte. Doch Raupen dienten in der Vergangenheit auch ganz irdischen Bedürfnissen, denn sie enthalten eine Menge Nährstoffe. Ernährungsphysiologisch sind diese mit denen des Thunfisch, der ganz ähnlichem ungesättigten Fettsäuren enthält. Damit könnte Raupen in Zukunft wieder eine wichtige Rolle bei der Ernährung spielen.
Bilder: Wikipedia: Der Vordere Schlatthof. Foto Derweber, CC BY-SA 3.0 , Venus von Waldstetten, Foto Simon Föhle. Die ´Venus´ und die Raupe, Foto Simon Föhle, eigen/ Simmulation, Schlatthof, Sonnenrichtungen, Geoportal BW, eigen, sunearthtools
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