Freyr und Eber
In der altgermanische Sprache wurde das männliche Schwein mit ebur bezeichnet. In der lateinischen wurde es aper genannt und zeigte damit auch eine Verwandtschaft zum Namen der Frühlingsgöttin Aphrodite. Dies mag seltsam klingen, doch der Eber trägt die Züge der ungebändigten und ungestümen Natur in sich. Beides sind auch Eigenschaft- en der wieder erwachten Natur im Frühling. Eine Erklärung für die sprachliche Ähnlich- keit bietet das lateinische Verb aperire, das öffnen oder aufbrechen bedeutet. Dies ist eine Eigenschaft des unsteten Klimas im April, das nach den letzten Nachtfrösten um den Georgstag herum endgültig in den warmen Sommer übergeht. Eines der frühesten Zeugnisse einer Verbindung eines Fruchtbarkeitsgottes mit einem Eber ist der babylonische Gott Tammuz.

Babylonischer Gott Tammuz
Die babylonischen Texte berichten, wie der Gott von einem Eber getötet und dann zur Wintersonnenwende wieder geboren wurde. Doch inzwischen gibt es auch Meinungen, wie die von James Frazer, der Tammuz selbst in Gestalt eines Ebers sieht und glaubt, dass Tammuz ursprünglich in Gestalt eines Ebers verehrt wurde. Aber auch die Kelten kannten einen mythischen Eber. In den Erzählungen der Brigid kommt der aus der Anderswelt und trug den Namen Torc tríath, oder auch rí torcraide, der König der Eber. In ihm erscheint die Mehrdeutigkeit des Wortes Eber, denn das altirische Wort torc bedeutet sowohl Eber, wie auch Fürst oder Held. Deshalb waren Bildnisse von Ebern auch als Grabbeigaben für das Weiterleben in der Anderswelt sehr beliebt. Gleichzeitig wurden sie aber auch bei Kriegszügen auf Feldzeichen verwendet.

Eber, ein keltisches Feldzeichen
Wie die keltische, so kennt auch die germanische Mytholgie den Eber in Gestalt des Sonnenebers Güllinbürsti, der `goldborstene Sonneneber´. Seine Goldborsten symboli-sierten die Sonnenstrahlen und sie leuchteten so hell, dass selbst die Nacht durch sie erhellt wurde. Dieses `Sonnenschwein´ konnte am Tag, wie in der Nacht noch schneller laufen als ein Pferd. Güllinbürsti taucht erstmals im zehnten Kapitel der Ynglingasaga des altisländischen Dichters Snorri Sturluson auf. Die Sage entstand 1230 und beschreibt die Abstammung der schwedischen Könige. Hier wird er als der ständige Begleiter des Yngvi-Freyr, geschildert dem mythischen Ahnen der schwed-ischen Könige. Wie der griechische Helios, besitzt auch Freyr ein Fuhrwerk, das Güllinbürsti bei Tag und Nacht durch die Luft zieht. Freyr wird als schöner Jüngling mit langen blonden Haaren beschrieben, der sich als freundlich und friedfertig gab. Zu- sammen mit Güllinbürsti erschien er als Sonnenheld, der Glück, Frieden, Sonnenschein und Regen spendete. Er stand für die Vegetation und sorgte für den gedeihlichen den Ackerbau. Aber er konnte ebenso als mutiger Krieger auftreten. In diesen Erzählungen wird ihm am Jul-Fest zur Wintersonnenwende der Eber geopfert, der stellvertretend für den Heros – Sonnenkönig an diesem kürzesten und dunkelsten Tag des Naturkreislauf- es sterben musste, um danach wieder auferstehen zu können.

Burg Alt-Eberstein – Gesamtansicht von Norden, Foto Martin-D
Im Namen der Burg Alt-Eberstein, einer Ruine auf einem Bergsporn nördlich des Ortes Eberstein bei Baden-Baden scheint dieser alte Bezug von Wintersonnenwende und Eber noch durch. Um 1100 entstand hier er Sitz der Grafen von Eberstein, der 1197 als Castrum Eberstein erwähnt wird. Erstmals taucht die Familie in einer Schenkungs-urkunde des Klosters Reichenbach auf, in der der Name `Berthold de Eberstein´ er- scheint. Seine Blütezeit hatte das Geschlecht der Ebersteiner im 13. Jhd. und erlebte seinen Niedergang im 14. Jhd. Als der letzte Graf Wolf(ram) von Eberstein durch seine Streitsucht einen großen Teil der Besitztümer verlor. Im Jahr 1288 gelangte neben der Burg auch Weiler Ebersteinburg an die Badener. Anschließend ließen die Markgrafen die Anlage wohl bedeutend erweitern und nutzten sie zeitweise sogar als Residenz. Von der einstigen Burganlage berichtet heute noch eine Sage. Con dem Bauwerk selbst ist aber nur noch die Schildmauer und der nachträglich auf die Schildmauer aufgesetzte Bergfried vorhanden.

Eberstein Sonnenrichtung
Beim Wühlen nach Nahrung holt der Eber ans Licht, was tief in der Erde verborgen ist und gräbt um, was einer Wandlung bedarf. Mit seiner Art verkörpert er als Krafttier Weisheit, Lebenskraft und Wissen in Einem. Weisheit und unbeugsame Lebenskraft bewiesen in der Sage einst auch die Herren von Eberstein, als sie durch ein listiges Täuschungsmanöver Kaiser Otto von der Erstürmung ihrer Burg abhalten konnten. Dass der Eberstein die Mythologie des Sonnenerbers aber auch verkörpert, zeigt die Lage des Bergspornes. Von ihm aus ist der Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende in der Mitte des südöstlichen gelegenen Bergs zu sehen und am 1. Februar erfolgt der Sonnenaufgang mit dem Bergprofil.
Fotos: Freyr mit Schwert und seinem Eber Gullinborsti, Holzschnitt von Eduard Ade nach Johannes Gehrts (1901)/ Keltisches Eber-Feldzeichen, / Hallein_Keltenmuseum_-_Feldzeichen.Foto Wolfgang Sauber / Burg Alt-Eberstein – Gesamtansicht von Norden, Foto Martin-D, CC BY-SA 2.5 / simulation sunearthtools, opentopomap, Burg Eberstein aus : Die Sage der Burg Alt Eberstein – Frank Baden Moving Photos, /youtube
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